Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
ein Mann war ein Garant für genau die Art von Stabilität, wie Mirnatha sie brauchte. Und bitte sehr, da waren sie, noch immer ein Paar, dreißig Ehejahre und neun Kinder später.
»Also, was gibt's Neues?«, fragte Mirnatha, während sie sich gemütlich in einem Sofa zurücklehnte und einem der Ge-Schimpansen ihre Tasse Tee wieder abnahm.
Edeard zögerte. Das willst du nicht wirklich wissen. »Nicht viel. Werd' noch immer herumkommandiert.«
Mirnatha klatschte entzückt in die Hände. »Exzellent. Gut gemacht, Schwesterchen. Man muss sie an der kurzen Leine halten, sage ich.«
Edeard und Olbal wechselten einen gepeinigten Blick.
»Wir haben nichts gesagt, aber er kandidiert endlich doch für das Bürgermeisteramt«, berichtete Kristabel.
»Im Ernst?«, fragte Olbal fasziniert.
»Es ist alles eine Frage des richtigen Zeitpunkts«, erklärte Edeard.
»Wirst du irgendwas ändern?«
Ich nicht. Aber mein Wort zählt momentan ja nicht viel. Er blickte auf Alfal und Fanlol, die beiden Jüngsten, und lächelte grimmig. »Ich denke, die Dinge sind recht gut, so wie sie im Augenblick sind. Ich werd' versuchen, sie auf diesem Kurs zu halten.« Scherzhaft stupste er mit seiner dritten Hand Alfal an, als der Junge mit einem alten Holzwägelchen gegen ein Stuhlbein rummste. Alfal drehte sich, ein spitzbübisches Grinsen auf seinem süßen kleinen Gesicht, zu ihm um und knuffte ihn mit seiner dritten Hand zurück. Seine Stoßkraft war überraschend stark für ein dreijähriges Kind.
»Ist er nicht ein strammes Bürschchen, mein kleiner Mann?«, sagte Mirnatha, ganz die stolze Mutter. »Aber andererseits sind sie das alle. Das macht die frische Landluft, in der sie aufwachsen. Ihr beide solltet wirklich mal 'ne Weile raus aus der Stadt.«
»Würd' ich ja gern«, sagte Edeard. »Es war schon immer mein Traum, eine lange Reise über das Meer zu unternehmen und neue Kontinente zu entdecken.«
»Wie Captain Allard, eh?«, fragte Olbal. »Na, das wär' doch mal was. Wer weiß, vielleicht würd' ich sogar bei dir anheuern.«
»Nur über meine Leiche«, protestierte Mirnatha.
»Die Familien würden selbstverständlich mit uns kommen«, erklärte Edeard ruhig. »Schließlich würde die Reise Jahre dauern.«
»Wie bitte? Einschließlich der Kinder?«
Er zuckte die Achseln. »Wieso nicht?«
»So große Schiffe gibt's überhaupt nicht«, sagte Kristabel.
»Dann bauen wir sie eben.«
»Eine Flotte«, sagte Olbal. »Die Idee gefällt mir.«
Kristabel und Mirnatha sahen sich an. »Männerträume«, rief Mirnatha aus. »Das wird niemals passieren.«
Nach dem Abendessen fragte Olbal Edeard, ob er einen Moment Zeit für ihn habe, und sie begaben sich hinaus auf den Dachgarten. Hell leuchteten Ku und Honious am nächtlichen Himmel, vor allem Honious mit seinen bauchigen, rubinroten, von schwefelfarbenen Nebelfetzen umsponnenen Wolken, die ein geheimnisvolles Zentrum in sich bargen, in das, wie es hieß, die verlorenen Seelen hinabstürzten. Die Menschen empfanden es als schlechtes Omen, dass er die Nacht mit den Skylords teilte. Sie waren gerade eben über dem Horizont zu erkennen, fünf funkelnde Punkte, die stetig mit jeder Nacht größer wurden.
Edeard beäugte sie aufs Genaueste. Für gewöhnlich war er bei ihrer bevorstehenden Ankunft immer von aufgeregter Vorfreude und innerer Zufriedenheit erfüllt gewesen, doch nun, da er über die wahre Natur des Nests im Bilde war, konnte er sich des Gedankens nicht erwehren, dass die Untergangspropheten unter Umständen recht hatten.
»Geht's dir gut?«, fragte Olbal.
»Ja, sicher, entschuldige. War in Gedanken bloß bei dieser ganzen Bürgermeistergeschichte.«
»Das kann ich verstehen. Besser du als ich.«
Edeard rang sich ein Lächeln ab. »Was wolltest du mich fragen?«
»Ah.« Olbal lehnte sich an das starke Geländer und blickte hinaus auf den Grand Central Canal. »Ich weiß, dass es bescheuert klingt, dass ich wahrscheinlich viel Wirbel um nichts mache ...«
»Aber?«
»Mein Neffe, Constatin, er ist vor drei Wochen in Makkathran eingetroffen. Er wollte dieses Jahr direkt mit den Kaufleuten über den diesjährigen Preis für unsere Apfel und Birnen verhandeln. Normalerweise wickeln wir das alles mit Garroy aus dem Hause Linsell ab. Und ich hatte vor, diese Geschäftsbeziehung fortzusetzen.«
»Ich kenne die Familie Linsell, sie gehören zu den Hauptanbietern von Früchten auf den Märkten Makkathrans.«
»Ja, nun ja ... die Sache ist, Constatin ist
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