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Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)

Titel: Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Yasmine Galenorn
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Schritt. Abrupt und rutschend kamen wir vor den riesigen alten Zedern zum Stehen, und ich biss mir auf die Lippe. Jedes Mal, wenn wir herkamen, flüsterte mir eine Stimme zu, dass es gefährlich für uns war, hier zu sein, dass uns etwas zustoßen könne. Aber das dringende Bedürfnis, unsere merkwürdigen Freunde wiederzusehen, siegte jedes Mal sowohl über Heathers Verbot als auch über meinen gesunden Menschenverstand.
    Ich streckte den Arm aus und klopfte dreimal auf den Baumstamm. Schon beim dritten Klopfen erklang vom Pfad zu unserer Linken ein Laut, und Grieve und Chatter schlüpften hinter einem Busch hervor. Sie waren älter als wir – schon erwachsen –, aber sie waren immer höflich und nett und taten nie etwas, das uns ein komisches Gefühl verursacht hätte.
    In meinen Augen waren es keine »Jungs«. Jungs waren laut und aufdringlich und wollten ihren Freundinnen immer auf die Pelle rücken. Grieve und Chatter sprachen nie über Mädchen, und sie waren, na ja, eben anders. Sie waren keine Menschen, das wussten wir, aber auch keine Magiegeborenen, sondern Feen und wirkten auf uns unglaublich betörend und gefährlich fremd. Natürlich wussten wir von all den anderen Nicht-Menschlichen in unserer Gegend, begegneten aber hauptsächlich Wesen unserer Art.
    Grieve bedeutete uns, ihnen zu folgen. Er hielt die Zweige beiseite, damit wir durch den Busch schlüpfen konnten, und führte uns auf die Lichtung zu unserer Linken, wobei er die Klamm mied.
    Nach ein paar Schritten ließen wir uns an einem kleinen Tümpel nieder, wo sich die Baumkronen lichteten und Sonnenlicht auf uns herabschien. Ich kletterte auf einen alten Baumstamm und atmete den Geruch nach Pilzen und Moos ein. Rhiannon setzte sich schüchtern neben mich. Ihr gefiel Chatter besser als Grieve. Er brachte sie zum Lachen.
    »Unsere gemeinsame Zeit neigt sich dem Ende zu«, begann Grieve und kniete sich neben den Stamm. Ein trauriges Lächeln lag auf seinen Lippen, und er sah aus, als sei er den Tränen nahe.
    »Aber wieso denn?« Hieß das, dass wir nicht mehr herkommen konnten? Das wollte ich nicht! Grieve und Chatter hatten uns beigebracht, wie man sich mit den Elementarwesen anfreundete und sie zum Spielen hervorlockte. Falls man es schaffte. Es gelang nicht immer, aber sie hatten gesagt, je mehr man übte, desto besser wurde man.
    »Cicely, deine Mutter –«, begann Chatter, aber Grieve hielt eine Hand hoch und schüttelte den Kopf.
    »Stopp. Wir haben nicht die Erlaubnis, es ihr zu sagen«, wandte er ein. »Cicely, es ist alles in Ordnung. Nur werden wir uns leider nicht mehr sehen können. Und zwar eine ganze Weile nicht mehr, vielleicht sogar Jahre. Und Lainule – ihr erinnert euch doch an die schöne Frau, die beim letzten Mal mit uns gekommen ist, um mit euch zu reden?«
    Ich nickte, stolz, dass ich es noch wusste. »Die Königin von Schilf und Aue.«
    »Ganz genau, gut gemerkt. Jedenfalls möchte Lainule, dass du eine Freundin hast, die dir dabei hilft, Nachrichten mit dem Wind zu schicken. Sie sagt, dass es sehr wichtig ist, verstehst du? Und du darfst nie vergessen, dass du über den Wind immer Kontakt zu unserem Volk aufnehmen kannst, und jemand wird kommen und dir beistehen, auch wenn du ihn vielleicht nicht siehst.«
    Ich starrte ihn an und spürte, dass meine Unterlippe zu zittern begann. Obwohl ich so jung war, wusste ich, dass er sich von mir verabschiedete, und am liebsten hätte ich geweint. Aber ich unterdrückte meine Tränen, denn wenn Grieve sagte, dass etwas wichtig war, dann war es das auch. Er war ein Prinz, das hatte er mir gesagt, und ich hatte ihn bereits wütend erlebt, wenn auch mehr auf Chatter als auf uns. Trotzdem wusste ich, dass ein wütender Grieve ein unberechenbarer Grieve war.
    Also nickte ich schließlich. »Und jetzt musst du mir beibringen, wie ich mit dem Wind sprechen kann, oder?«
    »Genau. Du kannst bereits hören, wenn er zu dir spricht, aber du musst noch lernen, wie du antworten und Botschaften mit etwas schicken kannst, das wir Windschatten nennen. In deinem Alter braucht man dazu ein Windelementar. Ich weiß, dass du vielleicht erst einmal nicht verstehst, was das alles soll, aber ich werde versuchen, dir beizubringen, wie man mit diesem Wesen kommuniziert. Es wird immer für dich da sein. Aber du musst mir etwas versprechen.«
    »Was denn?« In jenem Moment hätte ich zu allem ja gesagt.
    »Versprich mir, dass du dies hier nie vergisst. Das, was wir dir beigebracht haben. Und versprich

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