Das Echo der Traeume
Tür kamen, stellte Bernhardt noch eine Frage.
» Sprechen Sie mit Oberst Beigbeder darüber oder soll ich es ihm selbst sagen?«
Serrano Suñer antwortete nicht sofort, sondern zündete sich zuerst eine Zigarette an. Die Ich-weiß-nicht-wievielte.
» Halten Sie das für unbedingt notwendig?«, erwiderte er dann, nachdem er den ersten Zug getan hatte.
» Die Installationen werden sich im spanischen Protektorat befinden, deshalb sollte er diesbezüglich informiert werden, nehme ich an.«
» Dann überlassen Sie es mir. Der Caudillo wird ihn direkt informieren. Und zu den Bedingungen unserer Abmachung geben Sie besser keine Einzelheiten preis. Das bleibt unter uns«, fügte er hinzu, während er das Licht ausschaltete.
Ich ließ einige Minuten verstreichen, bis ich glaubte, dass sie das Gebäude inzwischen verlassen haben müssten. Dann stand ich vorsichtig auf. Von der Anwesenheit der beiden Herren in dem Zimmer zeugten nur noch der intensive Geruch nach Tabak und ein vermutlich ziemlich voller Aschenbecher. Dennoch blieb ich weiter auf der Hut. Ich ordnete meine Kleidung, dann schlich ich mich auf Zehenspitzen leise zur Tür. Nur langsam näherte sich meine Hand der Türklinke, als fürchtete ich, bei ihrer Berührung einen elektrischen Schlag zu bekommen. Ich hatte Angst davor, auf den Korridor hinauszugehen. Doch ich kam gar nicht dazu, die Klinke zu drücken: Fast berührten sie meine Finger schon, als ich bemerkte, dass jemand von außen daran herumhantierte. Ich sprang automatisch zurück und drückte mich flach an die Wand, als wollte ich mit ihr verschmelzen. Plötzlich wurde die Tür so heftig geöffnet, dass sie mir fast ins Gesicht geschlagen wäre, und in der nächsten Sekunde ging auch schon das Licht an. Ich konnte nicht sehen, wer in das Zimmer kam, hörte den Mann aber zwischen den Zähnen fluchen.
» Wo hat dieser Idiot bloß sein Zigarettenetui gelassen?«
Obwohl ich den Eindringling nicht sah, wusste ich instinktiv, dass es nur ein einfacher Soldat war, der mit seiner Suche nach einem vergessenen Gegenstand widerwillig einen Befehl ausführte. Wenige Augenblicke später war es wieder dunkel und still im Raum, aber ich konnte mich einfach nicht überwinden, wieder auf den Korridor hinauszutreten. Zum zweiten Mal in meinem Leben rettete mich ein Sprung aus dem Fenster.
Ich kehrte in den Garten zurück und fand dort zu meiner Überraschung Marcus Logan in angeregter Unterhaltung mit Beigbeder vor. Schnell wollte ich mich zurückziehen, doch es war zu spät. Logan hatte mich bereits gesehen und bedeutete mir, ich solle mich zu ihnen gesellen. Ich bemühte mich sehr, meine Nervosität nicht zu zeigen, als ich auf die beiden zuging: Nach allem, was ich gerade erlebt hatte, war eine private Begegnung mit dem Hochkommissar das Letzte, was ich brauchte.
Er empfing mich mit einem Lächeln. » Sie sind also die schöne Schneiderin, die Freundin meiner Rosalinda?«
Er hielt eine Zigarre in der rechten Hand und legte mir seinen freien Arm um die Schultern, als wären wir alte Bekannte.
» Ich freue mich sehr, Sie endlich kennenzulernen, meine Liebe. Schade, dass unsere Rosalinda unpässlich ist und nicht kommen konnte.«
» Was fehlt ihr denn?«
Mit der Hand, in der er seine Havanna hielt, vollführte er eine kreisende Bewegung auf dem Bauch.
» Magenprobleme. Es schlägt ihr auf den Magen, wenn sie nervlich angespannt ist, und wir sind dieser Tage so sehr damit beschäftigt, uns um unseren Gast zu kümmern, dass mein armes Mädchen kaum eine Minute Ruhe gefunden hat.«
Mit einer Geste bedeutete er Marcus und mir, wir sollten näher zusammenrücken, dann senkte er die Stimme und erklärte in komplizenhaftem Ton:
» Gott sei Dank verlässt uns der Schwager morgen. Ich glaube, ich könnte ihn keinen Tag länger ertragen.«
Er beschloss diese Vertraulichkeit mit einem sonoren Lachen, und wir beide taten so, als wären wir ebenfalls höchst amüsiert.
» Nun, meine Lieben, ich lasse Sie allein«, sagte er dann mit einem Blick auf seine Uhr. » Es war mir ein Vergnügen, aber die Pflicht ruft. Jetzt kommen die Hymnen, die Reden und das ganze Drumherum – zweifellos der langweiligste Teil. Kommen Sie Rosalinda doch besuchen, wenn Sie Zeit haben, Sira. Sie wird sich über Ihren Besuch sehr freuen. Das gilt auch für Sie, Logan. Der Besuch eines Landsmanns wird ihr guttun. Mal sehen, ob wir es einmal schaffen, zu viert zu Abend zu essen, sobald wir alle etwas entspannter sind. God save the king!«,
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