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0748 - Maori-Zauber

0748 - Maori-Zauber

Titel: 0748 - Maori-Zauber Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Austin Osman
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Grataka bleckte in einem schaurigen Zerrbild eines Lächelns seine Haifischzähne. Als er sprach, schob sich seine Zunge zwischen den angefeilten Schneidezähnen hindurch.
    »So ist es«, zischte er. »Fluch eurem faulen Frieden. Ich verachte ihn. Ich verabscheue eure buckligen Kompromisse, eure zu Boden blickenden Augen, eure ständigen Ausreden. Dies ist unser Land. Wir Maori waren Krieger, die sich ihr Land erobert haben. Wir haben das Fleisch unserer Feinde gegessen und ihre Köpfe als Trophäen behalten. Das war unser Leben, frei und stark, und nicht das jämmerliche Kriechen, das ihr für eine gelungene Anpassung an die Welt der Bleichhäute haltet. Unsere Söhne und Töchter sind in ihren Träumen wieder frei und stolz. Aber wenn sie aufwachen, tragen sie die Namen der Eroberer. Sie sprechen deren Sprache und saufen deren Alkoholgift, um den Schmerz in sich zu betäuben. Das muss enden!«
    »Du wirst die Bleichhäute nie besiegen, Grataka«, kam die Antwort.
    »Die Bleichhäute besiegen sich selbst!«, rief der JJaifischzähnige. »Sie ersticken an ihrer eigenen Gier. Sie haben unsere Heiligtümer gestohlen, und diese Heiligtümer schreien nach Vergeltung. Ich kann ihre Rufe um die halbe Welt hören. Wenn euch die Feigheit nicht die Ohren verstopft hat, dann hört ihr es auch!«
    »Wir wollen Frieden. Frieden ist das höchste Gut. - Wir werden gegen dich für den Frieden kämpfen!«
    Grataka stieß ein heiseres Zischen aus, und jeder andere Laut verstummte. Selbst die Nachtvögel schwiegen, der Wind stockte, und sogar das Feuer, das zwischen den vier Männern brannte, flackerte ohne Geräusch. Es war eine eisige Stille, unter deren Oberfläche eine Schlacht tobte.
    Drei Augenpaare starrten auf Grataka, hüllten ihn ein in ein Gewebe aus magischer Macht. Grataka schwankte, wand sich, zitterte und stöhnte mit geschlossenen Augen, als Schmerzen jede Ader seines Leibes durchströmten.
    Doch schließlich hob er die Lider und funkelte seine Feinde an. Die Luft begann unmerklich zu vibrieren. Ein schwankendes Summen wurde hörbar, steigerte sich, drang in die Köpfe der drei Magier ein.
    Jetzt waren sie es, die durchgeschüttelt wurden. Sie bäumten sich auf, als würden elektrische Schläge sie treffen. Die Schwingungen drangen in jede Zelle ihres Körpers, zuckten durch die Muskeln, rasten durch die Nerven. Die Hände der Magier verkrampften sich zu Klauen.
    Mit höhnischem Grinsen beobachtete Grataka, wie sie ihre Finger gegen die eigene Brust drückten, immer heftiger, bis sie die Haut durchstießen und ihr Blut hervorströmte. Ohne Regung hörte Grataka das Krachen der Rippen. Er spuckte aus, als sich die besiegten Feinde selbst ihre Herzen herausrissen und ihm darboten, bevor sie tot in sich zusammensackten.
    »Ihr habt nie ein Herz gehabt«, murmelte Grataka, bevor er im Dunkel des Waldes verschwand.
    ***
    Nicole Duval nippte an ihrem Rotwein und verdrehte die Augen.
    »Man kann es kaum noch hören«, sagte sie. »Globalisierung! Erst war es der Vietnamkrieg, dann die Atomkraft, und jetzt dient die Globalisierung zum Vorwand, sich mit der Polizei zu prügeln.«
    »Du vergisst die Emanzipation der Frau, meine Liebe. Die kam zwischen Vietnamkrieg und Atomkraft«, antwortete Professor Zamorra mit einem verschmitzten Lächeln.
    Er zwinkerte ihrem Gast Joris Huysmans verstohlen zu. Manchmal überkam den Dämonenjäger Zamorra das dringende Bedürfnis, seiner Lebensund Kampfgefährtin Nicole Duval bei ihren politischen Rundumschlägen ein wenig in die Parade zu fahren.
    Die drei saßen in einem behaglichen Kaminzimmer in Zamorras an der südlichen Loire gelegenen Château Montagne. Butler William hatte für ein prasselndes Feuer im Kamin gesorgt, das angenehme Wärme spendete. Die beiden Männer streckten die Füße zum Kamin hin, Nicole hatte es sich in ihrem Sessel unter einer schweren Reisedecke bequem gemacht. Ein Blick aus dem Fenster brachte sie dazu, die Decke noch etwas enger um ihre Schultern zu ziehen.
    Die Dämmerung war an diesem Winterabend noch früher gekommen als gewöhnlich und hatte einen trüben, nasskalten Tag beendet. Gegen Abend setzte Schneeregen ein, und dann wurde es auch noch stürmisch. Inzwischen heulte der Wind um das Château. Er fuhr in den Kamin, ließ die Flammen tanzen und schob manchmal sogar noch einen Schwall kühle Luft und Rauch in den Raum.
    »Nun, Tatsache ist ja wohl, dass dieses Thema uns allen mehr oder weniger auf den Nägeln brennt«, sagte Huysmans. »Obwohl ein guter

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