Das dunkle Volk: Mondschein: Roman (German Edition)
das zumindest stand fest. Ein fast schon penibler Mensch. Alles wies in dieselbe Richtung, alles lag exakt nebeneinander. Die DVDs im Regal waren alphabetisch geordnet.
Peyton trat neben mich. »Bei meiner Großmutter musste immer alles unbedingt an seinem Platz sein. Als ich klein war, habe ich sie immer in den Wahnsinn getrieben, weil ich Sachen aus den Regalen holte und nicht wieder richtig reinstellte.«
Ich sah sie an. Peyton war groß, größer als Rhiannon oder ich, und mit ihren langen braunen Haaren, der leicht abgeflachten Nase und den schokoladenbraunen Augen hatte sie einen indianischen Einschlag. Sie war keine klassische Schönheit, hatte aber Ausstrahlung, als würde etwas in ihr glühen.
»Arbeitest du gern für deine Mutter?«
Sie zuckte mit den Achseln. »Sie hat das Diner vor einigen Jahren eröffnet und brauchte eine Köchin. Langsam wirft der Laden aber genug ab, dass sie jemand anderen einstellen kann, und dann würde ich lieber das tun, worauf ich wirklich Lust habe.«
»Und was ist das?«
»Ich möchte ein Geschäft eröffnen, das ich Die Magische Detektei nennen würde. Ich würde gern als parapsychologische Ermittlerin arbeiten. Ich bin halb Werwesen, aber auch halb Magiegeborene, und mit Karten kann ich richtig gut umgehen. Kampfsport mache ich auch. Im Augenblick arbeite ich für ein paar Kunden nebenbei, würde es aber gern Vollzeit machen.«
Mir kam eine Idee. »Hm, klingt interessant. Und es könnte sogar noch mehr Spaß machen, wenn du eine zweite Hexe bei dir hast. Was hältst du davon, wenn du meinen Laden mitnutzt, sobald ich so weit bin? Wir könnten uns zusammentun, zumal ich von geschäftlichen Dingen überhaupt keine Ahnung habe. Und als unseren ersten Fall könnten wir herauszufinden versuchen, wo zum Teufel meine Tante ist.«
Peyton grinste. »Meine Großmutter hatte recht. Du bist ein Tatmensch. Ich denke drüber nach. Es klingt nach einer ziemlich guten Idee.«
Einen Augenblick später hatte Anadey verschiedene Papiere auf dem alten Eichentisch ausgebreitet. »Kommt mal her.« Sie winkte Peyton, Rhiannon und mir. »Setzt euch bitte. Die Utensilien und Werkzeuge meiner Mutter sind oben in einem anderen Zimmer, aber ich würde damit gern noch warten. Es könnte etwas dabei sein, das ich behalten möchte – aus sentimentalen Gründen.«
»Natürlich«, sagte ich, denn ich wollte ihr wirklich nicht auf die Zehen treten.
»Dann sind da die Vorräte auf der Veranda, andere in einem weiteren Raum, und die Bücher. In dem Regal da drüben«, sie deutete auf eins, das sich von einer Wand bis zur anderen erstreckte, »ist die gesamte mittlere Abteilung deine. Wie wär’s, wenn du damit anfängst? Wir haben noch ein paar Kartons hier, du kannst also schon einiges einpacken.«
Rhiannon und ich schlenderten zum Regal, während Peyton hinausging, um die Kartons zu holen. Buch um Buch magischer Literatur standen dort nebeneinander und warteten nur darauf, dass ich zugriff, und es war ein Wunder, dass ich nicht spätestens bei der zweiten Reihe vor Gier zu sabbern begann. Anadey seufzte müde, setzte sich in einen Schaukelstuhl und rieb sich die Füße. Peyton kehrte mit einem halben Dutzend Kartons zurück und ließ sich dann an ihrer Seite nieder. »Komm, Mutter, lass mich dir die Füße massieren. Du hattest einen langen Tag.«
Wieder seufzte Anadey, diesmal vor Erleichterung. »Also«, sagte sie nach einem Augenblick. »Erzählt mir von Heather.«
Rhiannon legte das Buch ab, in dem sie gerade gelesen hatte. »Da gibt es nicht viel zu erzählen. Ich kam von der Arbeit nach Hause, und sie war weg.« Sie trat zu Anadey und hielt ihr die Kette hin. »Das ist alles, was wir gefunden haben. Na ja, das und ein bisschen Blut.«
»Wir gehen davon aus, dass etwas, was im Wald steckt, sie entführt hat«, fügte ich hinzu.
Anadey sah uns nacheinander fest an. Als ich an der Reihe war, lächelte sie. »Marta ist wahrscheinlich nicht davon ausgegangen, dass die Ereignisse sich so bald überstürzen würden. Was ist mit deiner Mutter passiert, Cicely? Ich kannte sie, als wir junge Mädchen waren. Doch später hatten wir praktisch nichts mehr miteinander zu tun.«
Ich schluckte. »Sie konnte mit ihren Kräften nicht umgehen und lief mit mir davon. Vor ein paar Jahren dann starb sie – ein Vampir hat sie getötet.«
Rhiannons Kopf fuhr hoch. »Das hast du mir ja gar nicht gesagt. Du hast nur erzählt, dass deine Mutter tot ist.«
»Na ja, es ist ja nicht gerade etwas, worauf man
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