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Das Echo der Flüsterer

Titel: Das Echo der Flüsterer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Isau
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Er hatte es geahnt. Kamorrg kam heran! So hatte Macky den Gorrmack aus der Spiegelregion genannt. Mit fließenden Bewegungen tauchte sein langer schlangenartiger Körper immer wieder in den Boden ein, um jedes Mal ein Stück näher in einer gewaltigen Staubwolke aufzutauchen. Dieser Riesenwurm unterschied sich in vielem von Macky, nicht nur durch die unzähligen Beine, die er wie Flossen zu gebrauchen schien.
    Auch Macky hatte den Angreifer entdeckt. Die Kristallechse wirbelte herum und stieß ein dröhnendes Brüllen aus. Der Boden vor ihm schien zu kochen. Feine Kristallsplitter, Sand und Staub stiegen wie Dampf in die Höhe. Jonas konnte gerade noch erkennen, wie der andere Gorrmack auf- und wieder in den Boden eintauchte, dann war ihm jede Sicht genommen.
    »Lauft!«, schrie Bergalf, während er selbst stehen blieb.
    Auch Jonas verharrte. Er dachte gar nicht daran, seinen Freund im Stich zu lassen. »Was hast du vor?«
    »Ich habe schon einmal einen Gorrmack in die Flucht geschlagen. Vielleicht gelingt es mir auch jetzt.«
    Plötzlich begann die Erde zu zittern, fast, als gerate Azon ein zweites Mal aus dem Gleichgewicht. Doch dann gab es ein gewaltiges Krachen. Kamorrg war direkt unter Macky aus dem Grund geschossen und mit seinem Artgenossen zusammengeprallt. Ein heftiger Kampf entbrannte.
    Jonas schauderte. Wenn Macky unterlag, waren seine Freunde in der Spiegelregion gefangen. Natürlich, es gab eine Route ins Land der Bonkas, aber ohne Goldans Sinnstein war es fast unmöglich, diesen Weg unbeschadet zu meistern. Wahrscheinlich würde Kamorrg sie ohnehin alle niederwalzen, wenn er erst mit Macky fertig war. Bergalf hatte Recht. Sie mussten ihrem Riesenbaby helfen.
    Ohne auf die sorgenvollen Rufe seiner Mutter zu achten, rückte Jonas mit Bergalf gegen die kämpfenden Giganten vor.
    »Du stellst am besten gleich ein paar Kamorrgs in Reihe auf«, schlug Jonas vor. »Möglichst so, dass sie sich in Mackys Rücken befinden.«
    »Leichter gesagt als getan«, antwortete Bergalf. »Ich habe das Licht noch nie in diesem Ausmaß gefaltet. Als ich Mackys Spiegelbild in Kalvar schuf, überstieg es schon fast meine Kräfte.«
    »Du musst es schaffen, Bergalf. Ich weiß, dass du es kannst. Versuch es!«
    Gerade in diesem Augenblick kam Kraark herbeigeflogen. Er setzte sich auf Jonas’ Schulter und krakeelte für den Fährtensucher einen unmissverständlichen Anfeuerungsruf.
    Bergalf sah den Raben verwundert an. Dann schlich sich ein Lächeln auf seine Lippen. Er nickte kurz und schloss die Augen. Über ihm rotierte ein funkelnder Kristallbaldachin. Allmählich bildete sich zwischen dem Strudel und den kämpfenden Gorrmacks ein flaches durchscheinendes Bild. Es wurde immer deutlicher und gewann an Tiefe. Sieben riesige Kristallwürmer ragten vor den kämpfenden Giganten auf.
    »Ja, du schaffst es!«, rief Jonas seinem Freund zu. Als Bergalf zu schwanken begann, stützte er ihn. Der Bonka war nicht größer als ein Zwölfjähriger. Jonas hatte keine Mühe ihn zu halten. »Ich kann sie schon ganz deutlich sehen«, feuerte er Bergalf weiter an. »Halte das Bild fest. Du wirst den Gorrmack genauso täuschen wie Kanthelm. Mach jetzt nicht schlapp, Bergalf!« Ohne Jonas’ ständige Aufmunterung hätte der Fährtensucher vielleicht aufgegeben, aber so hielt er durch.
    Ab und zu tauchten aus der Staubwolke für wenige Augenblicke die kolossalen Leiber der verbissen kämpfenden Riesen auf. Macky hatte den anderen Gorrmack an der Schnauze gepackt und drehte sich mit einer solchen Geschwindigkeit um die eigene Achse, als stecke sein Schwanz in einem Küchenmixer. Genau wie ein Alligator!, schoss es Jonas durch den Kopf. Er hatte diese Kampfart schon oft bei Männchen beobachtet, die in den Sümpfen gegen Rivalen antraten.
    Die beiden Kontrahenten verschwanden erneut im Staub. Nur das Krachen und Brüllen war noch zu hören. Bergalfs ganze Anstrengung würde umsonst sein, wenn Kamorrg nicht endlich einen Blick auf seine Ebenbilder warf. Der Bonka würde nicht mehr lange die Kraft haben das gewaltige Trugbild aufrechtzuerhalten.
    »Macky!«, schrie Jonas mit einem Mal. Der Ruf brach einfach aus ihm hervor. Er glaubte nicht einmal den Lärm der kämpfenden Giganten übertönen zu können, doch unvermittelt trat Ruhe ein.
    Macky hatte den Ruf gehört. Vielleicht lag es an der besonderen Verbundenheit des Menschenkindes mit allem Lebendenjonas würde es nie erfahren. Jedenfalls hatte Macky, sobald er den Schrei seines Freundes vernahm,

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