Tatsache Evolution
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|11| Vorwort
Neben der Bibel hatte im christlichen Kulturkreis bisher kaum ein Buch eine derartige Wirkung wie Charles Darwins
Origin of
Species
(1859, 6. Auflage 1872). Das vor 150 Jahren erstmals veröffentlichte, schwer verständliche Werk wird zwar häufig zitiert, aber im Gegensatz zur »Heiligen Schrift« selten im Detail studiert. In diesem Buch zum »Darwin-Jahr 2009«, das aus einem Seminar für Studierende der Biologie an der Universität Kassel hervorgegangen ist, wird dargelegt, was Darwin wirklich sagte, wo er sich geirrt hat und welche seiner fünf Theorien zum Artenwandel durch nachfolgende Forschungen bestätigt werden konnten. In einem biographischen Teil ist das Leben und wissenschaftliche Gesamtwerk von Darwin beschrieben , der als »Mozart der Biologie« gewürdigt wird. Ich werde darlegen, welche Rolle der Zufall in der etwa 3500 Millionen Jahre andauernden Evolution gespielt hat, und in diesem Zusammenhang immer wieder auf statistisch betrachtet sehr unwahrscheinliche Zufallsereignisse hinweisen, die sich im Verlauf der letzten Jahre tatsächlich ereignet haben. Weiterhin wird umfassend begründet, warum die Evolutionsforscher das Andersartigwerden der Organismen im Verlauf der Jahrmillionen seit langem als Tatsache akzeptiert haben.
Nach Beschreibung der auch auf der Ebene der Gene nachgewiesenen natürlichen Selektion wird die Weiterentwicklung von Darwins klassischer Deszendenztheorie über den Neo-Darwinismus bis zur modernen
Evolutionsbiologie
geschildert, die heute ein System verschiedener Theorien aus den Lebens und Erdwissenschaften darstellt. Hierbei werden auch die Biographien und Werke einiger anderer bedeutender Evolutionsforscher , die noch immer im Schatten von Darwin stehen, vorgestellt . Der Leser erfährt u. a., warum selbstloses (altruistisches) Verhalten nicht im Widerspruch zu Darwins Selektionsprinzip steht, dass die sich stetig wandelnde Erde tatsächlich exakt 4527 Millionen Jahre alt ist und warum es in der Natur kein intelligentes Design gibt. Wir werden außerdem alle bedeutenden |12| Theorien des Biologen und Geologen Charles Darwin kennen lernen und begründen, warum der britische Privatgelehrte einer der vielseitigsten und genialsten Naturforscher seiner Zeit war.
In allen Kapiteln wurden Darwins englischsprachige Originalwerke zu Grunde gelegt. Da es nicht möglich ist, sämtliche im veralteten Englisch des 19. Jahrhunderts geschriebene Sätze exakt in unsere moderne deutsche Sprache zu übertragen, habe ich an einigen Stellen das Original zitiert und meine sinngemäße Übersetzung in Klammern beigefügt. Die weniger problematischen »Darwin-Passagen« wurden ohne Aufführung des Originaltextes ins Deutsche übertragen. Diese Vorgehensweise möchte ich mit einem folgenschweren Übersetzungsfehler rechtfertigen, der noch heute Nachwirkungen zeigt. Das im November 1859 erschienene »Artenbuch«
On the Origin of Species
by Means of Natural Selection, or the Preservation of Favoured
Races in the Struggle for Life
wurde bereits 1860 von H. G. Bronn in Deutschland unter der Überschrift
Charles Darwin,
Über die Entstehung der Arten im Thier- und Pflanzen-Reich
durch natürliche Züchtung, oder Erhaltung der vervollkommneten
Rassen im Kampfe um’s Daseyn
veröffentlicht und insbesondere von Ernst Haeckel popularisiert. Zwei Begriffe wurden hier sinnentstellt (bzw. falsch) übersetzt. Unter dem Wortpaar »Favoured Races« verstand Darwin »optimal an die Umwelt angepasste Varietäten«, und der »Struggle for Life« bedeutet »Daseins-Wettbewerb«. Von Personen, die über kein biologisches Fachwissen verfügen, wurden Darwins »begünstigte Rassen« mit dem so genannten »Sozial-Darwinismus«, der sich auf die Spezies Mensch bezieht, in Verbindung gebracht. Zur Abstammung des Menschen äußerte sich Darwin (1859/1872) aber nur beiläufig in einem Nebensatz. Der »Kampf ums Dasein « wurde ebenfalls immer wieder von politisch »rechts« wie »links« eingestellten Personengruppen als Parole missbraucht. Bei Darwin geht es jedoch nicht primär um Konfrontationen zwischen aggressiven Tieren, sondern im Wesentlichen um das Hinterlassen von Nachkommen, wobei der Biologe auch Pflanzen , die bekanntlich nicht miteinander kämpfen, als Beispiele des »Struggle for Life« anführt.
|13| Die an anderer Stelle bereits ausführlich »gewürdigten« christlichen Evolutionsgegner (Kreationisten) wurden mehrfach im Text erwähnt, ohne jedoch deren widerlegte Argumente
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