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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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rumzuliegen und sich selbst leidzutun. Zuerst einmal musste sie ihre Füße ein bisschen säubern. Behutsam schob sie ihre Beine über die Bettkante und zog langsam ihre verdreckten Sachen aus. Die Klamotten hatten es eindeutig hinter sich und waren reif für die Tonne.
    Das Zimmer besaß einen Cybersphären-Nodus gleich neben dem Bett, so alt, dass er wahrscheinlich installiert worden war, unmittelbar nachdem das Drycoral in Form gewachsen war. Den neuen Account benutzend, den sie in Colwyn City im Büro von Larils fragwürdigem Unternehmen Spanish Crêpes eingerichtet hatte, begann Araminta, auf dem kleinen Tastenfeld des Nodus herumzudrücken. Miledeep Water konnte zwar mit keinem großen Einkaufszentrum auf der grünen Wiese aufwarten, dafür gab es auf halber Höhe der Stoneline Street eine Fülle von kleinen Geschäften, wo sie alles bekam, was sie brauchte. Der Reihe nach griff sie auf deren halbintelligente Shopsysteme zu, gab ihre Bestellungen auf und setzte die Artikel auf die Liste des Lieferservices, den sie angeheuert hatte.
    Dann ging sie hinüber ins Bad. Dort setzte sie sich auf den Rand der Wanne, regulierte das Wasser auf knapp unter Körpertemperatur und steckte vorsichtig ihre Füße hinein. Der lauwarme Strom spülte den ärgsten Dreck und das meiste verkrustete Blut ab, und danach sahen sie schon gleich ein bisschen besser aus. Während sie sie trocknen ließ, klopfte es an der Tür. Zum Glück stellte das Motel Frotteemäntel bereit. Sie hatte angenommen, dass der Lieferservice aus einer Kurierkiste bestehen würde, die auf Regrav dahergeschwebt kam, alles schön zeitgemäß und unpersönlich. Stattdessen stand, nachdem sie zur Tür hinübergehumpelt war, ein junges Teenagermädchen auf der Schwelle, auf dem Kopf eine Kappe mit dem Logo des Lieferunternehmens und mit mehreren großen Umhängetaschen.
    Araminta war froh, dass ihr Haar noch völlig zerzaust und der abgetragene Bademantel ein lächerlich rot-weiß gestreifter Fetzen war. Selbst wenn das Mädchen alles über den Zweiten Träumer gewusst hätte, hätte es sie in diesem Aufzug niemals erkannt.
    »Ich glaube, Ranto ist eben auf die Einfahrt eingebogen«, sagte sie, nachdem sie sich als Janice vorgestellt hatte, und überreichte Araminta ihre Taschen.
    »Ranto?«
    »Haben Sie nicht bei Smokey James Essen bestellt? Er liefert für sie aus.«
    »Ah. Ja. Danke.« Araminta konnte nicht feststellen, ob Janice auf ein Trinkgeld aus war oder nicht. Es sagte viel über Miledeep Waters Wirtschaft aus, wenn man für Dienstleistungen wie diese Menschen statt Bots einsetzte. Auf jeden Fall aber konnte sich Araminta erinnern, wie sehr sie selbst vor nur einem halben Jahr auf die Trinkgelder im Nik's angewiesen gewesen war. Also zog sie ihren Credit-Jeton hervor, was offensichtlich das Richtige war, denn Janice lächelte dankbar.
    Noch bevor sie die Tür wieder geschlossen hatte, erschien besagter Ranto und lieferte die fünf Thermplastikschachteln mit Essen von Smokey James bei ihr ab. Dies stürzte Araminta augenblicklich in ein Dilemma. Eigentlich hätte sie dringend ein paar von den Medikits, die sie gekauft hatte, anwenden müssen, aber der Duft, der aus den Essensschachteln quoll, war zu viel für ihren Magen, sie konnte förmlich hören, wie er in heftiger Erwartung rumorte. Also setzte sie sich wieder aufs Bett, hielt ihre Füße ein Stück weit über den Boden und machte sich über die Schachteln her. Es gab Pfannkuchen mit Beerensirup und Sahne, gefolgt von einem üppigen Frühstück aus Räucherspeck, einheimischem Chulfy-Rührei, Röstis, gebackenem Galow und gebratenen Pilzen; in der Getränkebox befanden sich eisgekühlter Orangensaft und eine Literflasche English-Breakfast-Tee; den Abschluss bildeten schließlich getoastete Muffins. Nachdem sie ihr bescheidenes Mahl beendet hatte, taten ihr die Füße schon nicht mehr ganz so weh. Nichtsdestotrotz trug sie den antiseptischen Wundreiniger auf, der wie die Hölle brannte und sie mehrmals gequält zusammenzucken ließ. Dann sprühte sie beide Füße mit synthetischer Haut ein und verschloss das misshandelte Fleisch unter einem schützenden Film. Als sie fertig war, rollte sie sich an Ort und Stelle auf der Matratze zusammen und fiel augenblicklich wieder in Schlaf.
    Als sie erwachte, war es dunkel, und sie brauchte einen Augenblick, um sich zu orientieren. Irgendetwas war irgendwo nicht ganz richtig und machte ihrem Unterbewusstsein zu schaffen. Sie glaubte nicht, dass es eine weitere

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