Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
Ashwell besucht, aber Edeard konnte sich noch gut an die Aufregung erinnern, wenn es mal wieder so weit gewesen war.
Noch bevor die Wagen angehalten hatten, riefen die Dorfbewohner schon zu den fahrenden Familien hinauf, wollten wissen, was sie alles mitgebracht hatten. Es war eine gutmütige Menge, die jedoch wenig Geduld für die Willkommensrede aufbrachte, die der Bürgermeister dem Karawanenanführer hielt. Die Begrüßung war kaum abgeschlossen, da war der Handel bereits in vollem Gange. Wein- und Bierproben wurden heruntergereicht, vorwiegend an die Lehrlinge. Edeard kaute auf einem Stück Trockenfleisch herum, das mit einem Gewürz verfeinert war, von dem er noch nie zuvor gekostet hatte. Salrana indessen pickte sich vereinzelte Früchte und eingelegte Gemüsestücke von den Tabletts, wenngleich sie, als es an exotisches Schokoladenkonfekt ging, nicht ganz so zurückhaltend war.
Als der Abendhimmel sich verdunkelte, war Edeard schon erheblich besser gelaunt. Viele der Dorfbewohner machten sich auf und gingen zum Abendessen nach Hause, bevor sie erneut zurückkehrten, um sich in das traditionelle nächtliche Festgetümmel zu stürzen. Er und Salrana begaben sich zur Hauptkarawane. Die Letzten übrig gebliebenen Dorfbewohner verließen den Platz, das Pärchen aus Ashwell dabei geflissentlich ignorierend.
Auch Barkus, der Karawanenmeister, war noch genau so, wie Edeard ihn in Erinnerung hatte. Ein Mann etliche Jahrzehnte in seinem zweiten Jahrhundert, doch immer noch munter und rüstig. Er besaß den stattlichsten Backenbart, den Edeard jemals gesehen hatte, mächtige weiße Koteletten, die sich um die Rundungen seiner Kinnbacken sträubten und rosige Wangen umrahmten. Sein tonnenartiger Oberkörper war in ein rotes Seidenhemd und eine extravagante blau-goldene Weste gekleidet. »Und was kann ich für euch zwei Hübschen tun?«, gluckste er, als Edeard und Salrana sich näher an seinen Wagen heranschoben. Ohne ihre Arbeit zu unterbrechen, die darin bestand, die Wagenplane über ein Gestell aus Martozholz auszubreiten, um so ein geräumiges Zelt zu errichten, schaute seine große Familie sie an. »Ich glaube, wir haben keine Bierproben mehr.« Er blinzelte Edeard zu.
»Ich würde mich Euch gern nach Makkathran anschließen, wir beide möchten das.«
Barkus stieß ein dröhnendes Gelächter aus. Zwei seiner Söhne kicherten, während sie die Stangen für die Plane in den harten Boden rammten. »Sehr romantisch, ja, wirklich, ganz ohne Zweifel. Ich bewundere deinen Mut, junger Herr, und auch den deinen, werte Dame meiner Herrin. Aber bedauerlicherweise haben wir keinen Platz für Mitreisende. Nun, ich bin mir sicher, dass sich, falls ihr beide von, äh … wie sollen wir es nennen, Zuwachs gesegnet sein solltet, sich eure Eltern als nicht als halb so furchterregend herausstellen werden, wie ihr denkt. Glaubt mir. Geht nach Hause und erzählt ihnen, was passiert ist.«
Salrana straffte sich. »Ich bin nicht schwanger. Ich nehme meine Hingabegelübde sehr ernst.«
Eine unverfrorene Lüge, die um ein Haar Edeards lautstarke Empörung hervorgerufen hätte. »Mein Name ist Edeard, und das ist Salrana; wir sind die Überlebenden von Ashwell.« Er war sich der Stille, die seine Eröffnung verursacht hatte, durchaus bewusst. Barkus’ ganze Familie starrte sie an. Einige Fernblickstränge, die ihren Ursprung am anderen Ende des Wagens hatten, strichen über sie hinweg. »Ich glaube, Ihr kanntet meinen Meister, Akeem.«
Barkus nickte langsam. »Ihr kommt am besten herein. Und die Übrigen wieder marsch an die Arbeit.«
Der Wagen war einer von denen, die sich gut und gern mit einer Hütte vergleichen lassen durften. Das Innere war mit wunderschönem, altem goldenen Holz eingepasst und mit verschlungenen Schnitzereien verziert, die von einer Kunstfertigkeit zeugten, wie sie von Geepalt und seinen Lehrlingen wohl niemals erreicht worden wäre. Jeder Bereich der Wände und der Decke bestand aus Kläppchen und Türen, von denen einige nicht größer waren als Edeards Faust, bis hin zu anderen, die höher und breiter waren als er selbst. Barkus öffnete ein Paar horizontal eingelassener Klappen, die sich zu langen, gepolsterten Bänken herabsenkten. Nahe der Decke glitten zwei Läden zur Seite und enthüllten rauchige Glaspaneele. Barkus rieb ein Streichholz an, stieß es durch ein kleines Loch am Ende des Glases und entzündete einen Docht. Im nächsten Augenblick war die Hütte vom vertrauten, behaglichen Schein einer
Weitere Kostenlose Bücher