Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere
und ging zu ihr hinüber. Als er näherkam, konnte er ihre Gaiafield-Emission spüren, die auf ein absolutes Minimum herabgesetzt war. Es war ein Gefühl wie eine Brise Polarluft, gerade kalt genug, um ihn erschaudern zu lassen. Ihre Silhouette in dem ätherischen Feld war schwarz, ein Riss im interstellaren Raum. Allein das hätte bereits die meisten Leute verunsichert, Adlier-88-Schlappe hin oder her. Er nahm auf dem Barhocker Platz, den kurz zuvor der junge Mann geräumt hatte. Sie wandte leicht den Kopf und sah ihn abschätzig an, ließ mit beinahe kränkender Gleichgültigkeit den Blick über seinen billigen Anzug gleiten.
Aaron rief den Barkeeper und bestellte sich ein Bier. »Sie werden entschuldigen, wenn ich mir die übliche Prozedur der Herabwürdigung spare«, sagte er. »Ich bin wirklich nicht hier, um Ihnen ans Höschen zu gehen.«
»Tanga.« Ohne ihn anzusehen, nahm sie einen ausgiebigen Schluck von ihrem Bier.
»Ich … äh, was?« Das war nicht ganz die Antwort, mit der er gerechnet hatte.
»An meinen Tanga.«
»Ich verspüre plötzlich einen inneren Drang, in Ihre Religion eingeweiht zu werden.«
In sich hineingrinsend schwenkte sie im Glas den Rest ihres Biers. »Zeit genug hatten Sie ja, immerhin hängen Sie schon seit Tagen hier rum.«
Sein Bier kam. Wortlos tauschte Corrie-Lyn es gegen ihr eigenes aus.
Aaron hob seine Hand in Richtung Barkeeper. »Noch mal das Gleiche. Ach, machen Sie zwei draus.«
»Und außerdem ist es keine Religion«, sagte sie.
»Natürlich nicht, wie dumm von mir. Priesterroben. Verehrung eines verlorenen Propheten. Heilsversprechungen. Spenden an den Stadttempel. Pilgerschaftspläne. Ich bitte um Verzeihung, da vertut man sich leicht.«
»Reden Sie nur weiter, Außenweltler, und Sie enden schneller kopfüber im Kanal, als Sie es sich vorstellen können.«
»Kopfüber oder kopflos?«
Endlich wandte sie sich ihm doch zu und widmete ihm ihre uneingeschränkte Aufmerksamkeit. Ihr Lächeln passte perfekt zu ihrem spitzbübischen Charme. »Was, im Namen von Ozzies Großem Universum, wollen Sie eigentlich?«
»Sie sehr reich machen, ob Sie’s glauben oder nicht.«
»Warum sollten Sie das wollen?«
»Um mich selbst noch reicher zu machen.«
»Ich bin nicht sonderlich gut in Banküberfällen.«
»Ja klar, ich schätze darüber lernt man im Priesterseminar nicht viel.«
»Priester erwarten von Ihnen, dass Sie glauben. Wir können Sie auf direktem Wege ins Himmelreich führen. Sie kriegen von uns sogar eine kleine Probevorführung, damit Sie wissen, was Sie erwartet.«
»Sehen Sie, und genau da kommen wir ins Spiel.«
»Wir?«
»FarFlight Charters. Ich glaube, Ihre Nicht-Religion benötigt derzeit dringend Raumschiffe, Ratsherrin Emeritus.«
Corrie-Lyn lachte. »Oh, Sie sind ein ganz Gefährlicher, hab ich recht?«
»Nicht gefährlich, nur jemand, der gern reich wäre.«
»Aber ich bin auf dem Weg zu unserem Himmelreich in der Leere. Was soll ich da mit Commonwealth-Geld?«
»Selbst der Waterwalker benutzt Geld. Aber ich will mich nicht mit Ihnen darüber streiten; oder überhaupt über irgendetwas, was das betrifft. Ich bin lediglich hier, um Ihnen ein Angebot zu machen. Sie haben die Kontakte, die ich brauche, und so wie es für mich aussieht, scheinen Sie im Augenblick nicht gerade zufrieden mit Ihren Freunden im Klerikerrat zu sein. Und daher vielleicht geneigt, es mit ein paar ethischen Grundsätzen hier und dort nicht ganz so genau zu nehmen – Betonung auf hier. Hab ich recht, Ratsherrin Emeritus?«
»Wozu diese förmliche Anrede? Nur keine Scheu, wenn schon, denn schon, nennen Sie mich ruhig Abschusskandidatin. Alle anderen tun das auch.«
»Diese Komiker von den Unisphären-News haben für alle von uns jede Menge Etiketten. Das heißt aber nicht, dass Sie mir nicht die Namen liefern können, die ich hier oben brauche.« Er tippte sich mit einem Finger an die Schläfe. »Und ich nehme an, im Orchard-Palace hat man immer noch genügend Respekt vor Ihnen, sodass Sie mir die eine oder andere Tür dort öffnen könnten. Ist es nicht so?«
»Schon möglich. Okay, wie ist Ihr Name.«
»Aaron.«
Corrie-Lyn grinste in ihr Bier. »Ganz oben auf der Liste, was?«
»Nummer eins, Ratsherrin Emeritus. Also, was halten Sie davon, wenn ich Sie zum Essen einlade? Dann können Sie sich entweder einen Spaß daraus machen, mich noch ein bisschen hinzuhalten, oder aber mir den Code Ihres privaten Bankkontos geben, damit ich es gegebenenfalls auffüllen kann.
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