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Das Echo der Vergangenheit

Das Echo der Vergangenheit

Titel: Das Echo der Vergangenheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristen Heitzmann
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verschwinden!«
    Ryan rutschte an der Wand hinunter und landete mit einem dumpfen Aufprall auf dem Boden. »Ich habe es nicht so gemeint. Ich bin völlig durch den Wind. Ich hätte die Flasche nicht anrühren sollen. Und Bec … Ich weiß so gar nicht, was ich tun soll.« Er kauerte auf dem Boden. »Ich bin ein totaler Versager.«
    »Das bist du nicht.« Matt setzte sich ihm gegenüber auf den Fußboden und lehnte sich mit dem Rücken an das Bett.
    »Was soll ich denn machen?«
    Er seufzte. »Du wirst im Gästezimmer deinen Rausch ausschlafen, morgen früh mit Kopfschmerzen aufwachen und dem nächsten Tag ins Auge sehen.«
    »Dem Tag ins Auge sehen? Wie?«
    »So wie wir alle.« Matt legte den Kopf in den Nacken und erinnerte sich an all die Gelegenheiten, bei denen er hatte weglaufen, aufgeben, nachgeben wollen. Und an Dad, der damit geprahlt hatte: » Unser Matty gibt nicht auf.« Und er hatte aufgeben wollen, nur um dieses stolze Grinsen aus seinem Gesicht zu wischen. Aber er hatte nicht das Zeug dazu. Er stellte sich dem täglichen Überlebenskampf und machte weiter und weiter und weiter.

Kapitel 12
    Er hatte gehofft, das wäre das Ende der Diskussion, aber Ryan sprach immer weiter. Es dauerte Stunden, bis er schließlich auf dem Gästebett einschlief. Matt ging nach draußen und lief den Gehweg entlang. Der Nebel kühlte seine Wangen, während er lief, die Hände in den Taschen, einen frustrierten Schritt nach dem anderen. Jacky hatte er an einem sicheren Ort verstaut, ganz tief in seinem Inneren, aber die Gedanken an ihn kamen immer wieder hoch, sodass es ihn regelrecht schmerzte.
    Matt lief schneller durch die Dunkelheit, als hinge Jacky immer noch an seinen Fersen. »Wohin gehst du, Matt? Kann ich mitkommen?« Zerrissene Wolken zogen über ihm dahin und löschten Sterne und Mond aus. Schließlich blieb er stehen und blickte hinauf. Es war spät – oder früh. Er betätigte die Beleuchtung seiner Armbanduhr. 4.32 Uhr. Aber im Haus war Licht. Nächte mit einem Säugling. Er blickte zum Fenster hinauf, sah, wie ein Schatten daran vorüberging, stehen blieb und dann zu einer schärferen Silhouette wurde, als die Gardine zur Seite geschoben wurde.
    Idiot. Wie war er nur vor diesem Haus gelandet? Er musste beinahe fünf Kilometer gelaufen sein, um dorthin zu gelangen, und jetzt konnte er sich nicht von der Stelle rühren. Wenige Minuten später öffnete sich die Tür. In Pullover und weichen Flanellhosen kam Sofie die Auffahrt hinunter und blieb an dem hüfthohen schmiedeeisernen Tor stehen. »Was machst du denn hier?«
    Er schluckte. »Spazieren gehen.«
    »Im Anzug?«
    Er blickte an sich herunter. »Ja.«
    »Bist du in Ordnung?«
    Er hob die Hände. »Ich weiß nicht so recht.«
    Bereitwillig öffnete sie das Tor und er trat ein. Sie setzten sich auf die Treppe. Dabei betrachtete er seine teuren Kalbslederschuhe. Nicht gerade Laufschuhe. Nicht einmal seine Krawatte hatte er gelockert. »Das sieht wahrscheinlich so aus …«
    »Als wolltest du reden?«
    Nervös fuhr er sich durchs Haar. »Vielleicht. Nicht bewusst jedenfalls.« Hatte er vorgehabt, sie zu finden, ihr noch mehr sein Herz auszuschütten und damit genug Druck loszuwerden? Hatte er jemanden aufgesucht, der einen gescheiterten Suizidversuch hinter sich hatte und nun verstehen konnte, was niemand sonst verstand, und eine Art Absolution erteilen konnte, die niemand sonst ihm geben würde? »Das Reden hat offenbar eine Mauer durchbrochen und jetzt strömt alles heraus.«
    »Man nennt das Katharsis.«
    »Normalerweise bin ich bei so was der Zuhörer.« Er dachte an all die Menschen wie Ryan, die ihre Probleme auf seinen breiten Schultern abluden, als wäre er ein Packesel.
    »Was wolltest du mir denn sagen?«
    »Ich weiß nicht. Vielleicht, dass ich nicht immer gemein zu Jacky war, wenn es so geklungen hat. Nur wenn ich Angst hatte – vor allem um ihn. Ich weiß, das ergibt keinen Sinn.«
    »Emotionen sind nicht immer direkt mit unserer Vernunft verbunden.«
    Wie recht sie hatte. Er hatte ständig mit Menschen zu tun, deren Gefühle den Verstand überwältigt hatten. Aber bei sich selbst wollte er das nicht wahrhaben. Doch anscheinend konnte er nicht aufhören, es Sofie zu zeigen. »Die Leute haben Jacky schikaniert und er wusste nicht, wie er sich wehren sollte, also habe ich ihn mit mir und meinen Freunden abhängen lassen. Auch wenn sie maulten, habe ich ihm erlaubt zu bleiben. Wenn sie ihn zu sehr hänselten, habe ich sie dazu gebracht aufzuhören.

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