Das Echo aller Furcht
sich Ryan und merkte nicht, daß Clark ihn im Rückspiegel beobachtete. Du bist dir treu geblieben, weil du deine Integrität gewahrt, nie nachgegeben hast, kein einziges Mal... oder? Er hätte manches anders machen können. Manches war nicht so erfolgreich verlaufen, wie er es sich gewünscht hätte.
Du bist gar nicht anders, kam die Erkenntnis. Das bildest du dir doch nur ein.
Solange ich mich diesen Fragen und den Antworten stellen kann, bin ich sicher.
»Und?«
»Nun, ich kann allerhand tun«, erwiderte Ghosn. »Aber nicht allein. Ich brauche Hilfe.«
»Und Schutz?«
»Das ist ein wichtiger Aspekt. Ich muß ganz ernsthaft die Möglichkeiten einschätzen und kann erst dann sagen, was ich genau brauche. Fest steht, daß ich auf bestimmten Gebieten Hilfe brauche.«
»Zum Beispiel?«
»Sprengstoff zum Beispiel.«
»Das ist doch Ihr Fach«, wandte Ghosn ein.
»Kommandant, dieses Projekt erfordert eine Präzision, mit der wir noch nie zu arbeiten gezwungen waren. Gewöhnlicher Plastiksprengstoff scheidet aus, weil er sich zu leicht verformt. Ich brauche Sprengstoffplatten, die so hart sind wie Stein, eine Fertigungstoleranz von einem Tausendstel Millimeter haben und deren Form mathematisch bestimmt werden muß. Die Theorie könnte ich mir noch aneignen, aber dazu bräuchte ich Monate. Ich würde meine Zeit lieber auf die Umarbeitung des spaltbaren Materials verwenden... und ...«
»Und was noch?«
»Ich glaube, daß ich die Bombe verbessern kann.«
»Wie denn?«
»Wenn ich das, was ich bisher gelesen habe, richtig interpretiere, ließe sich die Bombe in einen Zünder verwandeln.«
»In einen Zünder für was?« fragte Kati.
»Eine Fusionsbombe, eine Wasserstoffbombe. Das würde die Sprengkraft um das Zehn- oder gar Hundertfache erhöhen. Damit könnten wir Israel oder zumindest einen sehr großen Teil davon zerstören.«
Der Kommandant machte eine Pause, um das aufzunehmen. Dann sprach er leise weiter. »Aber Sie brauchen Unterstützung. Wo findet man die am besten?«
»Günther dürfte wertvolle Kontakte in Deutschland haben – wenn man ihm trauen kann.«
»Ich habe das bedacht. Günther ist vertrauenswürdig.« Kati erklärte warum.
»Ist diese Geschichte auch wahr?« fragte Ghosn. »Ich glaube ebensowenig an den Zufall wie Sie.«
»Eine deutsche Zeitung brachte ein Bild, das sehr echt aussah.«
Ein deutsches Boulevardblatt hatte sich ein Schwarzweißfoto verschafft, das den Tod durch Erhängen in allen grausigen Einzelheiten zeigte. Die Tatsache, daß Petras Oberkörper nackt war, hatte die Veröffentlichung des Bildes gesichert.
»Die Zahl der Leute, die darüber Bescheid wissen, muß so klein wie möglich bleiben, oder – Verzeihung, Kommandant.«
»Aber wir brauchen Hilfe. Das verstehe ich.« Kati lächelte. »Sie haben recht. Besprechen wir unsere Pläne mit unserem Freund. Schlagen Sie vor, daß wir die Bombe in Israel explodieren lassen?«
»Wo sonst? Es steht mir zwar nicht zu, solche Pläne zu machen, aber ich ging davon aus...«
»Darüber habe ich noch gar nicht nachgedacht. Eins nach dem anderen, Ibrahim. Wann fahren Sie nach Israel?«
»Nächste Woche oder so.«
»Warten wir ab, was aus diesem Abkommen wird.« Kati dachte nach. »Machen Sie sich an Ihre Studien. Wir wollen nichts übereilen. Stellen Sie fest, was Sie brauchen. Dann werden wir versuchen, es Ihnen am sichersten Ort zu besorgen.«
Es schien eine Ewigkeit zu dauern, aber in der Politik kann alles, was zwischen fünf Minuten und fünf Jahren liegt, eine Ewigkeit bedeuten. Im vorliegenden Fall verstrichen knapp drei Tage, ehe der Durchbruch kam. Fünfzigtausend neue Demonstranten, angeführt von Kriegsveteranen, erschienen vor der Knesset, und diese Gruppe trat für das Abkommen ein. Wieder wurde gebrüllt und gefuchtelt, aber zu offener Gewalt kam es zur Abwechslung einmal nicht, weil die Polizei die fanatischen Massen auseinanderhielt.
Das Kabinett trat erneut in geschlossener Sitzung zusammen, und manche überhörten, manche registrierten den Lärm vor den Fenstern. Der Verteidigungsminister blieb bei der Diskussion überraschend still. Nur als er befragt wurde, erklärte er, daß die von den Amerikanern versprochenen zusätzlichen Waffen überaus nützlich seien: 48 Jagdbomber F-16, zum ersten Mal Schützenpanzer Bradley M-2/3 und Panzerabwehrraketen »Hellfire«. Ferner sollten sie Zugang zur Technologie einer revolutionären neuen Panzerkanone, die Amerika gerade entwickelte, erhalten. Außerdem
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