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Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Eishauch: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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wahllos gemordet hatte.
    Der Uhu rief erneut, und als ich mich ihm wieder zuwenden wollte, wurde mein Blick von einer Bewegung unter dem Baum abgelenkt.
    Verdammt! Dort, an den Kräutergärten, huschte etwas herum, und ein Tier war es nicht – also was? Ein Blick zum Wald zeigte mir, dass von dort keine Gefahr zu kommen schien, aber ich wollte kein Risiko eingehen.
    Ulean, was ist das?
    Einen Moment geschah nichts, dann driftete sie wieder sanft um mich herum. Keiner von den Schattenjägern, aber ich habe keinen Zweifel, dass es zum Indigo-Hof gehört. Myst zieht die dunklen Feen an.
    Ich beugte mich vor, um es nicht aus den Augen zu verlieren. Ich muss wissen, um was es sich handelt. Auf unserem Grundstück hat es jedenfalls nichts zu suchen.
    Ich kletterte zurück durchs Fenster und nahm mir gerade genug Zeit, um mein Springmesser ans Handgelenk zu schnallen und mich zu vergewissern, dass es festsaß. Dann packte ich meinen Fächer von der Kommode, kletterte wieder durchs Fenster hinaus und schob mich langsam zum Vordach. Ein Sprung aus dem ersten Stock wäre nicht unproblematisch gewesen, aber ich hatte vor ein paar Tagen eine Strickleiter angebracht. Ich war nach einem Ausflug mit dem Uhu erschöpft auf dem Dach gelandet und hatte feststellen müssen, dass irgendeine wohlmeinende Seele aus dem Haus das Fenster zugemacht und von innen verschlossen hatte; man hatte geglaubt, dass ich nur eben zum Einkaufen gefahren war. Und so hatte ich nackt auf dem Dach gehockt und gewartet, weil ich nicht mehr genügend Kraft hatte aufbringen können, um mich erneut in meine Eulengestalt zu verwandeln, zu Boden zu fliegen und durch die Eingangstür zu kommen. Jetzt aber hatte ich zum Glück die Leiter.
    Ich rollte sie aus und wollte mich gerade auf die erste Sprosse schwingen, als Kaylin den Kopf aus seinem Fenster steckte.
    »Was hast du vor?«
    »Da ist etwas hinten im Garten. Könnte ein Goblin-Hund sein. Ich wollte nachsehen.«
    »Gib mir zehn Sekunden, und ich komme mit.« Er zog sich wieder zurück, als ich mich über die Leiter zu Boden ließ. Einen Augenblick später hangelte sich auch Kaylin über die Leiter herab. Der Traumwandler war weit älter, als sein Aussehen vermuten ließ, und sehr viel geschickter im Nahkampf als ich. Ihn im Rücken zu haben war ausgesprochen beruhigend.
    »Wo sind die anderen?« Meine Cousine Rhiannon hatte ich den ganzen Tag noch nicht gesehen.
    »Rhiannon ist unterwegs zum Einkaufen, und Leo musste noch rasch etwas für Geoffrey erledigen.«
    Leo war Tagesbote für die Vampire, oder genauer: Er arbeitete für den Regenten und erledigte all die Dinge, die Geoffrey und seine Frau während des Tages nicht tun konnten.
    »Und Chatter?«
    »Er ist im Keller und arbeitet an Zaubersprüchen, die wir gegen den Indigo-Hof einsetzen können.«
    Der Garten, der zum Haus der Schleier gehörte, war eher ein Park. Kräuterbeete, Steinkreise und Obstbäume lagen unter einer dicken Schneeschicht, und der aufgehende Mond versah die Landschaft mit einem bläulichen Schimmer. Wir blieben stehen und lauschten dem Uhu, dessen Warnung in den Bäumen widerhallte.
    Wir bewegten uns so lautlos wie möglich, aber plötzlich trat ich auf einen Ast, der unter der Schneedecke nicht zu sehen war. Es knackte, als er zerbrach. Das Wesen, das sich offenbar auf das Haus zugraben wollte, erstarrte mitten in der Bewegung.
    Hier entlang, bildete Kaylin wortlos mit den Lippen und deutete an, dass er das Wesen in einem großen Bogen umrunden wollte. Ich überließ ihm die Führung, und es gelang uns, der Kreatur näher zu kommen, ohne dass sie uns bemerkte und sich zurückzog. Wir duckten uns hinter einen Busch, von wo aus wir das Wesen genauer betrachten konnten.
    Es war ungefähr eineinhalb Meter groß, hatte einen aufgeblähten Bauch und lange, dürre Arme, die neben ihm über den Boden schleiften. Der Kopf war deformiert und elliptisch, die Ohren sahen aus, als hätte man daran gezogen. Die Augen der Kreatur standen weit auseinander und blickten scharf. Nun zog sie eine Grimasse und entblößte dabei nadelspitze Zähne, von denen der Speichel tropfte.
    »Irgend’ne Ahnung, was das sein soll?«, flüsterte ich Kaylin zu. Ich wünschte, er hätte über den Windschatten sprechen können. Es war sehr viel einfacher, Lauschern zu entgehen, wenn man die Botschaften dem Wind übergab.
    Kaylin legte den Kopf schief, und sein Pferdeschwanz fiel zur Seite. »Ein Goblin. Ziemlich sicher einer von Mysts Speichelleckern. Wenn wir ihn

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