Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
bewusst, als er sich, gestützt von Ratsmitglied Phelim, auf den langen, schmerzhaften Gang aus den Räumen des Bürgermeisters hinaus machte, wo die Ärzte für ihn eine Intensivstation eingerichtet hatten. Humpelnd schleppte er sich durch die Liliala Hall, während die Decke über ihm dicke Kumuluswolken zeigte, zu Zirren zerflockt und in flimmerndes Leuchten gekleidet. Obwohl er sich vor dem Gaiafield verschloss, tropfte die Gewalt der flehenden Menge in sein gemartertes Gehirn.
Phelim geleitete ihn weiter durch die kleinere Toral Hall. Ihr Mitternachtshimmel zeigte den Ku-Nebelfleck, mit seinen glitzernden goldenen Funkelfeuern, die in fetten, wogenden Jade- und Saphirnimben schwammen.
»Ihr hättet sie an Euer Bett rufen sollen«, sagte Phelim.
»Nein«, grunzte Ethan. In dieser Sache würde er, durfte er keine Schwäche zeigen.
Sie traten durch die mit Schnitzereien verzierten Türen zur Obersten Ratskammer des Orchard-Palasts. Die Decke hier wurde von mächtigen Säulen gestützt. Den Scheitel des zentralen Segments dominierend, strahlte hell ein verschwommener kupferfarbener Stern, sein Licht schimmerte in einer umlaufenden Akkretionsscheibe wider. Mondgroße Kometen, Feuerbällen gleich, umkreisten in hohen Inklinationen das äußere Band. Keiner von Makkathrans enthusiastischen Astronomen hatte jemals diese Konstellation in der Leere entdeckt.
Die Mitglieder des Klerikerrats erwarteten ihn in ihren scharlachrot-schwarzen Roben. Sie standen schweigend an dem langen Tisch, der in der Mitte des Saales stand. Phelim blieb an Ethans Seite, bis sie am Podium angekommen waren, dann bestand Ethan darauf, die letzten Schritte zu seinem Thron hinauf allein zu gehen. Mit verzerrtem Gesicht machte er es sich auf den flachen Kissen bequem. Der Schmerz in seinem Kopf hätte ihn beinahe aufschreien lassen, als er sich herabsinken ließ. Er nahm sich einen Moment, um sich wieder zu sammeln, am ganzen Körper zitternd. Seit er das Bewusstsein wiedererlangt hatte, war jede plötzliche Bewegung eine Qual.
Die Ratsmitglieder setzten sich, versuchten, den Blick von den leberfarbenen semiorganischen Knötchen abzuwenden, die an Ethans Schädel angebracht waren, von der voluminösen Kapuze seiner weißen Robe nur halb verdeckt.
»Ich danke Ihnen für Ihre Anwesenheit«, wandte sich Ethan an die Versammelten.
»Wir alle sind erleichtert, Euch gesundet zu sehen, Kleriker-Konservator«, erwiderte Rincenso förmlich.
Auch ohne Gaiafield konnte Ethan die Verachtung, die die anderen Ratsmitglieder für Rincenso empfanden, spüren. Er empfand sie selbst. »Noch nicht ganz«, entgegnete er und tippte gegen eines der glänzenden Knötchen. »Aber meine neuralen Strukturen sollten in einer weiteren Woche wieder voll hergestellt sein. Bis dahin sollten die Hilfszusätze reichen.«
»Wie konnte so etwas passieren?«, fragte Ratsmitglied DeLouis. »Gaiamotes sind seit Jahrhunderten absolut sicher.«
»Es waren nicht die Gaiamotes«, sagte Phelim. »Die Traummeister, die die Verbindung unterbrochen haben, glauben, dass die Panik des Zweiten Träumers einen Neuralspasmus im Gehirn des Kleriker-Konservators ausgelöst hat. Sie wurden auf eine Stufe eingestellt, wie man sie außerhalb des intimsten Moments des Traumteilens eines Paares selten erreicht. Das wird sich nicht wiederholen.«
»Das Gaiafield und die Unisphäre sind voll von Gerüchten, dass der Zweite Träumer ein natürlicher Telepath sein soll, dass er in der Lage ist, mit einem einzigen Gedanken zu töten.«
»Dummes Zeug«, sagte Phelim. Sein totenkopfartiges Gesicht wandte sich DeLouis zu. Für einen kurzen Augenblick blitzte ein gefährlicher Zorn in seinem Geist auf.
DeLouis konnte seinem Blick nicht standhalten.
»Auf jeden Fall ist es irrelevant«, sagte Ethan. »Die Traummeister haben mir versichert, dass so eine Rückwirkung aufgehoben werden kann, jetzt, wo sie ihre Natur kennen. Jeder zukünftige Kontakt mit dem Zweiten Träumer wird durchgeführt werden mit«, er grinste grimmig, »einer ›Sicherheitsabschaltung‹, wie sie es nennen.«
»Wollt Ihr ein weiteres Mal mit ihm sprechen?«, fragte Ratsmitglied Falven.
»Ich denke, die Situation erfordert es«, entgegnete Ethan. »Sie nicht?«
»Naja, schon, aber …«
»Ich hab seinen letzten Traum zugleich mit Ihnen allen empfangen. Er war stark, mindestens ebenso deutlich wie die des Träumers Inigo selbst. Das wesentlich Neue an diesem Traum war allerdings das Zwiegespräch, das der Zweite Träumer mit
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