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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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sich auf die Schnelle nicht ermitteln.«
    Als er jetzt im Salon der Aprikosenhäuschens stand, wurde Edeard klar, dass rechtliche Details, wie die Frage, wann wer was von wem gekauft hatte, letzten Endes vollkommen nebensächlich waren. Das Nest war etwas völlig anderes als Buate; es würde sich nicht durch so etwas Profanes wie die Steuerfahndung aufhalten lassen.
    »Nest ist kein Ausdruck, den wir bevorzugen«, sagte Tathal amüsiert. »Aber er scheint sich irgendwie durchgesetzt zu haben.«
    Eine Vielzahl rascher Gedanken zuckte rings um Edeard durch die Luft. Das gesamte Nest kommunizierte miteinander, es war wie ein plötzlich einsetzender Vogelgesang, über den sie sich miteinander austauschten. Nur dass Edeard nichts davon verstand. Ein ausgesprochenes Unbehagen begann sich in ihm breitzumachen.
    »Ich muss mich doch sehr wundern«, sagte er in leutseligem Ton und gab sich Mühe, sich seine Verunsicherung nicht anmerken zu lassen. »Niemand wollte mir was über euch erzählen.«
    »Wir schätzen zu große Aufmerksamkeit nicht«, erwiderte eine der Frauen. Sie saß zu Tathals Linken, in einen dunkelvioletten, dicken Wollumhang gehüllt. Doch der vermochte ihre Schwangerschaft nicht zu verbergen.
    Der beständige Fluss von mentalem Gezwitscher veränderte sich für einen Moment, klärte sich. »Samilee«, entfuhr es Edeard jäh, als würde er sie schon jahrelang kennen, obwohl sie erst dreiundzwanzig war, und ihr derzeitiges Lieblingsessen bestand aus Qotox-Rührei mit Kräutersoße und geröstetem Fladenbrot. Die Gelüste waren jetzt, nur fünf Wochen vor ihrem Fälligkeitstermin, ziemlich stark. Der Vater ihres Sohnes war entweder Uphal oder Johans.
    Das Wissen durchrieselte Edeard wie ein Schauer.
    »Seid willkommen, Waterwalker«, entgegnete sie förmlich.
    Wieder wirbelten Gedanken umher, als wären die Schatten der Spitzenmuster ringsum in dem Salon in Bewegung.
    »Kann man uns das verdenken?« Das war Halan. Achtundzwanzig Jahre alt und so froh, nach anderthalb Jahrzehnten der unerträglichen Einsamkeit in der Provinz Hapturn in der Stadt endlich eine Heimat gefunden zu haben. Aufgrund seiner herausragenden Begabung, mit Geld umzugehen, war er verantwortlich für die Hauptgeschäfte des Nests.
    »Erinnert Euch doch nur daran, wie die sogenannte vornehme Gesellschaft drauf reagierte, als Ihr ihnen Eure Begabung demonstriert habt«, sagte Johans. Neunundzwanzig und ein äußerst eifriger Verfechter städtischer Mode, hatte er seine eigenen Kleider sowie die der männlichen Nest-Mitglieder größtenteils selber entworfen. Ihm gehörten drei der namhaftesten Ausstattergeschäfte im Lillylight-Distrikt. Ihre ursprünglichen Inhaber waren auf die übliche Art und Weise, auf die sich das Nest spezialisiert hatte, ausgebootet worden.
    »Ein ganzes Regiment ist aufmarschiert, mit dem einzigen Zweck, Euch kaltblütig zu ermorden«, bemerkte Uphal. Ihr oberster Verführer, der den Schwachen, den Unterwürfigen, die wie Ungeziefer in der Stadt wimmelten, eindringlich Mut einflüsterte.
    »Geschichte«, erwiderte Edeard. »Eine Geschichte, die ich persönlich gelenkt habe, damit wir alle ohne Ansehen unserer Talente und Fähigkeiten miteinander leben können.«
    »Damit sie miteinander leben können«, höhnten Kiary und Manel im Verein. Das junge Liebespaar, das seinen wilden Spaß in den Tunneln der Stadt und auch überall sonst in Makkathran hatte: im ovalen Sanktum des Bürgermeisters, auf dem Altar in der Kirche der Herrin, in Edeards und Kristabels großem Bett im zehnten Stock der ...
    Tathal schnippte verärgert mit den Fingern, als Edeard sich zu ihnen umdrehte und sie finster ansah.
    »Das reicht«, rief Tathal sie zur Ordnung. Tathal, der Erste, der sich seiner erwachenden Kräfte bewusst geworden war, der Fänger verlorener, verängstigter Gleicher, der Nährer, der Lehrer, der Vater des Nests. Und der Vater von siebzehn ihrer beeindruckenden zweiten Generation.
    »Oh herrinverdammt«, stieß Edeard zwischen den Zähnen hervor. So erschrocken war er schon lange nicht mehr gewesen. Nicht seit Jahrzehnten. Und selbst da hatte er die Selbstgewissheit der Jugend auf seiner Seite gehabt.
    »Ihr seht also, Waterwalker«, sagte Tathal. »Wie Ihr sind auch wir Querencias Zukunft.«
    »Das sehe ich absolut nicht.«
    »Aber habt Ihr nicht selbst gesagt, dass als Zeichen der menschlichen Reife Anwender mit stärkeren mentalen Fähigkeiten in der Leere auftauchen würden?«, sagte Halan.
    »Was?«
    »Ich hab' mich

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