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Das Echo aller Furcht

Das Echo aller Furcht

Titel: Das Echo aller Furcht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Clancy
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hinauswollen, sagen Sie es klar und deutlich. Wollen Sie einen Eingriff in das Parlament einer befreundeten Demokratie vorschlagen oder etwas Illegales innerhalb der Grenzen der Vereinigten Staaten?« Ryan machte eine Pause, in deren Verlauf ihr Blick schärfer wurde. »Weder das eine noch das andere kommt in Frage, Dr. Elliot. Lassen wir die Israelis ihre eigenen Entscheidungen treffen. Wenn Sie auch nur erwägen, mir einen Eingriff in Israels demokratischen Prozeß zu befehlen, bekommt der Präsident mein Rücktrittsschreiben so schnell, wie ich es ihm vorbeibringen kann. Wenn Sie sich laut wünschen, diesem kleinen alten Mann in New York sollte etwas zustoßen, erfüllt das den Tatbestand der kriminellen Verschwörung. Ganz abgesehen davon, daß ich eine wichtige Funktion in dieser Regierung habe, bin ich als normaler Bürger verpflichtet, mutmaßliche Verstöße gegen das Gesetz den zuständigen Behörden zu melden.« Wenn Blicke töten könnten, dachte Ryan, als er ihre Reaktion sah.
    »Verdammt! Ich habe nie gesagt...«
    »Dr. Elliot, Sie sind gerade in die gefährlichste aller Fallen getappt. Sie beginnen zu glauben, daß Ihr Wunsch, die Welt zu verbessern, wichtiger ist als die Prinzipien, von denen sich unsere Regierung bei ihrer Arbeit leiten lassen soll. Ich kann Sie an solchen Gedanken nicht hindern, versichere Ihnen aber, daß meine Behörde sich an derartigen Aktionen nicht beteiligen wird, solange ich ihr angehöre.« Das klang zwar sehr nach einer Moralpredigt, aber Ryan fand es nötig, Dr. Elliot spielte mit dem gefährlichsten aller Gedanken.
    »So etwas habe ich nie gesagt! «
    »Na schön, dann habe ich mich eben geirrt. Sie haben das weder gedacht noch ausgesprochen. Verzeihung. Lassen wir nun die Israelis entscheiden, ob sie das Abkommen ratifizieren oder nicht. Sie haben eine demokratisch gewählte Regierung und das Recht, diesen Entschluß selbst zu treffen. Wir haben das Recht, sie sanft in die richtige Richtung zu steuern und ihnen zu verstehen zu geben, daß die Höhe unserer Hilfe von ihrer Zustimmung zum Abkommen abhängt, aber es kommt nicht in Frage, daß wir in ihren Entscheidungsprozeß eingreifen. Es gibt Grenzen, die auch die US-Regierung nicht überschreiten darf.«
    Die Sicherheitsberaterin rang sich ein Lächeln ab. »Ich danke Ihnen für Ihre Ausführungen über korrekte Regierungspolitik, Dr. Ryan. Das wäre alles.«
    »Ich habe zu danken, Dr. Elliot. Ich empfehle übrigens, daß wir die Sache auf sich beruhen lassen. Das Abkommen wird trotz der Szenen, die wir gerade gesehen haben, Zustimmung finden.«
    »Wieso?« Elliot zischte fast.
    »Weil das Abkommen objektiv günstig für Israel ist. Das wird den Leuten klarwerden, sobald sie die Information erst einmal richtig verdaut haben. Und dann geraten die Volksvertreter unter Druck. Israel ist immerhin eine Demokratie, und Demokratien treffen im allgemeinen vernünftige Entscheidungen. Das ist eine historische Tatsache. Die Demokratie setzt sich auf der Welt zunehmend durch, weil sie funktioniert. Wenn wir in Panik geraten und übereilte Entscheidungen treffen, stören wir den Prozeß nur. Lassen wir ihm aber seinen Lauf, bekommen wir sehr wahrscheinlich ein positives Ergebnis.«
    »Wahrscheinlich?« fragte Elliot spöttisch.
    »Sicher ist nichts im Leben; es gibt nur Wahrscheinlichkeiten«, erklärte Ryan und dachte: Das sollte doch jedem klar sein. »Einmischung macht einen Mißerfolg wahrscheinlicher als Zurückhaltung. Inaktivität ist oft die richtige Haltung; in diesem Fall zum Beispiel. Überlassen wir die Frage der israelischen Politik. Ich bin der Auffassung, daß es funktionieren wird.«
    »Schönen Dank für die Analyse«, sagte sie und wandte sich ab.
    »Es war mir wie immer ein Vergnügen.«
    Elliot wartete, bis die Tür sich geschlossen hatte, und fuhr dann herum. »Du arrogantes Arschloch! Dich säg’ ich ab!« fauchte sie.
    Ryan stieg auf dem West Executive Drive in seinen Wagen. Du bist zu weit gegangen, sagte er sich.
    Nein. Sie spielte mit gefährlichen Gedanken, und ich mußte ihr auf der Stelle den Kopf zurechtrücken.
    Er hatte dieses Symptom schon öfter gesehen. Washington bewirkte schlimme Veränderungen in Menschen. Sie kamen voller Ideale, die sich in der schwülen, drückenden Atmosphäre aber schnell verflüchtigten. Sie wurden zu Gefangenen des Systems, wie die Leute sagten. Ryan dachte eher an geistigmoralische Umweltverschmutzung. Washington verätzte die Seele.
    Und was macht dich immun? fragte

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