Das Echo der Vergangenheit
sie hineinging, um Diego zu holen, sagte sie zu Maria: »Frag eine Krankenschwester, damit sie dir mit der Pumpe hilft.«
Als sie Lance’ fragenden Blick sah, sagte sie: »Das bedeutet nicht, dass sie ihn stillt. Jedenfalls noch nicht.«
* * *
Matt zog das Jackett über sein sorgfältig gebügeltes Anzughemd und versuchte, nicht über Ryans Bemerkungen nachzudenken. Das Letzte, was er gebrauchen konnte, war Becca, die ihn als Lückenbüßer benutzte. Es war unwahrscheinlich, weil Ryan besser aussah, witziger war und extravagante Geschenke machte, auch wenn er sie sich nicht leisten konnte. Aber vielleicht wollte Becca ihm eins auswischen. Sie war groß im Lektionen-Erteilen. Siehst du, Ryan, wenn du dich verhalten hättest wie Matt …
Er runzelte die Stirn. Vielleicht hätte er Nein sagen sollen. Aber Becca litt auch. Und dass sie nicht angebaggert werden wollte, sagte auch etwas aus. Sie war noch nicht so weit, einen Schnitt zu machen, obwohl sie es behauptete. Sie und Ryan waren zwei Jahre lang ein Paar gewesen und seit einigen Monaten verlobt. Er konnte sie sich gar nicht getrennt vorstellen. In seiner Vorstellung gehörten sie zusammen.
Er überprüfte den Knoten seiner Krawatte und ging, um Becca abzuholen. Von dem Augenblick an, als sie in den Wagen stieg, plapperte sie mit einer nervösen Fröhlichkeit, die merkwürdig schien, da sie sich schon so lange kannten. »Was ist los, Bec? Hat dir jemand was in den Tee getan?«
»Ich war seit Jahren nicht mehr ohne Ryan bei so einer Veranstaltung.«
»Ich bin’s doch nur.«
Das beruhigte ihre Nerven ein wenig, aber sie starrte ihn offen an. »Du solltest nicht nur sagen. Du bist nicht einfach nur irgendetwas.«
»Ich meine, wir waren doch schon öfter zusammen aus.«
»Aber nicht so. Nicht ohne Ryan zumindest symbolisch mit dabeizuhaben, wenn auch nicht körperlich anwesend.«
Nur dass in seiner Vorstellung Ryan wie ein Gespenst jede seiner Bewegungen beobachtete. »Dir geht’s also gut?«
»Mehr als gut. Mir geht es bestens. So gut wie noch nie.«
»Jemand hat dir definitiv etwas in den Tee getan.«
Sie lachte ein bisschen nervös. »Mir wird es gut gehen. Das ist mein Ernst.«
»Dann ist ja gut.«
Als sie beim MacArthur Place ankamen, dem eleganten und historischen Hotel, das für diese Veranstaltung ausgewählt worden war, hatte sie sich etwas beruhigt. Sie zog ihren Mantel aus und er sah, dass sie tatsächlich etwas Blaues trug, aber es war ein marineblaues Etuikleid, eine Mischung aus sexy und professionell.
»Du siehst gut aus.«
»Findest du?«
Sie hatte die gleiche Lebhaftigkeit an sich, die so typisch für Ryan war. Ihre blauen Augen wurden durch getönte Kontaktlinsen noch unterstrichen und ihr Lippenstift war pink und glänzend. Man bemerkte kaum, dass ihre Nase ein wenig nach oben ging und etwas schief war, dass ihre Hüften in die Breite gehen würden, wenn sie älter wurde, oder dass sie unaufhörlich redete, nachdem ihre Nervosität zurückgekehrt war. Es würde ein langer Abend werden.
»Danke, dass du mitgekommen bist, Matt. Ich wollte kein Futter für die Haie sein.«
Die Männer, die ohne Ehering gekommen waren, sahen wirklich aus, als wären sie auf Beute aus, aber das gehörte zu dem Vertriebsimage. Und Becca war nicht gerade ein Mauerblümchen. Seine Anwesenheit machte ihre Trennung von Ryan öffentlich, zeigte aber zugleich allen, dass sie nicht die Absicht hatte zu trauern. Sie ließ sich nichts anmerken, obwohl Matt vermutete, dass sie hinter der Fassade unsicher war.
Bescheiden nahm sie ihren Preis in Empfang, musste aber die Sache am Laufen halten. Wenn sie es konnte, warum gelang es Ryan dann nicht? Sie stieg die Erfolgsleiter hinauf, während er so wenig wie möglich tat und trotzdem auf mehr Anerkennung und Vergünstigungen aus war, als er verdiente.
»Herzlichen Glückwunsch.« Er gab ihr einen Kuss auf die Wange, als sie sich wieder neben ihn setzte. »Du hast ihn verdient.«
»Danke.« Ihre Augen leuchteten. »Danke, dass du hier bist.«
Er drückte ihr die Hand und dachte daran, wie gerne Ryan hier gewesen wäre. Vielleicht war dies der Tritt in den Allerwertesten, den Ryan brauchte, aber es war ein flaues Gefühl im Magen, wie sauer gewordene Milch. »Bec … Ryan wollte wirklich ...«
»Nicht.« Sie hob eine Hand. »Können wir einen Abend lang mal nicht von ihm sprechen?«
Er erinnerte sie nicht daran, dass sie es gewesen war, die mit Ryans Namen um sich warf wie mit Konfetti. Er wünschte, er
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