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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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Augen merkwürdige Leben von Rosalinda Fox – dieser jungen Mutter und Weltenbummlerin, der einfach so Schrankkoffer voller Abendkleider abhandenkamen, wie andere Frauen an einem regnerischen Nachmittag ihre Handtasche auf einer Parkbank oder auf dem Tisch eines Cafés liegen ließen.
    Ich eilte zum Balkon, spähte – durch den Fensterladen verborgen – hinunter auf die Straße und beobachtete, wie sie aus dem Haus kam. Ohne Eile ging sie auf ein knallrotes Auto zu, das direkt vor meiner Haustür geparkt war. Ich vermutete, dass darin jemand auf sie wartete, vielleicht der Mann, dem sie heute Abend unbedingt gefallen wollte. Ich war inzwischen so neugierig geworden, dass ich darauf brannte, sein Gesicht zu sehen, während ich mir im Geiste verschiedene Varianten ihrer Begegnung vorstellte. Vermutlich handelte es sich um einen Deutschen, möglicherweise wollte sie deshalb bei seinen Landsleuten unbedingt einen guten Eindruck machen. Ich stellte ihn mir jung und attraktiv vor – einen Lebemann. Weltgewandt und selbstsicher wie sie. Doch weitere Spekulationen erübrigten sich, denn als sie die Autotür öffnete – die Seite, auf der normalerweise der Beifahrer sitzt –, stellte ich zu meiner Überraschung fest, dass dort das Lenkrad war und sie offensichtlich die Absicht hatte, selbst zu fahren. Niemand wartete auf sie in jenem Wagen, bei dem sich – wie in allen englischen Autos – das Lenkrad auf der rechten Seite befand. Sie war es, die den Motor anließ und wegfuhr, wie sie gekommen war: allein. Ohne Mann, ohne Abendkleid und ohne die geringste Hoffnung, im Laufe des Nachmittags noch eine Lösung zu finden.
    Während ich versuchte, den schlechten Nachgeschmack dieser Begegnung zu vergessen, schaffte ich im Salon Ordnung. Ich räumte den Aschenbecher fort, pustete etwas Asche vom Tisch, rückte einen Teppich mit der Schuhspitze zurecht, schüttelte die Kissen auf, die wir zerdrückt hatten, und ordnete die Zeitschriften, die sie durchgeblättert hatte, als ich mit Elviritas Anprobe beschäftigt war. Ich schlug eine Harper’s Bazaar zu, und als ich das Gleiche mit Madame Figaro machen wollte, blieb ich an einem Foto von einem Modell hängen, das mir irgendwie bekannt vorkam. Tausend Erinnerungen an früher schwirrten wie ein Vogelschwarm durch meinen Kopf. Ohne dass ich mir dessen bewusst war, rief, nein, brüllte ich nach Jamila, die sogleich atemlos angelaufen kam.
    » Lauf so schnell du kannst zu Señora Langenheim und bitte sie, auf der Stelle Señora Fox aufzutreiben. Diese soll unbedingt sofort zu mir kommen. Sag ihr, es sei äußerst dringend.«

18
    » Der Schöpfer des Modells, meine liebe Ignorantin, ist Mariano Fortuny y Madrazo, Sohn des großen Mariano Fortuny, nach Goya vermutlich der beste Maler des 19. Jahrhunderts. Er war ein fantastischer Künstler, übrigens auch Marokko eng verbunden. Er kam während des Spanisch-Marokkanischen Kriegs nach Nordafrika, war hingerissen vom Licht und von der Exotik des Landes – beides hat er in vielen seiner Bilder eingefangen. Eines seiner bekanntesten ist Die Schlacht von Tetuán. Fortuny senior war ohne Frage ein meisterhafter Maler, doch sein Sohn ist ein echtes Genie. Auch er malt, aber außerdem entwirft er Bühnenbilder für Theaterstücke in seiner venezianischen Werkstatt, er ist Fotograf und Erfinder, kennt sich mit den klassischen Techniken aus und entwirft Stoffe und Kleider wie zum Beispiel das berühmte Delphos-Kleid, das du, kleine Hochstaplerin, in einer häuslichen Neuinterpretation gerade – und, wie ich zu ahnen meine, aufs Vorzüglichste – kopiert hast.«
    Félix hatte es sich mit der Zeitschrift, in der ein Foto abgebildet war, das meiner Erinnerung auf die Sprünge geholfen hatte, auf dem Sofa bequem gemacht. Ich, erschöpft nach dem anstrengenden Nachmittag, hörte ihm in einem Sessel regungslos zu. Nicht einmal eine Nadel hätte ich noch halten können, so schwach fühlte ich mich. Ich hatte ihm gerade die Ereignisse der letzten Stunden geschildert, angefangen in dem Moment, als meine Kundin mit einer unüberhörbaren Vollbremsung, die einige Nachbarn auf die Balkone lockte, ihre Rückkehr ankündigte. Sie kam die Treppe heraufgelaufen, ich erwartete sie bereits an der Tür und überfiel sie mit meiner Idee, ohne mir die Zeit für eine Begrüßung zu nehmen.
    » Wir werden versuchen, auf die Schnelle ein Delphos-Kleid zu zaubern. Wissen Sie, was ich meine?«
    » Das Delphos-Kleid von Fortuny?«, fragte sie ungläubig.
    » Eine

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