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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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Luftschlösser, hatte stets das rechte Wort zur rechten Zeit parat, fand für jede Gelegenheit die richtige Geste. Dynamisch, großzügig, unangepasst. Heute Geschäftsführer einer italienischen Schreibmaschinenfirma, gestern Repräsentant eines deutschen Automobilherstellers, vorgestern etwas anderes, nicht minder Eindrucksvolles, und was morgen sein würde, das wusste allein der liebe Gott.
    Was sah Ramiro in mir, dass er sich ausgerechnet in eine kleine Schneiderin verguckte, die im Begriff war, einen Beamten ohne jeden Ehrgeiz zu heiraten? » Die wahre Liebe«, schwor er mir tausendfach. Natürlich hatte es vor mir schon andere Frauen in seinem Leben gegeben. » Wie viele?«, wollte ich wissen. » Einige, aber keine war wie du.« Und dann küsste er mich, und ich glaubte, ohnmächtig zu werden. Und genauso könnte ich auch heute noch aufzählen, was ihm an mir gefiel, denn ich erinnere mich an alle seine Äußerungen zu meiner Person. » Die explosive Mischung aus kindlich anmutender Naivität gepaart mit dem Auftreten einer Göttin«, sagte er. » Ein ungeschliffener Diamant«, beteuerte er. Bisweilen behandelte er mich wie ein Kind, und dann wurden aus den zehn Jahren Altersunterschied Jahrhunderte. Er kam meinen Launen zuvor, überraschte mich stets aufs Neue mit den unglaublichsten Einfällen. Kaufte mir Seidenstrümpfe, Cremes und Parfüms, Eisbecher mit Chirimoya-, Mango- und Kokosnusseis. Er unterwies mich, wie man mit Besteck umging, seinen Morris fuhr, die Speisekarten der Restaurants entschlüsselte und Zigarettenrauch inhalierte. Er erzählte mir von Menschen aus seiner Vergangenheit und von Künstlern, denen er begegnet war, erinnerte sich an alte Freunde und träumte von den fantastischen Möglichkeiten, die uns in irgendeinem fernen Winkel der Erde erwarteten. Zeichnete Weltkarten und ließ mich erwachsen werden. Doch bisweilen verschwand jenes Mädchen, und dann war ich ganz Frau, und es störten ihn weder mein mangelndes Wissen noch meine geringe Lebenserfahrung: Er begehrte mich, verehrte mich, so wie ich war, und klammerte sich an mich, als sei mein Körper sein einziger Halt.
    Ich zog gleich zu ihm, in seinen Männerhaushalt an der Plaza de las Salesas. Ich brachte nicht viel mit, als würde mein Leben neu beginnen, als wäre ich eine andere und noch einmal geboren worden. Mein ungestümes Herz und ein paar andere Dinge, die ich obendrauf packte, waren die einzigen Habseligkeiten, die ich in seine Wohnung mitnahm. Hin und wieder kehrte ich in mein altes Zuhause zurück, um meine Mutter zu besuchen. Zu jener Zeit nähte sie daheim auf Bestellung, allerdings war es nur wenig, sodass es gerade zum Überleben reichte. Sie mochte Ramiro nicht, missbilligte die Art, wie er mit mir umging. Sie warf ihm vor, mich ungeniert verschleppt, sein Alter und seine Position ausgenutzt zu haben, um mich zu umgarnen und mich zu zwingen, alle Bindungen zu kappen. Es gefiel ihr nicht, dass ich unverheiratet mit ihm zusammenlebte, dass ich Ignacio verlassen hatte und nicht mehr dieselbe war. Sosehr ich es auch versuchte, es gelang mir nicht, sie davon zu überzeugen, dass er mich in keiner Weise zu meinem Tun hatte überreden müssen, dass es allein unsere unbändige Liebe füreinander war, die mich zu ihm geführt hatte. Unsere Auseinandersetzungen wurden von Mal zu Mal heftiger: Wir machten uns erbitterte Vorwürfe und zerfleischten uns gegenseitig. Auf jeden ihrer Seitenhiebe reagierte ich mit einer frechen Bemerkung, auf jede ihrer Anschuldigungen mit noch mehr Verachtung. Kaum ein Treffen endete ohne Tränen, Geschrei und Türenknallen, und meine Besuche fielen jedes Mal noch kürzer, noch kühler aus. Meine Mutter und ich entfremdeten uns immer mehr.
    Bis von ihrer Seite eine Annäherung erfolgte. Eigentlich fungierte sie bei dem Ganzen nur als Mittlerin, doch damit gab sie – wie hätten wir überhaupt auf den Gedanken kommen sollen? – unserem Leben eine neue Richtung. Eines Tages tauchte sie mitten am Vormittag vor Ramiros Wohnung auf. Er war nicht zu Hause, und ich schlief noch. Am Abend zuvor waren wir ausgegangen und hatten uns eine Aufführung mit der Schauspielerin Margarita Xirgu im Teatro de la Comedia angesehen, anschließend gingen wir ins Le Cock. Wir kamen erst gegen vier Uhr früh ins Bett, sodass ich, erschöpft wie ich war, nicht mehr die Energie aufgebracht hatte, mir die Schminke, die ich seit Neuestem benutzte, abzuwaschen. Um zehn hörte ich im Halbschlaf, wie Ramiro ging und später

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