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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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die Hauptrouten bildeten, und gekrümmte Verbindungslinien zwischen ihnen. Darüber hinaus konnte er instinktiv ihre Position im Verhältnis zu den Straßen und Distrikten darüber bestimmen. Jenseits des äußeren Rings trieben offensichtlich wahllos die längeren Verästelungen unter der Iguru-Ebene aus. Eines Tages würde er eine jede dieser hell erleuchteten weißen Röhren abfliegen, um genau festzustellen, wo sie herauskamen. Eines Tages, wenn er die Zeit dazu hatte.
    Für den Moment war er einfach nur froh, dass der äußere Ringtunnel ihn in die Nähe der Grinal Street im Bellis-Distrikt brachte, wo Marcol sich damit abplagte, jemanden mit außergewöhnlich starken Mentalkräften zu zähmen. Edeard hatte seit Monaten, wenn nicht gar länger, keinen tiefen Tunnel mehr benutzt; dergleichen Ausflüge waren selten geworden. Jahrelang hatte er inzwischen schon keine Veranlassung mehr gehabt, in Windeseile irgendwohin zu rasen, schon gar nicht in Konstabler-Angelegenheiten.
    Doch jetzt, da er irgendwo tief unter Lisieux Park dahinjagte, ließ ihn das schiere Hochgefühl die Tatsache verfluchen, dass er im mittleren Lebensabschnitt die Tunnel kaum mehr benutzt hatte. Der Umhang wurde ihm von dem wild an ihm zerrenden Wind fast von den Schultern gerissen. Er streckte die Arme nach vorn, als würde er tauchen. Dann wirbelte er um die eigene Achse wie eine Spindel im Flug. Es war ein lächerlich lustvolles Gefühl, das ihm das Blut wild durch die Adern trieb. Aus reiner Freude darüber, wieder zu leben, jauchzte er hell auf. Und rotierte dabei um und herum. Ein Seitentunnel rauschte vorbei, dann noch einer. Er war beinahe an seinem Ziel in Bellis. Er verspürte einen inneren Drang, den Distrikt nochmals zu umrunden. Marcol und sein Trupp kommen sicherlich ohne mich klar ...
    Plötzlich schoss etwas in der weiten Kurve vor ihm direkt auf ihn zu. Edeard hatte es nie für nötig befunden, in den hellen weißen Tunneln seine Fernsicht zu nutzen, daher war er komplett überrascht. Er hatte gerade noch Zeit, seine dritte Hand zu einem Körperschild zu verhärten, als sie auch schon an ihm vorbeisausten. Zwei Personen, die sich aneinanderklammerten. Jugendliche, die wie verrückt brüllten. Nackt, wie sie auf die Welt gekommen waren, während sie sich leidenschaftlich vereinigten im Flugwind. Für den Bruchteil eines Augenblicks sah Edeard ihre verdutzten, ekstatischen Gesichter, dann waren sie fort, ihre lustvollen Schreie verschluckt im strudelnden Sog. Edeard warf ihnen seine Fernblicke hinterher, doch der Tunnel hatte sie zu schnell getrennt und sie waren hinter ihm bereits um die Kurve verschwunden.
    Nachdem er den ersten Schrecken überwunden hatte, bat Edeard die Stadt, ihn in die entgegengesetzte Richtung zu bringen. Um die Eindringlinge zu verfolgen und zu stellen. Wie immer wurde er langsamer und kam schlitternd auf dem Tunnelboden zum Stillstand. Dann kehrte sich die Kraft, die ihn trug, um, und er flog den gleichen Weg, den er gekommen war, zurück.
    Diesmal schickte er seine Fernsicht voraus. Es war schwierig, durch die Tunnelwände etwas wahrzunehmen, sogar für ihn. Er konnte so eben die Stadt einige hunderte Meter über sich ausmachen, und das auch nur aufgrund der Anlage der Kanäle, die an seine Wahrnehmung stieß. Tatsächlich war es sogar extrem schwierig, entlang des Tunnels irgendetwas zu ertasten.
    Einen Augenblick lang dachte er, ein paar hundert Meter weiter vorn eine Spur von dem Paar erhascht zu haben, doch dann verlor er sie wieder. Als er an der betreffenden Stelle ankam, entpuppte sie sich als ein Seitentunnelabzweig, und er wusste nicht, welchen Weg er nehmen sollte. Rutschend und stolpernd kam er vor der Gabelung zum Stehen. Dann stand er auf dem hell strahlenden Boden und schaute zuerst in die eine Richtung und danach in die andere, als würde er Witterung aufnehmen. Er versuchte, im Gefüge der Tunnelwand nach Erinnerungen zu forschen. Die Stadt speicherte lokale Ereignisse jahrzehntelang in ihrem Gedächtnis.
    Das war die zweite Überraschung an diesem Tag. Es gab nicht eine einzige Erinnerung an das jugendliche Gespann. Edeard konnte zwar die Rückbesinnung des Tunnels an ihn selbst wahrnehmen, wie er vor kaum einer Minute hier vorbeigeflitzt war, aber von den beiden existierte absolut nichts.
    »Wie in der Herrin Namen haben sie ...« Seine Stimme hallte im Tunnel wider, während er stirnrunzelnd in die leuchtende Abzweigung starrte. Für einen Moment glaubte er im Haupttunnel ein leises

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