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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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metallischen Blutgeruch. Ich hatte Mühe, den Arm zurückzuziehen, weil die Klinge stecken blieb.
    Wieder ein Ruf. Ich blickte auf und erkannte erst jetzt, dass mich die Kampfhandlung ebenfalls über unsere Grenze geführt hatte, und der Schattenjäger rannte nun im vollen Tempo auf mich zu. Ich erstarrte, doch er stieß mich bloß zur Seite, warf sich neben die Leiche und tauchte sein Gesicht in die Wunde.
    Entsetzt wich ich zurück. Gierig leckte der Feenmann das Blut auf, und seine Gestalt begann sich zu verändern. Wie bei einer Schlange hakte sich sein Unterkiefer aus, als er zu einem hundeartigen Wesen wurde, in dessen Maul sich spitze, dornenartige Zähne befanden. In zorniger Hast biss er dem Goblin den Kopf ab, kaute und spuckte dabei Klumpen grauer Hirnmasse aus.
    Kaylin legte sich die Finger an die Lippen und rückte langsam, ganz langsam näher an den Schattenjäger heran, wobei er einen kurzen, gezahnten Dolch hervorzog, der in magisches Öl getaucht war. Als er die Klinge in die Seite der Indigo-Fee stieß, förderte das Öl den Blutfluss, und die karmesinrote Flüssigkeit färbte den Schnee erneut intensiv.
    Der Schattenjäger fuhr herum, aber ich war schneller, stach ihm mein Messer in den Hinterlauf und zog es durch die dicke Haut. Sofort sprangen Kaylin und ich leichtfüßig zurück, um uns vor seinen tödlichen Zähnen in Sicherheit zu bringen.
    Eine Stimme hinter uns ließ mich herumfahren, und ich sah meine Cousine Rhiannon, die keuchend stehen blieb und ihre Hände nach vorn schob. In einer Handfläche sah ich einen kleinen roten Talisman. Gerade laut genug, dass wir es hören konnten, sagte sie: »Flamme zu Flamme, Glut zu Glut, Blitzgewitter – und feurige Wut!«
    Und dann brach die Hölle los, als sich ein gewaltiger Blitz aus den sich auftürmenden Wolken löste, herunterschoss und den Schattenjäger in tausend Fetzen sprengte, als sei er ein Glasteller, den man auf Beton geworfen hatte.
    Als der Zauber Rhiannon verließ, brach sie zusammen, und Kaylin stürzte zu ihr, um sie aufzufangen. Ich starrte auf die Überreste von Schattenjäger und Goblin. Viel war nicht geblieben. Nichts, was wir mit nach Hause nehmen konnten, außer zwei Kerben im Gürtel und der Hoffnung, dass wir heute Nacht gut schlafen würden, weil wir wussten, dass es an Mysts Hof nun einen Untertanen weniger gab. Und einen weniger, der sich auf unser Land zu stehlen versuchte.
    Kaylin fröstelte. Durch den Riss in der Jacke, durch den der Pfeil eingedrungen war, quoll Blut. In diesem Augenblick bemerkte ich ein Rinnsal an meiner Schulter. Ich blickte hinab. In meiner Jacke befanden sich kleine Löcher. Ich zog sie aus und sah, dass das Blut bereits mein Top durchweicht hatte. Der Kobold musste mich mit seiner Klaue verletzt haben. Ich hatte es nicht einmal bemerkt.
    »Wir werden langsam unempfindlich«, sagte ich, als wir uns von dem Blutbad, das wir selbst angerichtet hatten, abwandten.
    »Das müssen wir auch«, sagte Kaylin. »Denn es werden noch verdammt viele Schlachten kommen, bevor die Welt wieder normal wird. Falls es so etwas wie normal überhaupt noch gibt.«
    Ich nickte und wandte mich Rhiannon zu. »Ich würde sagen, du hast uns den Tag gerettet.« Das »Danke« war darin enthalten.
    Sie legte mir den Arm um die Taille und neigte den Kopf, um mir die Stirn zu küssen. »Ich habe das Handgemenge aus dem Wagen gesehen, als ich eben nach Hause kam. Leo ist noch in der Stadt, und wo Chatter ist, weiß ich nicht.«
    »Im Keller, Zauber herstellen.«
    »Ah, gut. Die werden wir brauchen.«
    »Wir sollten besser wieder auf unser Land zurück, bevor noch etwas aus dem Wald kommt. Außerdem müssen wir die Wunden versorgen, damit sich nichts entzündet.« Müde wandte ich mich dem Haus zu.
    Als wir die magische Grenze, mit der wir das Haus der Schleier vor dem Goldenen Wald schützten, überquerten, schauderte ich unwillkürlich. Ob es uns gefiel oder nicht, wir waren Spielfiguren in einem Krieg zweier mächtiger Gegner – Geoffrey und Myst –, und wir gaben unser Bestes, um am Leben zu bleiben.

2. Kapitel
    C icely? Bist du fertig? Wir müssen los.« Leos Stimme drang von unten die Treppe herauf. Der Verlobte meiner Cousine war kurz nach unserer Begegnung mit dem Goblin nach Hause gekommen.
    Nachdem ich lange geduscht hatte, um mir meine Wehwehchen wegzuspülen, zog ich mir eine schwarze Jeans und einen dunkelblauen Pulli über und vergewisserte mich, dass beides tadellos sauber und in Ordnung war. Ich stand bei

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