Das dunkle Universum 2 - Schwarze Welt
wurde aktiv. Das lokale Netz schrie alle verfügbaren Alarmmeldungen hinaus. Die Äste der Eichen krachten bedrohlich; ihre Blätter raschelten, als fege eine Windböe durch sie hindurch.
»Heilige Scheiße!«, kreischte Trachtenberg auf.
Justines U-Shadow stellte eine Verbindung zum Smartcore der Silverbird her. »Bereitschaftsmodus«, befahl sie. »Ortung auf meine Position.« Als sie die Kuppel scannte, war diese noch immer intakt. Dann blickte sie zum Horizont, der absolut gleichmäßig schien. Sie hatte erwartet, große Spalten zu sehen, die die Lavaebene aufrissen. Der Boden neigte sich abermals. Nichts bewegte sich! »Was passiert hier?«, fragte sie. Eine Art Erdbeben? Unmöglich, dieser Planet war eine tote Hülse, komplett inaktiv in jeder Beziehung.
»Ich bin nicht sicher.« Verärgert wedelte der Leiter mit der Hand in ihre Richtung, um sie zum Schweigen zu bringen.
So schnell sie konnte kletterte die Band aus dem Baumhaus, die letzten Meter von der Holzleiter springend. Ihre Instrumente ließ sie zurück. Justine starrte auf das Glas in ihrer Hand, als der Boden sich erneut verschob. Der Wein schwappte in dem Glas hin und her, obwohl sie es vollkommen ruhig hielt.
»Allmächtiger Ozzie«, rief Trachtenberg aus. »Gravitation!«
»Was?«
»Gravitationswellen. Verflucht gewaltige.«
Ehasz kam zu ihnen herübergeeilt, bedenklich schwankend, als der Boden erneut zu kippen schien. »Haben Sie sich die Langstreckensensoren angesehen?«, brüllte er Trachtenberg zu.
»Was haben Sie festgestellt?«
»Die Leerengrenze! Lichtjahre lange Risse ziehen sich darüber hinweg. Und das verflixte Ding wächst. Die Sensoren in der Kluft können sogar sehen , wie es sich bewegt. Ist Ihnen klar, was das bedeutet? Die Ausdehnung ist schneller als das Licht. Das hier ist eine ozzieverdammte Expansionsphase.«
Ein heftiges Beben erschütterte den Boden. Das Wasser in den kleinen angelegten Bächen schwappte umher und stieg in feinen Gischtfontänen empor. Einen Moment lang spürte Justine tatsächlich, wie sich ihr Gewicht verminderte. Dann kehrte es zurück, und die ordentlich zusammengestellten Teller und Gläser auf den Tischen landeten scheppernd im Gras. Taumelnd stolperte sie von der Eiche weg, als diese ein hässlich splitterndes Geräusch von sich gab. Notfallkraftfelder schalteten sich ein und verstärkten die Kuppel. Entlang ihres Rands öffneten sich die Zugänge zu den Sicherheitsbunkern.
»Bitte begeben Sie sich alle zur Evakuierungsplattform eins«, verkündete Trachtenberg. »Navy-Angehörige melden sich direkt bei ihren Schiffen. Observationsteam, ich brauche ein präzises Bild von dem, was da draußen vorgeht. Uns bleibt möglicherweise nicht viel Zeit, also etwas Beeilung, bevor uns hier alles um die Ohren fliegt.« Er wankte, als eine weitere Gravitationswelle durch die Beobachtungsstation ging. Diesmal waren die Aufwärtskräfte so stark, dass Justine das Gefühl hatte, vom Boden gehoben zu werden.
»Kommt diese Gravitation von der Leere?«, fragte sie. Die Vorstellung war erschreckend, sie waren Hunderte von Lichtjahren von ihr entfernt.
»Nein«, schrie Ehasz. »Das hier muss was Lokales sein.« Er blickte nach oben, studierte den verworren leuchtenden Himmel über der Kuppel. »Da!«
Justine folgte seinem Blick und sah zwei azurblaue Monde, die durch den funkelnden Schleier der Wall-Sterne zogen. Sie befanden sich in äußerst merkwürdigen Orbits. Und sie bewegten sich unglaublich schnell – wurden sogar noch schneller. »O mein Gott«, keuchte sie. Die planetengroßen DF-Maschinen der Raiel flogen in neue Positionen.
»Die Raiel machen sich bereit für das letzte Gefecht«, sagte Ehasz wie betäubt. »Wenn sie es verlieren, wird dieses Monster die ganze Galaxis verschlingen.«
Das ist doch alles nicht möglich , dachte Justine. Living-Dream hat die Pilgerfahrt noch nicht mal angetreten. »Das kannst du nicht machen!«, brüllte sie hinauf zu dem uralten unsichtbaren Feind, während menschliche Hormone und Gefühle die totale Kontrolle über ihren Körper und Geist übernahmen. »Das ist nicht fair. Es ist einfach nicht fair !«
Fünf Stunden nachdem der neue Traum ins Gaiafield geströmt war, hatten sich bereits fünfzigtausend Gläubige im Golden Park versammelt, auf die Führung des Kleriker-Konservators hoffend. Sie taten ihm dies über ihre Gaiamotes kund. Das einmütige Begehren von fünfzigtausend Menschen war eine erstaunliche Macht.
Ethan war sich dessen nur allzu
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