Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
nicht eingestehen, wie bereitwillig sie den Preis dafür bezahlt hat.«
»Und was wäre das für ein Preis?«
»Verrat. Das hat es gekostet, Sie ausfindig zu machen.«
»Hmm. Interessante Analyse. Was uns wieder zu unserer gegenwärtigen Lage zurückführt. Sie haben also vor, mich zum Spike zu bringen, um dort Ozzie zu treffen. Und dann?«
»Keine Ahnung.«
»Ihr unbekannter Auftraggeber muss Ihnen doch irgendeinen Hinweis mitgegeben haben, einen groben Plan. Wenn Sie als Feldagent effektiv sein wollen, müssen Sie in der Lage sein, permanent Ihre Alternativen ausloten zu können. Was, wenn die Lindau von der Gegenseite ausgeschaltet wird - wer immer diese Gegenseite auch ist. Was, wenn jemand mich raushaut?«
Aaron lächelte. »Dann töte ich Sie.«
Die Kabine, die Corrie-Lyn und Inigo sich teilten, war klein. Zwar war sie für fünf Besatzungsmitglieder gedacht, doch der Navy-Dienstplan mit seinen Schichtwechseln alle paar Stunden brachte es mit sich, dass sie zu keinem Zeitpunkt von mehr als zwei Personen gleichzeitig benutzt werden würde. Nichtsdestotrotz vermutete Inigo, dass sie sehr eng miteinander befreundet gewesen sein mussten. Beide Kojen waren ganz ausgefahren und in einem Zehn-Grad-Winkel arretiert, wobei ihre Kanten sich wie nach einem Hitzeschaden aufwarfen. Alles in allem schränkten sie den Platz in der Kabine nur empfindlich ein und waren zum Schlafen absolut nicht zu gebrauchen. Stattdessen hatte Inigo einfach ein paar Decken auf dem Boden zusammengelegt und ein lauschiges Nest aus ihnen gebaut.
Als er nach dem Frühstück dorthin zurückkehrte, saß Corrie-Lyn im Schneidersitz in der Mitte des zerknitterten Deckenstapels und schlürfte an einer großen Tasse schwarzen Kaffees. Eine leere Instantpackung lag neben ihr auf dem Boden.
»Und? Kann man ihn trinken?«, fragte er.
Sie hob das Instantpack aus Metallfolie hoch. »DeSavoels beste Hochlandbohne. Man nimmt, was man kriegt.«
»Jedenfalls sollte er gegen den Kater helfen.« Unbeholfen ließ er sich auf eine Kojenkante nieder und spürte, wie das Ding leicht unter ihm nachgab. Was es eigentlich nicht tun sollte.
»Danke, mir geht's schon besser«, knurrte sie.
»Vielleicht finden wir ja auch noch eine Kaffeesorte, die deine Einstellung ändert.«
»Fang jetzt nicht damit an.«
»Was, zum Honious, ist dir passiert?«
Augenblicklich verwandelte sich Corrie-Lyns niedlich sommersprossiges Gesicht in eine Grimasse des Zorns. »Stell dir vor, jemand hat mich sitzenlassen. Nicht nur mich, nein, die ganze verdammte Bewegung gleich mit. Ist aufgestanden und ohne ein Wort gegangen, ohne die geringste Erklärung, warum. Alles, was ich geliebt habe, woran ich geglaubt habe, war weg, wurde mir einfach entrissen. Ich hatte dir und deinen Träumen, die du uns verheißen hast, Jahrzehnte meines Lebens geopfert. Und als ob das nicht schon genug wäre. Ich hatte keine Ahnung! Nicht die leiseste Ahnung, wieso du abgehauen bist. Herrinverflucht, ich wusste nicht mal, ob du noch lebst. Wusste nicht, ob du uns abgeschrieben hattest, ob alles nur ein großer Irrtum war, ob du deine Zuversicht verloren hattest. Ich. Wusste. Es. Nicht. Mit nichts hast du mich zurückgelassen. Ein phantastisches Leben voller Hoffnung und Liebe und Glück - zunichte gemacht in einer einzigen Sekunde. Hast du irgendeine Vorstellung davon, wie das ist? Nein, ganz offensichtlich nicht, denn dann würdest du nicht dasitzen und die dümmsten Fragen des Universums stellen. Was passiert ist? Du Scheißkerl. Von mir aus kannst du zum Honious fahren.«
»Tut mir leid«, sagte er geknickt. »Es ist ... dieser finale Traum, den ich hatte. Es war einfach zu viel. Wir führten niemanden zur Erlösung. Makkathran, Edeard, die ganze Zivilation dort waren ein glücklicher Zufall, ein wunderbares einmaliges Ereignis, das gerade den richtigen Zeitpunkt abgepasst hatte. Es darf sich niemals wiederholen, nicht, nachdem wir die Fähigkeiten der Leere kennen. Die Raiel hatten recht, die Leere ist ein Monster. Sie sollte zerstört werden.«
»Aber wieso?«, platzte sie heraus. »Was ist mit diesem Letzten Traum?«
»Nichts«, flüsterte er. »Er zeigt nur, dass selbst Träume am Ende zu Staub werden.«
»Aber warum hast du uns das -?«
»Nicht gesagt?«
»Ja!«
»Weil etwas so Großes, so Mächtiges wie Living Dream nicht von heute auf morgen beendet werden kann. Die Bewegung hatte zehn Milliarden Anhänger, als ich ging. Zehn Milliarden! Ich konnte mich doch nicht einfach zu ihnen
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