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Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere

Titel: Das dunkle Universum 1 - Traeumende Leere Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter F. Hamilton
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Anziehen und ein Paar Stiefel zu kaufen. Es war einfach nur so, dass er nie die Zeit fand, zum Schuster zu gehen. Er zuckte leicht zusammen, als er aufstand und vergeblich versuchte, seine zusammengequetschten Zehen zu strecken. Nein, so hatte das keinen Sinn, er würde sich ein Stündchen seines arbeitsreichen Tages freinehmen müssen, um beim Schuster vorbeizusehen. Er grinste. Aber nicht heute.
    Heute war der Tag, an dem der neue Dorfbrunnen fertig werden sollte. Ein Projekt, bei dem die Eiformergilde eine ungewöhnlich große Rolle spielte. Wie auch er selbst. Edeard war sich darüber im Klaren, dass viele, nein wohl eher alle im Dorf Zweifel hegten. Doch Meister Akeem hatte den Ältestenrat diskret überredet, seinem jungen Lehrling eine Chance zu geben. Sie hatten nur deshalb zugestimmt, weil sie nichts zu verlieren hatten.
    Er stürmte die Treppe hinunter und durch den schmalen Hinterhof in den gut beheizten Speisesaal der Gilde. Ebenso wie der Schlafsaal war der eine deutliche Mahnung, dass die Eiformergilde schon bessere Zeiten gesehen hatte. Wesentlich bessere! Es standen immer noch zwei lange Tischreihen mit Sitzbänken in dem weiträumigen Saal, genug, um an Festabenden fünfzig Formern und ihren Gästen Platz zu bieten. Der riesige offene Kamin am hinteren Ende des Raums besaß an jeder Seite einen eisernen, ins Mauerwerk eingelassenen Backofen und der Bratspieß war so groß, dass er es mit einem ganzen Schwein aufnehmen konnte. Doch an diesem Morgen bestand das Feuer nur aus einer kleinen Flamme, die von ein paar Ge-Affen gehütet wurde. Normalerweise ließ man Genistars nicht in die Nähe von offenem Feuer, denn sie waren ebenso ungebärdig wie jedes irdische Tier. Aber Edeards Instruktionen waren so klar und ausreichend tief verankert, dass die Ge-Affen ihre Aufgabe ohne durchzudrehen bewältigen würden.
    Edeard setzte sich an den Tisch in der Nähe des Feuers. Mittels einfachem telepathischen Longtalk erteilte sein Geist den Ge-Affen eine Reihe von Befehlen. Er benutzte eine Pidgin-Version von Querencias Gedankensprache. Er visualisierte die Folge der erwünschten Ereignisse in Verbindung mit einfachen, kurzen Befehlen. Dabei achtete er darauf, dass deren emotionaler Gehalt gleich null blieb (was die Leute zu oft vergaßen, um sich dann zu wundern, dass die Genistars nicht vernünftig gehorchten).
    Die Ge-Affen fingen an herumzuwuseln. Es waren relativ große Geschöpfe, gut und gerne so schwer wie ein ausgewachsener Mann. Sie wiesen sechs lange Beine an der unteren Körperhälfte und sechs noch längere Arme an der oberen auf. Die ersten beiden Paare standen so dicht beieinander, dass es den Anschein erweckte, sie würden sich ein Schultergelenk teilen, während das dritte Paar beidseits einer äußerst biegsamen Wirbelsäule weiter hinten angesetzt war. Ihre Körper waren von einem kräftigen weißen Fell bedeckt, das an den Gelenken und Handflächen kleine abgewetzte Stellen aufwies, die eine ledrige, aschfarbene Haut entblößten. Das Kopfprofil war das Gleiche wie bei allen Genistar-Varianten, eine schlichte Kugel mit einer Schnauze, die der eines irdischen Hundes sehr nahekam; am unteren Teil des Hinterkopfs, ein Stück oberhalb des stämmigen Halses, saßen die Ohröffnungen. Aus jeder sprossen drei lange, gefaltete Hautlappen hervor, die so dünn waren, dass man fast durch sie hindurchsehen konnte.
    Ein großer Becher mit Tee wurde vor Edeard abgestellt, gefolgt von dicken Scheiben Röstbrot, einer Schale Obst und einem Teller mit Rührei. Er langte kräftig zu und ging in Gedanken schon einmal den kritischen Teil der für diesen Tag anstehenden Arbeiten am Grund des Brunnens durch. Sein Fernblick erfasste Meister Akeem bereits, als der alte Mann noch im Gartenhaus war, dem Domizil für ranghöhere Former, das an den Speisesaal angeschlossen war. Edeard konnte mit seinen Sinnen bereits einige Steinmauern durchdringen und körperliche Strukturen ausmachen, als wären sie Schatten, während Gedanken mit einem irisierenden Leuchten umherschwirrten. Seine Sehkraft war jetzt schon so ausgeprägt, dass sie die vieler Erwachsener übertraf. Das war etwas, das Akeem mit ungeheurem Stolz auf seinen talentierten Lehrling erfüllte. Er machte keinen Hehl daraus, dass er in der persönlichen Ausbildung durch ihn, Akeem, den eigentlichen Schlüssel zur prächtigen Entfaltung von Edeards Fähigkeiten sah.
    Als der alte Former den Saal betrat, stand sein Frühstück, fix und fertig zubereitet von den

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