Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
lallend, als er sie mit sanftem Druck weiter mit sich zog. Ein Stück neben dem Hochhaus standen einige Wohnblocks, allesamt von aufgeschütteten Gärten umsäumt. Lautlos stießen heimische Nachtvögel aus den Bäumen herab und flatterten durch die erleuchteten Bögen. Die Luft war warm und vom Geruch des Meeres erfüllt, der die feuchten Winde, die von der Küste her landeinwärts wehten, begleitete.
»Sehr attraktiv«, versicherte ihr Aaron. Er fragte sich, ob er darauf bestehen sollte, dass sie das Detox-Aerosol nahm, das er genau für einen Fall wie diesen eingesteckt hatte. Das Problem mit Trinkern dieses Formats war nur, dass sie auf keinen Fall so schnell wieder nüchtern werden wollten; besonders dann nicht, wenn sie so viel Kummer mit sich herumschleppten wie Corrie-Lyn.
»Wieso versuchen Sie’s dann nicht bei mir? Liegt’s daran, dass ich betrunken bin? Macht es Ihnen was aus, dass ich trinke?« Sie riss sich von ihm los, um ihn anzusehen, leicht schwankend, aus tränenverschwommenen Augen, erbarmenswert elend. Den leichten Mantel geöffnet, um mit ihrem exklusiven Cocktailkleid zu prunken, bot sie einen wenig ein nehmenden Anblick.
»Erst die Arbeit, dann das Vergnügen«, erwiderte Aaron, in der Hoffnung, dass sie diese Antwort akzeptieren und, verdammt noch mal, einfach die Klappe halten würde. Er hätte doch besser eines der Taxis auf der Plattform des Wolkenkratzers nehmen sollen. Als hätte sie schließlich doch seine Verärgerung gespürt, wandte sie sich abrupt um und setzte sich in Bewegung.
Keine fünf Meter vor ihnen tauchte eine Gestalt auf dem Gehweg auf. Ein Mann in einem einteiligen Anzug, von dem sich gerade die letzten Reste der schwarzen Tarnumhüllung lösten und davonwirbelten wie Wasser in geringer Schwerkraft. Mit seinen kompletten Feldfunktionen scannte Aaron die Umgebung. Zwei weitere Personen entledigten sich ihrer Umhüllungen, während sie ihm und Corrie-Lyn folgten. Seine Kampfroutinen schalteten sich still auf Bereitschaft und analysierten die Lage. Der erste der Gruppe, mit der sie sich konfrontiert sahen, wurde als Eins gekennzeichnet. Mit einer Wahrscheinlichkeit von achtzig Prozent handelte es sich bei ihm um den Anführer. Die anderen beiden wurden als Zwei und Drei markiert. Sein Nahbereich-Exoimage zeigte, dass alle drei vor Enrichments nur so glühten. Er spürte, wie er sich tatsächlich entspannte: Indem sie sich ihm entgegenstellten, nahmen sie ihm jede Entscheidung ab. Damit ergab sich für ihn keine Alternative. Er würde einfach warten, bis sie ihm die optimale Zielmöglichkeit boten.
Plötzlich blinzelte Corrie-Lyn leicht verwirrt und spähte in die Richtung des Mannes vor ihnen, während sie ihre kleine knallrote Handtasche fest an sich gedrückt hielt. »Ich hab Sie nicht kommen sehen. Woher kamen Sie?«
»Sie sehen nicht besonders gut aus, Euer Ehren«, erwiderte Eins. »Wollen Sie nicht lieber uns begleiten?«
Corrie-Lyn presste sich wieder an Aarons Seite und setzte damit seine Trefferchancen um ein Drittel herab. »Nein«, raunzte sie. »Nein, das will ich nicht.«
»Sie bringen Living Dream in Misskredit, Euer Ehren«, sagte Eins. »Was würde Inigo wohl dazu sagen?«
»Ich kenne euch«, entgegnete sie kläglich. »Ich werde nicht mit euch kommen. Aaron, lassen Sie mich nicht im Stich. Bitte.«
»Hier geht niemand irgendwohin, wohin er nicht will.«
Eins sah ihn nicht mal an, als er sagte: »Verpissen Sie sich. Wenn Sie je wieder ein Geschäftstreffen mit einem Ratsmitglied wünschen, sollten Sie jetzt besser schlau sein.«
»Ah, na gut, ich erkläre es Ihnen«, erwiderte Aaron freundlich. »Ich bin so blöd, dass ich mir die Regenerationszeit für einen IQ-Boost schlichtweg nicht leisten kann. Aus diesem Grund werde ich auch nicht mehr schlauer.«
Hinter ihm waren Zwei und Drei bedrohlich nahe gekommen. Beide zückten kleine Revolver. Aarons Routinen identifizierten sie als Jelly Guns. Bereits vor eineinhalb Jahrhunderten als tödliche Kurzdistanzwaffen entwickelt, wirkten sie auf Menschenfleisch exakt gemäß ihrer Bestimmung. Er konnte fühlen, wie Beschleuniger durch seine Neuronen glitten und seine mentale Reaktionszeit verkürzten. Biononische Energieströme synchronisierten sich mit ihnen, um seine physischen Reaktionen anzugleichen und sie entsprechend zu verbessern. Der Effekt dehnte die gesprochenen Worte so sehr aus, dass er bereits lange bevor Eins seinen Satz beendet hatte, wusste, was dieser sagen würde.
»Dann tut’s mir
Weitere Kostenlose Bücher