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Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere

Titel: Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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mit gleichwohl wiederentflammter Begeisterung. »Komm.« Er führte sie über den Dachgarten hinüber zum Teleskop.
    Es war inzwischen wirklich dunkel. Unter ihnen lag Makkathran ausgestreckt, ein herrliches Juwel aus flimmerndem Licht, das sich zur Lyot-See im Osten hin spannte, wo die orange gefärbten Häuser vor einem wolkenlosen Nachthimmel ihre Umrisse skizzierten. Das Netz aus Kanälen schnitt strenge schwarze Linien durch die Illumination. Unten, am Fuß der Zikkurat, konnte man die Gondeln auf dem Great Major Canal erkennen, ihre hellen Öllaternen wippten fröhlich über das Wasser. Hin und wieder wehten Liedfetzen durch die linde Nachtluft herauf. Die Stadt war ein Anblick, an dem Edeard sich nie sattsehen konnte.
    Kristabel beugte sich über das Teleskop, ihre dritte Hand stieß ihre Kapuze beiseite, als sie ihr ins Gesicht rutschen wollte. »Was?«, fragte sie.
    »Sag mir, was du siehst.«
    »Alakkad, aber nicht in der Mitte. Du hast das Teleskop falsch ausgerichtet.«
    Mit jedem zweiten Satz hat sie zurzeit was zu meckern. »Es ist richtig ausgerichtet«, erwiderte Edeard stoisch. Er ließ es zu, dass ein Anflug von Aufregung durch seinen mentalen Schild schimmerte.
    Kristabel stieß einen resignierenden Seufzer aus und konzentrierte sich auf das Bild. »Da ist ein ... keine Ahnung, sieht aus wie ein kleiner weißer Nebelfeck.«
    »Das ist kein Nebelfleck.«
    Vorwurfsvoll richtete sie sich wieder auf. »Edeard!«
    »Vor einer Stunde war es noch einige Grade weiter von Alakkad entfernt. Es bewegt sich. Und bevor du fragst, ein Komet ist es auch nicht.«
    Kristabels Zorn war wie weggeblasen. Erschrocken sah sie ihn an, dann beugte sie sich abermals über das Teleskop. »Ist es ein Schiff? Ist es von außerhalb der Leere gekommen? Wie das, welches Rah und die Herrin hergebracht hat?«
    »Nein.« Er schlang seine Arme um sie und sah lächelnd in ihr verwirrtes Gesicht. »Es ist ein Skylord.«
    Jeden zweiten Abend veranstaltete Bürgermeister Trahaval ein großes Fest, zog mit unermüdlichem Schritt durch die Distrikte, um für sich und jene der örtlichen Abgeordnetenkanditaten, die ihn befürworteten, die Werbetrommel zu rühren.
    Die Seehalle war in Bellis der einzige Ort, der groß genug für einen solchen Anlass war. Mit ihren ungewöhnlich konkaven, tief azurblauen Wänden, die ein wie anbrandende Wellenkuppen geformtes Dach trugen, folgte sie wahrhaftig dem Motiv einer See, bis hin zu den aparten Rieselbrunnen, die sich um die zehn gewölbten Eingänge bogen.
    An diesem Abend war die gewohnte Bestuhlung entfernt worden, um Platz für die mit Essen beladenen Tische und eine Musikkapelle zu schaffen, die in der Mitte der Halle spielte. Die Gäste waren mit beinahe der gleichen Sorgfalt ausgesucht worden, wie sie in die aufwändigen Appetithäppchen investiert worden war. Es gab in Bellis ein breites Spektrum von Bürgern, die mit Trahaval und seinem Gefolge von treuen Unterstützern gesellschaftlich verkehrten. Das reichte von kleineren Kaufmannsfamilien, die von politischem Einfluss träumten, zu Straßengemeinschaftsführern, lokalen Gildenleuten sowie Patriarchen und Matriarchinnen altehrwürdiger Großer Familien bis hin zu einer auf Herz und Nieren überprüften Auslese aus dem »normalen, arbeitenden Volk«. Trahaval und die Oberen Ratsmitglieder würden sich darunter mischen und mit so vielen Leuten reden wie möglich, auf dass diese die frohe Kunde zu ihren Freunden und Familien trugen: dass der Bürgermeister letzten Endes doch nicht so unnahbar war, dass er ihre Alltagsprobleme verstand, dass er auch mal über einen guten Witz lachen konnte und allerlei Klatsch und Tratsch über seine Rivalen und die Sprösslinge einiger Großen Familien zum Besten zu geben wusste.
    Edeard hatte keine Ahnung, wie viele solcher Feste er während der vergangenen vier Jahrzehnte besucht hatte. Die einzige passende Antwort darauf lautete: »zu viele«.
    »Oh, komm schon«, sagte Kristabel leise, während sie unter dem murmelnden Wasser hinwegschritten, das den Haupteingang umgab. »Das kannst du nicht machen.«
    »Es gibt einen Unterschied zwischen können und wollen«, flüsterte er zurück.
    In diesem Moment bemerkten die Leute, dass der Waterwalker und die Distriktmeisterin von Haxpen eingetroffen waren. Erwartungsvoll lächelnde Gesichter überall. Edeard machte ein ebenso freundliches »Ich freue mich hier zu sein«-Gesicht und setzte noch einen aus seinem Geist entlassenen mentalen Begeisterungsausbruch

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