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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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überlegt. »Wenn die USA Israel zwingen, seinen rechtmäßigen Besitz zurückzugeben, verraten sie das historische Recht des jüdischen Volkes auf das Land seiner Väter und gefährden auch die Sicherheit des Staates aufs schwerste. Mit Waffengewalt werden Israels Bürger aus ihren Häusern vertrieben – wie vor fünfzig Jahren«, schloß er düster.
    »Moment mal!« fuhr ein anderer Kommentator hitzig auf.
    »Wie erregt diese Leute sind!« bemerkte Jack.
    »Ich selbst habe im Holocaust Familienmitglieder verloren«, sagte Mendelew und klang noch immer sachlich. »Zweek des Staates Israel ist es, den Juden eine sichere Heimat zu geben.«
    »Aber der Präsident schickt amerikanische Truppen ...«
    »Wir haben auch amerikanische Truppen nach Vietnam geschickt«, versetzte Rabbi Mendelew. »Und Versprechungen gemacht und auch dort ein Abkommen geschlossen. Sicher kann Israel nur in Grenzen sein, die sich auch verteidigen lassen, und zwar von seinen eigenen Truppen. Amerika hat Israel so lange unter Druck gesetzt, bis es mit dem Abkommen einverstanden war. Fowler stoppte Waffenlieferungen an Israel, als ›Signal‹. Die Botschaft war deutlich: Entweder gebt ihr nach, oder es gibt ein Embargo. Das habe ich in Erfahrung gebracht, und das werde ich vor dem Auswärtigen Ausschuß des Senats auch beweisen.«
    »O je«, bemerkte Jack leise.
    »Scott Adler, der stellvertretende Außenminister, überbrachte die Botschaft persönlich, während Jack Ryan, der stellvertretende Direktor der CIA, in Saudi-Arabien dem König versprach, Amerika werde Israel an die Kandare nehmen. Das ist schon schlimm genug, aber wenn man bedenkt, daß Adler, der selbst Jude ist, so etwas fertigbringt ...« Mendelew schüttelte den Kopf.
    »Der Mann hat gute Quellen.«
    »Stimmt das, was er da sagt, Jack?«
    »Nicht ganz, aber was Scott und ich im Nahen Osten taten, sollte geheim bleiben. Nur ein kleiner Kreis wußte, daß ich überhaupt auf Auslandsreise war.«
    »Ich wußte Bescheid...«
    »Aber du kanntest mein Ziel nicht. Laß mal, der Mann kann ein bißchen Lärm machen, aber nichts ausrichten.«
     
    Am nächsten Tag begannen die Demonstrationen. Die Gegner des Abkommens hatten alles auf eine Karte gesetzt; es war ein letzter, verzweifelter Versuch. Die beiden Anführer waren russische Juden, denen erst vor kurzem die Ausreise aus der Sowjetunion, dem Land, das ihnen nur wenig Liebe entgegenbrachte, gestattet worden war. Nach der Ankunft in ihrer einzig wahren Heimat durften sie sich auf der West Bank ansiedeln, einem Teil Palästinas, den Israel Jordanien im Sechs-Tage-Krieg entrissen hatte. Ihre Wohnungen – für amerikanische Begriffe winzig, für russische hingegen unvorstellbar luxuriös – befanden sich in Fertigbaublocks, die an einem der für die Region typischen felsigen Hänge standen. Die Umgebung war ihnen neu und fremd, aber doch eine Heimat, für die zu kämpfen sie bereit waren. Anatolij, der sich inzwischen Nathan nannte, hatte einen Sohn, der schon Offizier bei der israelischen Armee war, und auch Davids Tochter diente. Die kürzliche Ankunft in Israel war für alle wie eine Erlösung gewesen – und nun sollten sie ihre Häuser verlassen müssen? Schon wieder? Sie hatten in letzter Zeit schon genug Krisen erlebt; was jetzt passierte, war eine zuviel.
    Da ihr ganzes Haus von Emigranten aus Rußland bewohnt war, fiel es Anatolij und David nicht schwer, ein Kollektiv zu bilden und den Protest zu organisieren. Sie suchten sich einen orthodoxen Rabbi als spirituellen Führer – einen Geistlichen hatte ihre Siedlung noch nicht – und brachen mit Thora und Fahne nach Jerusalem auf. Selbst in einem so kleinen Land brauchte der Marsch seine Zeit, erregte aber unweigerlich die Aufmerksamkeit der Medien. Als die verschwitzten und erschöpften Marschierer ihr Ziel erreicht hatten, war die ganze Welt über ihren Zug und seinen Zweck informiert.
    Die Knesset ist nicht unbedingt das gemächlichste Parlament der Welt. Das politische Spektrum reicht von der extremen Rechten bis zur harten Linken, und für die moderaten Kräfte der Mitte bleibt nur herzlich wenig Raum. Es wird oft geschrien, gestikuliert und auf jede verfügbare Oberfläche getrommelt. Das Ganze spielt sich unter den Augen von Theodor Herzl ab, verewigt auf einem Schwarzweißfoto, der der Begründer des Zionismus war und 1866 in seinem »judenstaat« die Vision einer sicheren Heimat für sein verfolgtes und mißhandeltes Volk darlegte. In der Knesset wird mit

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