Das dunkle Universum 04 - Evolution der Leere
obendrauf. Sodann half er Kristabel aus ihrem feuerrot-topasfarbenen Mantel, knöpfte seinen eigenen unverkennbaren schwarzen Ledermantel auf und übergab beide einem Türsteher.
Ich frage mich, ob unsere Liebhaber von Operngarderobe heute Abend auch hier sind. Die würden bei diesem Auflauf fette Beute machen.
»Sieh mal, da sind Macsen und Kanseen«, sagte er aufgeräumt.
»Du redest mir nicht mit ihnen, bevor du nicht mit mindestens fünfzehn anderen Paaren ein paar nette Worte gewechselt hast«, verfügte Kristabel. »Wenn du und Macsen erst einmal anfangt, hört ihr doch den ganzen Abend nicht wieder auf.«
»Ja, Liebling.« Doch er grinste, denn die Zurechtweisung hatte nicht ganz so scharf geklungen wie sonst. Kristabel war tatsächlich heiterer geworden in den letzten Tagen, seit er den Skylord entdeckt hatte. Und überhaupt, sie hat vollkommen recht, Macsen und ich sind zwei fürchterliche, alte Langweiler.
Eine dritte Hand zwickte ihn heftig. »Und hör auf zu grinsen«, ermahnte sie ihn.
»Ja, ja, Liebling.«
Sie lächelten sich noch einmal an und trennten sich dann. Es war einfacher, wenn jeder die Menge für sich beackerte, wie sie herausgefunden hatten.
Ein Weinimporteur hatte ihn als Erster am Kragen. Der Mann und seine noch arg junge Frau waren an Handelsbeziehungen zur Provinz Golspith interessiert, wo einige hervorragende Weingüter ein paar wunderbare neue Sorten erzeugten. Zum Beweis pflückte der Händler stolz ein Glas von dem Tablett eines Kellners. Wie sich herausstellte, hatte er sämtliche Getränke zu dieser Veranstaltung für Bürgermeister Trahaval gestellt. Edeard nahm einen Schluck und bestätigte ihm, dass der neue Wein exzellent war und er keineswegs zu viel versprochen hatte. »Wenn Ihr also eine Möglichkeit seht, Eurer wunderschönen Gattin gegenüber die ruinösen Zölle zu erwähnen ...« Edeard sicherte ihm dies, ohne mit der Wimper zu zucken, zu.
Es war schon komisch, wie viele Leute immer noch dachten, dass er in ihrer Ehe der Herr im Haus war.
Dann rückte ihm der Obmann des Straßenhändlerverbands auf die Pelle. Der Mann versicherte dem Waterwalker, dass er bei der Hauptkonstablerwahl sowohl auf seine Stimme wie auf die Stimmen seiner Genossen zählen konnte; aber andererseits hatte Edeard immer schon darauf geachtet, zu den Verbänden gute Beziehungen zu unterhalten.
Der Nächste war der Gildenmeister von den Schiffswerften. Dann ein Ratsmitglied aus dem Distrikt, eine Frau: »Ach, Eure Gemahlin hat mich so inspiriert, nur dank ihr hab' ich bei der letzten Wahl kandidiert, und siehe da, jetzt bin ich im Rat.« Es folgten drei Söhne Großer Familien aus Bellis, die gern seine Meinung bezüglich eines Beitritts zum Milizregiment gehört hätten. Ein Ladeninhaber. Ein Porzellanwarenhändler namens Zanlan, welcher der fünfte Sohn eines dritten Sohns einer großen Kaufmannsfamilie und darüber hinaus außerordentlich froh darüber war, dass er sich freigeschwommen und sich etwas aufgebaut hatte, indem er interessante neue Güter aus zahlreichen Provinzen importierte. »Ich bin Mitglied der Aprikosenhäuschengesellschaft«, erklärte er Edeard stolz.
»Ich glaube, ich hab' davon gehört«, murmelte Edeard diplomatisch.
»Wir sind neu. Samt und sonders Leute meiner Generation, die keine Lust haben, wie die Made im Speck auf Kosten ihrer Familien zu leben. Die Dinge verändern sich auf Querencia. Wir wollen diese Gelegenheiten selbst beim Schopfe packen.«
»Das hört man gern«, erwiderte Edeard aufrichtig beeindruckt.
»Natürlich erkennt uns keine der etablierten Gilden und Vereinigungen an. Wahrscheinlich fürchten sie die Konkurrenz. Und der Orchard-Palast ignoriert uns völlig, sodass wir von sogenannten offenen Verträgen ausgeschlossen sind«
»Überlasst das nur mir«, versprach Edeard. »Ich werd' mal ein paar Nachforschungen anstellen.«
»Alles, was wir fordern, ist ein fairer Markt.«
Dann kam ein Hufschmied. Als Nächstes ein Lehrmädchen von der Eiformergilde, das ein bisschen eingeschüchtert war und ein kleines bisschen betrunken.
Edeard war bei seinem fünften Glas fürchterlich neuen Weins und seinem dritten Teller überwürzter Pastetchen angelangt, als er Jiska erspähte und sofort zu ihr hinübereilte. »Du zählst zu den Gästen der Veranstaltung«, sagte er zu ihr. »Rede mit mir.«
»Oh, armer Papa, piesackt dich Mami mal wieder?«
»Ich muss mein Pensum erfüllen.«
»Klingt grauenvoll.« Sie grinste ihn wissend an. Jiska war das
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