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Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
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Aber er hat es stets abgelehnt.«
    Dann erzählte sie mir von den Spannungen jener unharmonischen Beziehung, durch die ich eine eher verletzliche und zerbrechliche Rosalinda kennenlernte. Weniger unwirklich und mehr ein Mensch aus Fleisch und Blut wie wir alle.
    » Ich heiratete mit sechzehn. Da war er schon vierunddreißig. Ich ging fünf Jahre lang auf ein englisches Internat. Als ich Indien verließ, war ich noch ein kleines Mädchen und kehrte erst als junge Frau in fast heiratsfähigem Alter dorthin zurück. Ich war ganz wild darauf, jedes der vielen Feste zu besuchen, die im kolonialen Kalkutta ständig gefeiert wurden. Gleich auf der ersten Party wurde mir Peter, ein Freund meines Vaters, vorgestellt. Er war für mich der attraktivste Mann, den ich je kennengelernt hatte. Nicht, dass ich bis dahin schon vielen begegnet wäre, eigentlich keinem. Er war amüsant, zu den unglaublichsten Abenteuern aufgelegt und der Mittelpunkt jeder Gesellschaft, zugleich reif und lebhaft. Er stammte aus einer aristokratischen englischen Familie, die seit drei Generationen in Indien lebte. Ich verliebte mich wahnsinnig in ihn, oder zumindest dachte ich das. Fünf Monate später waren wir verheiratet. Wir zogen in ein prächtiges Anwesen mit Pferdeställen, Tennisplätzen und vierzehn Zimmern für die Bediensteten. Wir hatten, stell dir vor, sogar vier uniformierte indische Ballkinder, falls es uns einmal in den Sinn kommen sollte zu spielen. Unser Leben war mit Aktivitäten ausgefüllt: Mir gefiel es zu tanzen oder auszureiten, und mit dem Gewehr verstand ich ebenso geschickt umzugehen wie mit Golfschlägern. Wir lebten in einem sich unaufhörlich drehenden Karussell aus Festen und Empfängen. Und dann wurde Johnny geboren. Nach außen hin führten wir ein Leben wie im Bilderbuch, doch es sollte nicht lange dauern, bis mir bewusst wurde, auf welch wackeligen Beinen meine Welt stand.«
    Sie unterbrach ihren Monolog und starrte ins Leere, als dächte sie einen Moment lang nach. Dann drückte sie ihre Zigarette im Aschenbecher aus und fuhr fort:
    » Wenige Monate nach der Niederkunft hatte ich immer wieder Magenprobleme. Man untersuchte mich, und anfänglich sagte man mir, es bestünde kein Grund zur Sorge, meine Beschwerden seien die natürliche Reaktion meines Körpers auf das ungewohnte tropische Klima. Aber ich fühlte mich von Mal zu Mal schlechter. Die Schmerzen wurden stärker, das Fieber stieg von Tag zu Tag. Die Ärzte beschlossen, mich zu operieren, und konnten nichts Ungewöhnliches entdecken, doch mein Zustand besserte sich nicht. Da es immer schlimmer wurde, untersuchten sie mich vier Monate später noch einmal gründlich und konnten endlich die Krankheit benennen: Tuberkulose in einer ihrer aggressivsten Formen, und in meinem Fall ausgelöst durch das Mycobacterium bovis, übertragen durch die Milch einer infizierten Kuh, die wir nach Johnnys Geburt gekauft hatten, um stets frische Milch für meine Rekonvaleszenz zu haben. Das Tier war krank geworden und nach einiger Zeit gestorben, doch der Veterinär, der es damals untersuchte, hatte nichts Ungewöhnliches feststellen können. Genau wie die Ärzte bei mir sehr lange brauchten, bis sie die Ursache fanden. Die Tuberkulose der Rinder ist sehr schwer zu diagnostizieren. So etwas wie Knoten, wie Geschwülste im Darm, die ihn zusammendrücken.«
    » Und?«
    » Seitdem bin ich chronisch krank.«
    » Und?«
    » Jeden neuen Morgen, an dem du die Augen öffnest, dankst du dem lieben Herrgott, dass Er dir einen weiteren Tag geschenkt hat.«
    Meine innerliche Aufgewühltheit verbarg ich hinter einer neuen Frage.
    » Wie hat dein Mann reagiert?«
    » Oh, wonderfully!«, meinte sie sarkastisch. » Die Ärzte, die ich konsultierte, rieten mir, nach England zurückzukehren. Sie dachten, vielleicht könne man in einem englischen Krankenhaus mehr für mich tun. Und Peter war damit sofort einverstanden.«
    » Vermutlich wollte er nur dein Bestes …«
    Verbittert lachte sie auf, sodass ich den Satz nicht beenden konnte.
    » Peter, meine Liebe, denkt immer nur an sein eigenes Wohl. Mich weit wegzuschicken, war die beste aller Lösungen, und zwar nicht für meine Gesundheit, sondern eher für sein eigenes Wohlbefinden. Ich kümmerte ihn nicht, Sira. Ich hatte aufgehört, ein spaßiger Zeitvertreib zu sein, war nicht mehr die wertvolle Trophäe, die man in den Clubs, auf Festen und Jagdgesellschaften präsentieren konnte. Die junge, schöne und amüsante Ehefrau hatte sich in eine

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