Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
Rückkehr.«
»Weitverbreiteter Irrtum«, erwiderte Tomansio. »Jeder von uns versteht ihre Fehler, aber das heißt nicht, dass wir sie ihr auch verzeihen. Es stimmt, wir wurden aus ihrer Entschlossenheit geboren, doch inzwischen sind wir weit über sie hinausgewachsen.«
»Zögling-Meister-Verhältnis, was?«, fragte Oscar zweifelnd.
»Exakt. Sie hat eine Menge bewirkt zu ihrer Zeit, wovon das meiste unheilvoll war. Wir sind so ziemlich das einzig Gute, das jemals aus Cats Leben erwuchs.« Er hob eine Augenbraue. »Sofern sie keine Kinder hat ...«
Oscars Antwort bestand nur aus einem schiefen Grinsen.
»Eben«, fuhr Tomansio fort. »Daher ist ihre Weiterexistenz, wenn auch in Suspension, in gewisser Weise eine Beleidigung für uns. Sie führt bloß zu Missverständnissen wie diesem.«
»Far Away hat Zeter und Mordio geschrien, als Investigator Myo sie verhaftet hat«, hielt Oscar dagegen.
»Far Away, ja«, entgegnete Beckia. »Aber nicht wir. Zu der Zeit war sie bereits zu einer Art Symbol für Far Aways Unabhängigkeit geworden. Ihre Verhaftung wurde als repressiver politischer Akt seitens eines autoritären Commonwealth gegen die Planetenregierung gesehen. Ich möchte darauf hinweisen, dass die Unruhen ziemlich schnell aufgehört haben, als die Einzelheiten über die Gräueltaten der Pantar Cathedral bekannt geworden sind.«
»Aber ihre Grundsätze bestehen für uns weiter«, sagte Tomansio. »Der Glaube an Festigkeit und Stärke. Seit unserer Gründung haben wir unseren Kodex niemals gebrochen. Wir bleiben unseren Auftraggebern gegenüber absolut loyal, komme, was wolle. Nicht einmal The Cat hat dieses eherne Gesetz überschritten. Und ganz bestimmt würden wir kein doppeltes Spiel mit dir treiben. Oscar, als du dich selbst geopfert hast, damit unsere Spezies weiterbestehen konnte, hast du die ultimative menschliche Stärke bewiesen. Ich hab es dir schon einmal gesagt, wir respektieren dich fast ebenso sehr wie The Cat.«
Oscar blickt in Tomansios ebenmäßiges Gesicht, das so voller Aufrichtigkeit war, nur für einen Hauch unterstützt von seinen Gaiafield-Emissionen. Er hoffte inständig, dass seine eigene Beschämung nicht allzu offenkundig war. »Na schön.«
»Abgesehen davon war das nicht unsere Cat, nicht die Gründerin der Knight Guardians. Wenn wir nicht dir verpflichtet wären, wäre es mir ein großes Vergnügen, sie persönlich aufzuspüren und in Erfahrung zu bringen, welche Fraktion unsere Cat für ihre eigenen Ziele in den Schmutz gezogen hat. Sagtest du nicht, sie hätten noch mehr von ihr geklont?«
»Das ist Geschichte«, erwiderte Oscar, während er aus der Kapsel stieg, matt. Beckia und Tomansio tauschten ein Grinsen aus und folgten ihm hinaus auf den sauber getrimmten Rasen.
Mr Bovey war bereits aus dem Haus gekommen, um der Kapsel entgegenzugehen. Genauer gesagt: drei von ihm. Oscar war noch nie einem Multiple begegnet, jedenfalls nicht wissentlich. Er konnte sich nicht mal erinnern, auf Orakum überhaupt jemals etwas von ihnen gehört zu haben. Der Anführer des Trios, der, der vorne stand, besaß eine dunkle Haut und ein Gesicht, das sogar noch mehr Falten aufwies als Oscars; ein paar graue Haarsträhnen bedeckten seine Schläfen. Zu seiner Linken stand ein orientalisch wirkender Mann. Der dritte war ein junger Teenager mit einem dichten blonden Haarschopf. Keiner von ihnen ließ irgendetwas in das Gaiafield dringen. Trotzdem erkannte Oscar schon an ihrer Haltung, dass sie sich als extrem stur herausstellen würden.
Oscar bereute augenblicklich, dass er die Uniform der Ellezelin-Truppen trug, die gerade jetzt für jeden Bürger Viotias ein riesiges rotes Tuch darstellte. Dann begann sich eine tiefer sitzende Schuld in ihm zu regen. Seine Anwesenheit war nicht durch die Ellezelin-Autorität gedeckt - nein, sein Auftraggeber war um einiges mächtiger als sie. Und das war das Problem. Die Befugnis und Macht, in irgendjemandes Haus einzumarschieren und dessen Kooperation zu verlangen, war genau die Art von faschistischer Unterdrückung, die so sehr die politischen Instinkte des jungen Oscar Monroe geweckt hatte. Was ihn wiederum am College in die Arme der Sozialistischen Partei getrieben und letztendlich zur Folge gehabt hatte, dass er von radikalen Elementen verführt worden war. Eine Reise, die mit der Tragödie von Abadan Station ihr Ende gefunden hatte.
So viel zum Thema ›Hier schließt sich der Kreis‹. Aber wir müssen sie finden. Übergeordnete Zwänge — der
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