Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Echo der Traeume

Das Echo der Traeume

Titel: Das Echo der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maria Duenas
Vom Netzwerk:
obwohl ich sie in Wirklichkeit nur überflog.
    » Einverstanden«, sagte ich schließlich, nachdem einige lange Sekunden vergangen waren. » Aber nur, wenn Sie mir vorher etwas versprechen.«
    » Natürlich, solange es in meiner Macht steht.«
    » Gut, das ist meine Bedingung: Ich gehe morgen Abend mit Ihnen essen, wenn Sie mir versichern, dass kein einziger Soldat mit dieser herrlichen Seide auf dem Rücken abspringt.«
    Er lachte amüsiert auf, und ich stellte erneut fest, dass er ein schönes Lachen hatte. Maskulin, sonor und vornehm gleichzeitig. Ich musste daran denken, was Hillgarth’ Frau gesagt hatte: Manuel da Silva war in der Tat ein attraktiver Mann. Und da zog, flüchtig wie ein Komet, der Schatten von Marcus Logan an meinem inneren Auge vorüber.
    » Ich werde mein Möglichstes tun, seien Sie unbesorgt. Aber Sie wissen ja, wie das bei Geschäften ist …«, meinte er und zuckte mit den Schultern, wobei seine Mundwinkel ironisch zuckten.
    Ein anhaltendes Klingeln hinderte ihn daran, den Satz zu beenden. Es kam offenbar von seinem Schreibtisch, aus einem grauen Apparat, an dem ein grünes Lämpchen blinkte.
    » Entschuldigen Sie mich bitte einen Moment.« Mit einem Mal wirkte er wieder vollkommen ernst. Er drückte auf einen Knopf, und etwas verzerrt drang die Stimme der jungen Sekretärin aus dem Apparat.
    » Senhor Weiss wartet auf Sie. Er sagt, es sei dringend.«
    » Führen Sie ihn ins Besprechungszimmer«, wies er sie barsch an. Sein Verhalten hatte sich mit einem Schlag geändert, der eiskalte Unternehmer den charmanten Mann vollkommen verdrängt. Oder vielleicht umgekehrt. Ich kannte ihn noch nicht gut genug, um beurteilen zu können, welcher der beiden der echte Manuel da Silva war.
    Dann wandte er sich mir zu und bemühte sich, wieder freundlich zu sein, doch es gelang ihm nur schlecht.
    » Verzeihen Sie, aber manchmal nimmt die Arbeit überhand.«
    » Aber nein, ich muss mich entschuldigen, dass ich Ihnen die Zeit stehle …«
    Er ließ mich nicht ausreden. Obwohl er es zu verbergen versuchte, strahlte er nun eine gewisse Ungeduld aus. Er streckte mir die Hand entgegen.
    » Ich hole Sie morgen Abend um acht Uhr ab, passt Ihnen das?«
    » Ganz ausgezeichnet.«
    Die Verabschiedung ging schnell vonstatten, es war nicht der richtige Moment für einen Flirt. Zu einem anderen Zeitpunkt würden wir uns wieder ironische und frivole Bemerkungen wie Bälle zuwerfen. Er geleitete mich zur Tür. Als ich ins Vorzimmer hinaustrat, sah ich mich nach Senhor Weiss um, doch es waren nur die beiden Sekretärinnen anwesend. Die eine tippte gewissenhaft auf ihrer Schreibmaschine, die andere war dabei, einen Stapel Briefe einzukuvertieren. Fast wäre mir entgangen, dass sie mich nun mit ausgesuchter Liebenswürdigkeit verabschiedeten, denn ich hatte wesentlich Dringenderes im Kopf.

55
    Ich hatte mir aus Madrid ein Zeichenheft mitgebracht mit der Absicht, darin alles in den Morsecode transkribiert festzuhalten, was mir interessant erschien, und an jenem Abend begann ich damit, das bislang Gesehene und Gehörte einzutragen. Ich schrieb die Informationen möglichst geordnet nieder und fasste sie dann so knapp, wie es ging, zusammen. » Da Silva macht Scherze mit möglichen Geschäftsbeziehungen zu Deutschen, unmöglich zu sagen, ob wahr. Rechnet mit Nachfrage bei Seide zu militärischen Zwecken. Wechselhafter Charakter. Beziehung zu dem Deutschen Weiss bestätigt. Weiss erscheint ohne Vorankündigung und verlangt sofortiges Gespräch. Da Silva angespannt, will nicht, dass jemand Weiss sieht.«
    Anschließend zeichnete ich einige Entwürfe, die niemals konkret umgesetzt werden würden, und versah sie entlang der Außenlinie mit Strichen und Punkten. Dabei bemühte ich mich, den Unterschied zwischen beidem möglichst klein zu halten, sodass nur ich es erkannte. Es gelang mir mühelos, schließlich hatte ich bereits reichlich Übung. Nachdem ich die Informationen transkribiert hatte, verbrannte ich meine handgeschriebenen Notizen im Bad, schüttete die Asche in die Toilette und zog ab. Das Zeichenheft deponierte ich im Schrank, weder besonders gut versteckt noch auffällig sichtbar. Falls jemand auf die Idee kam, in meinen Sachen herumzuschnüffeln, würde er nie vermuten, dass ich es verstecken wollte.
    Jetzt, da ich etwas zu tun hatte, verging die Zeit wie im Flug. Mehrere Male fuhr ich, mit João am Steuer, auf der Küstenstraße zwischen Estoril und Lissabon hin und her, wählte Dutzende von Spulen mit den besten

Weitere Kostenlose Bücher