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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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nicht unbedingt dazu bei, dass sie sich hier heimisch fühlten. Die ganze Rulan-Provinz lebte nun in Angst und Schrecken vor den Banditen. Wenn sie Ashwell überfallen konnten, das drei Tagesritte vom Rand der Wildnis entfernt gelegen war, dann konnten sie auch an jedem anderen Ort der Provinz zuschlagen. Das Leben hatte sich unumstößlich verändert. Draußen auf den Fluren und in den Wäldern waren jetzt beständig Patrouillen unterwegs; und die Handwerker mussten alle nicht dringlichen Arbeiten stehen und liegen lassen, um bei der Verstärkung der Dorfmauern zu helfen. Ausnahmslos jeder in der Provinz Rulan würde ärmer sein in diesem Winter.
    Unter den gleichen abweisenden Blicken, die er in den letzten drei Wochen Tag für Tag erduldet hatte, betrat Edeard den Marktplatz. Mit seinen Ständen und dem Kopfsteinpflaster war er dem in Ashwell bemerkenswert ähnlich. Größer natürlich, Thorpe-By-Water war ein bedeutenderes Dorf, in einer Gabelung des Flusses Gwash gelegen, die ihm an zwei Seiten einen natürlichen Schutz bot. Zwischen den beiden rasch dahinströmenden Wasserläufen war ein Kanal ausgehoben worden, mit einer stabilen Zugbrücke in der Mitte, der die Verteidigungsanlagen des Orts vervollständigte. Edeard nahm an, dass ihnen die Lage zwischen den Flussläufen möglicherweise etwas mehr Sicherheit gewähren würde als Ashwell. Es gab in der Tat nur eine einzige Stelle, an der man in das Dorf hineinkam. Es sei denn, die Angreifer benutzten Boote. Aber woher wollten Banditen genügend Boote bekommen …
    Beiläufig nahm sein Fernblick Salrana wahr, die auf ihn zugeeilt kam. Vor einem der vielen Fischstände begrüßten sie sich. Sie war in die blaue und weiße Novizinnenrobe der Herrin gekleidet; dieses Mal eine, die ihr noch ein wenig zu weit war.
    »Fast wie vorher«, sagte Edeard, während er sie von oben bis unten beäugte. Die Blicke der anderen jungen Männer auf dem Marktplatz, die sie auf sich zog, entgingen ihm nicht.
    Sie wand sich in ihrer Robe, zupfte an den langen, weiten Ärmeln. »Ich hatte ganz vergessen, wie schlimm dieser Stoff kratzt, wenn er noch neu ist«, sagte sie. »In Ashwell hatte ich nur ein einziges Mal eine neue, damals, bei meiner Initiationszeremonie; die anderen waren alle schon getragen. Aber die hiesige Mutter hat mir gleich fünf Stück anfertigen lassen.« Sie musterte seine Kleider mit einem abschätzenden Blick. »Immer noch keine Weberin gefunden?«
    Edeard strich sich über sein uraltes Hemd mit den auffallend hässlichen Flicken. Auch seine Hosen waren zu kurz, und die Stiefel so alt, dass schon das Leder an den Stulpen einriss. »Man braucht Geld, wenn eine Weberin dir ein Hemd machen soll. Lehrlinge werden von ihrer Gilde eingekleidet. Und Lehrlinge ohne Status bekommen das Beste von dem, was die anderen nicht wollen.«
    »Er hat dich noch immer nicht zum Gesellen gemacht?«
    »Nö. Ist alles Politik. Seine eigenen Gesellen sind zu absolut nichts zu gebrauchen, was zum größten Teil an seiner miserablen Ausbildung liegt. Sie verlieren jedes Mal an die sechs von zehn Eiern. Das ist einfach erbärmlich. Nicht mal Akeems Lehrlinge haben so viele verloren. Abgesehen davon sind sie alle fünf Jahre älter als ich. Also würde er, indem er mich auf eine Stufe mit ihnen stellt, nur eingestehen, wie unfähig er selbst in Wirklichkeit ist. Ich hab gar nicht zu würdigen gewusst, was ich an Akeem hatte.« Er verstummte, als ihn die schmerzhafte Erinnerung überfiel. Sie hätten sich die Zeit nehmen sollen, die Leichen zu bergen, um ihnen und damit dem Dorf ein angemessenes, von der Herrin gesegnetes Begräbnis zu geben.
    »Doch, das hast du gewusst«, sagte sie in dem Versuch, ihn zu trösten.
    »Ja. Danke.« Gemeinsam schlenderten sie über den Marktplatz. Immer wieder blickte Edeard neidvoll auf die mannigfaltigen Kleider, die an den Ständen feilgeboten wurden. Als Lehrling war es ihm nicht erlaubt, mit den Eiern, die er geformt hatte, Handel zu treiben; die gehörten sämtlich der Gilde. Akeem hatte, was diesen Punkt anbelangte, mehr als einmal dezent ein Auge zugedrückt, fest vertrauend auf das Prinzip der stillen Belohnung. Nun jedoch sah Edeard sich völlig mittellos dastehen, ohne Freunde und ohne Respekt. Es war, als ob er wieder zehn Jahre alt wäre.
    »Letzte Nacht kam einer der Spähtrupps herein«, erzählte Salrana, während sie weitergingen. »Die Mutter war heute Morgen beim Dorfältestentreffen; der Führer des Trupps hat berichtet, dass sie

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