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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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Prudencia, unser Dienstmädchen, kam, um Ordnung in unser häusliches Durcheinander zu bringen. Im Halbschlaf hörte ich, wie sie Milch und Brot holen ging, und kurz darauf, dass es an der Tür läutete. Ich dachte, Prudencia habe wieder einmal den Hausschlüssel vergessen. Schlaftrunken stand ich auf und machte mich missmutig auf den Weg zur Tür, an der es beharrlich weiterklingelte, und rief: » Ich komme schon!« Ja, ich machte mir nicht einmal die Mühe, etwas überzuziehen: Prudencia, dieser Trampel, war solcher Mühe nicht wert. Verschlafen öffnete ich, doch vor mir stand nicht Prudencia, sondern meine Mutter. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Sie anfänglich auch nicht. Sie beschränkte sich darauf, mich von oben bis unten zu mustern, wobei ihre Aufmerksamkeit vor allem meinem zerwühlten Haar, der verlaufenen Wimperntusche unter meinen Augen, den Lippenstiftresten um meinen Mund und dem Nachthemd galt, das mehr nackte Haut preisgab, als ihre Auffassung von Schicklichkeit es zuließ. Ich war nicht fähig, ihrem Blick standzuhalten, und auch nicht, ihr die Stirn zu bieten. Vielleicht, weil ich durch das späte Zubettgehen noch benommen war. Vielleicht, weil mich ihr betont zur Schau gestellter Gleichmut entwaffnete.
    » Komm herein, bleib doch nicht an der Tür stehen«, sagte ich, wobei ich versuchte, das Unbehagen, das mir ihr unerwarteter Besuch bereitete, zu kaschieren.
    » Nein, ich kann nicht, ich bin auf dem Sprung und nur vorbeigekommen, um dir etwas auszurichten.«
    Die Situation war derart angespannt und verkrampft, dass ich niemals geglaubt hätte, so etwas tatsächlich zu erleben, wenn ich nicht selbst dabei gewesen wäre. Meine Mutter und ich, so viel wir auch miteinander erlebt hatten und so ähnlich wir uns in vielerlei Hinsicht waren, schienen uns auf einmal in zwei Fremde verwandelt zu haben, die sich misstrauisch wie Straßenköter aus gehörigem Abstand beäugten.
    Sie blieb im Eingang stehen, mit ernster Miene, stocksteif, das Haar straff nach hinten zu einem Dutt zusammengefasst, in dem schon die ersten grauen Strähnen schimmerten. Aufrecht und würdevoll stand sie da, mit hochgezogenen Augenbrauen, die ihren abschätzigen Blick noch unterstrichen. In gewisser Weise eine elegante Erscheinung trotz der Einfachheit ihrer Kleidung. Nachdem sie mich ausführlich gemustert hatte, begann sie schließlich zu sprechen. Doch anders als ich befürchtet hatte, ging es nicht darum, mich oder mein Äußeres zu kritisieren.
    » Ich komme, um dir eine Nachricht zu überbringen, eine Bitte, die nicht von mir stammt. Du kannst ihr nachkommen oder sie abschlagen, ganz wie du willst. Aber ich glaube, dass du Ja sagen solltest. Überleg es dir. Und denk daran: Besser spät als nie.«
    Sie trat nicht über die Schwelle, und ihr Besuch dauerte auch nicht mehr sehr viel länger als eine Minute. Genug, um mir eine Adresse zu nennen und eine Uhrzeit – noch am gleichen Nachmittag. Und schon wandte sie sich – ohne eine Geste des Abschieds – zum Gehen. Es wunderte mich, dass das schon alles gewesen sein sollte, doch ich musste nicht allzu lange auf das dicke Ende warten.
    » Und wasch dir das Gesicht, kämm dich und zieh dir was an. Du siehst aus wie eine Nutte.«
    Während des Mittagessens berichtete ich Ramiro von meinem erstaunlichen Erlebnis. Ich sah keinen Sinn in dem Ganzen, hatte nicht die geringste Ahnung, was der Grund für dieses unerwartete Ansinnen sein konnte, war misstrauisch. Ich bat ihn, mich zu begleiten. » Wohin?« » Meinen Vater kennenlernen.« » Warum?« » Weil er darum gebeten hat.« » Wozu?« Und wenn ich zehn Jahre darüber nachgegrübelt hätte, wäre es mir nicht im Entferntesten gelungen, den Grund zu benennen.
    Es blieb mir also nichts anderes übrig, als mich mit meiner Mutter gleich nach dem Mittagessen bei der angegebenen Adresse einzufinden: Hermosilla 19. Eine sehr vornehme Straße, ein sehr vornehmes Haus. Eines jener Gebäude, in denen ich früher die fertig genähten Kleider abgeliefert hatte. Ich hatte mich dem Anlass entsprechend sorgfältig zurechtgemacht und trug ein blaues Wollkleid, einen dazu passenden Mantel und einen kleinen Hut mit drei Federn, der anmutig und schräg über meinem linken Ohr saß. Das alles hatte natürlich Ramiro bezahlt. Und es waren die ersten Kleidungsstücke überhaupt, die weder meine Mutter noch ich selbst genäht hatten. Ich trug mein schulterlanges Haar offen und Schuhe mit hohen Absätzen. Ich war nur wenig geschminkt, an

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