Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
lediglich verzögern.«
»Wenn wir genug Zeit herausschinden, schafft es ANA vielleicht, auszubrechen.«
»Und wenn wir die Pilgerfahrt zu lange verhindern, bietet Ilanthe Araminta unter Umständen einen Flug mit ihrem Schiff an. Dann hätten wir wirklich ein Problem.«
»Viel mehr Sorgen macht uns, was die Leere tun würde«, sagte der Admiral. »Sie hat schon eine Expansion initiiert, als Araminta sie das erste Mal zurückzuweisen versucht hat. Wenn wir Araminta blockieren, lässt sich nicht absehen, wie die Leere darauf reagiert. Im Klartext: Sie weiß jetzt, wo wir leben.«
»Also brauchen wir nach wie vor eine Alternative.«
»So ist es. Paula ... Haben Sie irgendeine Ahnung, was Gore im Schilde führt?«
»Nein, leider nicht.«
»Verdammt. Nun, damit stünden wir dann wohl so ungefähr mit nichts da.«
»Ich dachte, die Raiel hätten auf unsere Anfrage hin eingewilligt zu versuchen, die Sol-Barriere zu durchbrechen.«
»Ja. Qatux hat eingewilligt, zu helfen. Wir nehmen an, dass der High Angel innerhalb der nächsten Stunde zur Erde aufbricht. Die Navy ist zurzeit dabei, seine Kernbesatzung runter nach Kerensk umzuquartieren, einschließlich meiner Wenigkeit. Schließlich weiß keiner, ob er zurückkommen wird.«
»Ich sehe ihre Beteiligung mal als vielversprechend an. Es gibt dieser Tage nicht viel, das die Raiel in Wallung geraten lässt.«
»Ich schätze, Ilanthe und Araminta haben es geschafft, ihre Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.«
»Stimmt.«
»Haben Sie sonst noch was für mich?«
»Tut mir leid, Admiral, aber die einzige andere verbliebene Möglichkeit ist, dass Inigo sich am Leben und auf der Lindau befindet.«
»Inwieweit soll uns das helfen? Er hat doch mit diesem ganzen ozzieverdammten Irrsinn überhaupt erst angefangen.«
»Eben. Gut möglich, dass er ihn auch beenden kann. Immerhin war sein Sinneswandel krass genug, um Living Dream den dritten Finger zu zeigen. Einige einflussreiche Leute waren der Auffassung, dass das den Aufwand beträchtlicher Anstrengungen und Energie rechtfertigte, um ihn zu finden.«
»Was schlagen Sie vor? Die Lindau abzufangen?«
»Keine gute Idee. Noch nicht. Dieser Kerl Aaron kennt nur seinen Auftrag und ist bei seiner Jagd schon unzählige Male über Leichen gegangen. Er könnte durchaus Anweisungen haben, Inigo im Falle einer Gefährdung der Mission zu eliminieren.«
»Vielleicht aber auch nicht.«
»Zugegeben. Aber wenn Inigo unsere letzte Chance ist, und er sich an Bord dieses Aufklärungsschiffes befindet, können wir das nicht riskieren. Es ist ein kleines Schiff. Aaron hat keine Rückzugsmöglichkeit, kann nirgendwohin fliehen. Die Vernunft würde nahelegen zu warten, bis er den Spike erreicht hat. Das eröffnet uns in taktischer Hinsicht mehr Optionen.«
»Also gut, Paula, es ist ein loses Ende, das ich nicht unberücksichtigt lassen will. Wir brauchen jedes Fünkchen Hoffnung, das wir aufbringen können.«
»Ich pass schon auf, dass er mir nicht durchs Netz geht. Im Fall des Falles kann ich mit meinem Schiff binnen kurzem am Spike sein.«
Wieder rannte er durch die große Halle mit ihrem kristallinen Gewölbe. Menschen stoben vor ihm auseinander, Menschen in Angst. Kinder. Kinder, denen Tränen über ihre süßen kleinen Gesichter strömten.
Unter all seiner Verunsicherung und Verwirrung wusste er, dass es so nicht sein sollte. Ein Gedanke, an dem er unerschütterlich festhielt. Eine einsame Überzeugung in einer Welt, die fürchterlich falsch war. Die menschliche Gesellschaft war dafür da, ihre Kinder zu schützen. Das war ein Fundament, auf dem sich ruhig schlafen ließ. Nicht, dass solche Gewissheit in der physischen Realität, die ihn umgab, irgendetwas bedeutete.
Überall um ihn herum feuerten Waffen, feine farbige Linien formten komplexe, gitterartige Muster in der Luft. Kraftfelder fügten dem Bild einen malvenfarbenen Nebeldunst hinzu. Dann kam die Kakophonie der Schreie.
Er rannte, warf sich über eine Gruppe weinender Kinder. Nicht gut: Die Dunkelheit folgte ihm und ergoss sich durch den riesigen Raum wie eine einsetzende Flut, wogte um ihn herum. Und inmitten eines Getöses aus funkelnden Farben spürte er ihre Hand auf seiner Schulter. Der Schmerz setzte ein, brannte sich durch sein Fleisch, suchte und fand seine Seele.
»Du verlässt mich nicht«, flüsterte sie ihm seidig ins Ohr.
Er wehrte sich, wand sich unter ihrem Griff, als der Schmerz allmählich ersetzt wurde durch noch entsetzlichere Kälte. »Niemand
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