Myron Bolitar 03 - Der Insider
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»Benehmen Sie sich anständig.«
»Ich?«, sagte Myron. »Ich bin doch immer ganz entzückend.«
Myron Bolitar wurde von Calvin Johnson, dem neuen Manager der New Jersey Dragons, durch einen Korridor in der unbeleuchteten Meadowlands-Arena geführt. Das Klicken der Absätze auf den Fliesen hallte zwischen den leeren Harry-M.-Stevens-Kiosken, Carvel-Eiskarren, Brezelbuden und Souvenirständen. Die Wände verströmten den Geruch von Sportstadion-Hotdogs - ein gummiartiges, chemisches und dabei doch herrlich nostalgisches Aroma. Die Stille des Ortes hüllte sie ein. Es gibt nichts Hohleres und Lebloseres als ein leeres Sportstadion.
Calvin Johnson blieb vor der Tür zu einer VIP-Loge stehen. »Auch wenn das Ganze Ihnen gleich ein bisschen seltsam vorkommt«, sagte er, »spielen Sie einfach mit, okay?«
»Okay.«
Calvin griff zur Klinke und atmete tief durch. »Clip Arnstein wartet da drin auf uns, der Eigentümer der Dragons.«
»Und doch erzittere ich nicht«, sagte Myron.
Calvin Johnson schüttelte den Kopf. »Verhalten Sie sich nicht wie ein Vollidiot.«
Myron deutete sich auf die Brust. »Ich hab doch sogar 'ne Krawatte um und alles.«
Calvin Johnson öffnete die Tür. Die VIP-Loge lag direkt über der Platzmitte. Ein paar Arbeiter montierten gerade den Basketballboden über dem Eishockey-Eis. Gestern hatten die Devils gespielt. Heute waren die Dragons dran. Die Loge war gemütlich eingerichtet: vierundzwanzig Polsterstühle, zwei Fernsehmonitore, auf der rechten Seite ein holzvertäfelter Tresen für das Essen - normalerweise Brathähnchen, Hotdogs, Kartoffelteigtaschen, Würstchen, Paprika-Sandwichs und Ähnliches. Links stand ein Messingkarren mit einer gut sortierten Bar und einem Minikühlschrank. Die Loge hatte sogar eine eigene Toilette - damit die erfolgreichen Geschäftsleute nicht inmitten des ungewaschenen Volks urinieren mussten.
Clip Arnstein drehte sich zu ihnen um. Er trug einen dunkelblauen Anzug und eine rote Krawatte. Über den Ohren zierten graue Haarbüschel seine Glatze. Er war ein kräftig gebauter Mann, der auch mit über siebzig Jahren noch eine breite, muskulöse Brust hatte. Auf seinen großen Händen zeigten sich braune Flecken und die Venen traten wie Gartenschläuche hervor. Keiner sagte etwas. Keiner bewegte sich. Clip musterte Myron einige Sekunden lang von Kopf bis Fuß.
»Wie gefällt Ihnen die Krawatte?«, fragte Myron.
Calvin Johnson warf ihm einen warnenden Blick zu.
Der Alte machte keine Anstalten, ihnen entgegenzukommen. »Wie alt sind Sie jetzt, Myron?«
Interessante Einstiegsfrage. »Zweiunddreißig.«
»Spielen Sie noch?«
»Ein bisschen«, sagte Myron.
»Halten Sie sich fit?«
»Soll ich ein paar Muskeln spielen lassen?«
»Nein danke, nicht nötig.«
Keiner bot Myron einen Stuhl an oder setzte sich. Natürlich gab es hier nur die Zuschauersitze, trotzdem war es eigenartig, bei einer Geschäftsbesprechung zu stehen. Da saß man eigentlich. Und so wurde das Stehen plötzlich schwierig. Myron fühlte sich ganz kribbelig. Er wusste nicht, wohin mit den Händen. Er zog einen Stift aus der Tasche und hielt ihn in der Hand, aber auch das fühlte sich falsch an. Zu Bob-Dole-artig. Er steckte die Hände in die Taschen und stellte sich seltsam schräg, wie der lässige Kerl im Sears-Versandhauskatalog.
»Myron, wir möchten Ihnen ein interessantes Angebot machen«, sagte Clip Arnstein.
»Angebot?« Der Verhörspezialist hakte nach.
»Ja. Sie wissen natürlich, dass ich es war, der Sie damals gedrafted hat.«
»Klar.«
»Vor zehn, elf Jahren, als ich noch bei den Celtics war.«
»Ich weiß.«
»In der ersten Runde.«
»Das weiß ich alles, Mr Arnstein.«
»Sie waren ein wirklich vielversprechender Spieler, Myron. Sie waren klug. Sie hatten unglaubliches Gespür fürs Spiel. Sie waren ein Riesentalent.«
»I coulda been a contenda«, sagte Myron.
Arnstein runzelte die Stirn. Sein Stirnrunzeln war berühmt, er hatte es fünfzig Jahre lang im professionellen Basketballgeschäft kultiviert. Zum ersten Mal war es in die Öffentlichkeit getreten, als Clip in den vierziger Jahren für die inzwischen aufgelösten Rochester Royais gespielt hatte. Größere Bekanntheit erreichte es, als die Boston Celtics unter ihm als Trainer zahlreiche Meisterschaften gewannen. Zum legendären Markenzeichen war es geworden, als er als Manager der Mannschaft die vielen berüchtigten Spielerwechsel durchzog (und dabei der Konkurrenz die Flügel stutzte, daher der Spitzname
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