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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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zumindest teilweise – wieder ins Berufsleben einzusteigen. Für die Genehmigung seiner Reise musste er mit Ärzten streiten, mit seinen Vorgesetzten und jedem anderen, der in der Absicht an sein Bett trat, ihn zu überreden, sich möglichst nicht zu bewegen, was für ihn, zusätzlich zu seinem lädierten Zustand, die wahre Folter bedeutete. Er entschuldigte sich bei Rosalinda, dass er bei ihrem Telefonat so schroff gewesen war, wechselte mit schmerzverzerrtem Gesicht mehrmals die Position seines verletzten Beins und konzentrierte sich schließlich auf die unmittelbar anstehenden Dinge.
    » Ich habe seit heute Morgen nichts gegessen. Hätten Sie etwas dagegen, wenn ich Sie beide zum Essen einlade und wir unterdessen miteinander reden?«
    Wir willigten ein. Tatsächlich hätte ich so ziemlich alles akzeptiert, um mit ihm reden zu können. Ich hätte in einer Latrine getafelt oder mit Schweinen im Dreck gewühlt, ich hätte Küchenschaben verspeist und Rattengift getrunken, um sie hinunterzubekommen: alles, nur um die Information zu erhalten, auf die ich so lange schon wartete. Routiniert rief Logan einen der arabischen Kellner, die im Innenhof bedienten, und bat um einen Tisch im Restaurant des Hotels.
    » Einen Moment bitte, Señor.« Der Kellner ging jemanden suchen, und im nächsten Moment kam der spanische Oberkellner auf uns zugeschossen, schmierig und ehrerbietig. » Sofort, sofort, bitte schön, wenn Sie mir folgen wollen, meine Damen, mein Herr.« Keine Minute sollten Señora Fox und ihre Freunde warten müssen, das wäre ja noch schöner.
    Logan ließ uns den Vortritt, während der Oberkellner auf einen Tisch in der Mitte wies, wo wir wie auf dem Präsentierteller sitzen würden, damit an diesem Abend auch wirklich niemand versäumte, Beigbeders englische Geliebte in Augenschein zu nehmen. Der englische Journalist lehnte den Tisch höflich ab und deutete auf einen anderen, der mehr für sich im hinteren Bereich stand. Alle Tische waren tadellos gedeckt – blütenweiße Tischdecken, Gläser für Wasser und Wein, weiße Servietten, auf Porzellantellern gefaltet. Es war allerdings noch früh am Abend, sodass kaum ein Dutzend Gäste im Speisesaal verteilt saßen.
    Wir bestellten zu essen und bekamen einen Sherry serviert, der uns die Wartezeit verkürzen sollte. Nun übernahm Rosalinda in gewisser Weise die Rolle der Gastgeberin und brachte das Gespräch in Gang. Das Treffen zuvor im Innenhof hatte sozusagen nur protokollarische Gründe gehabt, jedoch für Entspannung gesorgt. Der Journalist hatte sich vorgestellt und uns die Gründe für seine körperliche Verfassung erläutert; wir beide hingegen hatten Gelegenheit gehabt, uns zu beruhigen, als wir sahen, dass da kein bedrohlicher Kerl auf uns zukam, und plauderten mit ihm über das Alltagsleben in Spanisch-Marokko. Wir wussten jedoch alle drei, dass es sich nicht einfach um eine gesellige Zusammenkunft handelte, um neue Kontakte zu knüpfen, über Krankheiten zu sprechen oder malerische Szenen aus Nordafrika zu schildern. Was uns an diesem Abend zusammengeführt hatte, war schlicht und einfach ein Geschäft, an dem zwei Parteien beteiligt waren, zwei Seiten, die ihre Wünsche und Bedingungen deutlich gemacht hatten. Nun war es an der Zeit, die Karten auf den Tisch zu legen, um zu sehen, wo man sich treffen konnte.
    » Sie sollen wissen, dass alles, worum Sie mich neulich am Telefon gebeten haben, arrangiert ist«, schickte Rosalinda voraus, sobald sich der Kellner mit unserer Bestellung entfernt hatte.
    » Sehr gut«, erwiderte der Journalist.
    » Sie können Ihr Interview mit dem Hochkommissar führen, unter vier Augen und in dem Zeitrahmen, den Sie für sinnvoll erachten. Außerdem erhalten Sie eine befristete Aufenthaltserlaubnis für das spanische Protektorat«, fuhr Rosalinda fort, » und auf Ihren Namen ausgestellte Einladungen zu allen offiziellen Anlässen in den nächsten Wochen. Einige davon, das möchte ich vorausschicken, werden von großer Wichtigkeit sein.«
    Der Journalist zog fragend die Augenbraue auf der unverletzten Seite seines Gesichts hoch.
    » Wir erwarten in Kürze Don Ramón Serrano Suñer, Francos Schwager, auf einen Besuch. Ich nehme an, Sie wissen, von wem ich spreche.«
    » Ja, natürlich«, bestätigte er.
    » Er kommt zur Feier des Jahrestages des Aufstands nach Marokko und wird drei Tage bleiben. Es sind verschiedene Feierlichkeiten zu seinen Ehren geplant. Gerade gestern traf Dionisio Ridruejo ein, der Propagandachef, um mit

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