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Das Echo dunkler Tage

Das Echo dunkler Tage

Titel: Das Echo dunkler Tage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dolores Redondo
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angekämpft, mehr, als du es dir vorstellen kannst. Ich musste trinken, um es in den Griff zu bekommen. Aber du hast mein Opfer nicht gewürdigt, du hast mich verstoßen, allein gelassen, von mir verlangt, mit dem Trinken aufzuhören. Und das habe ich getan, Flora, für dich, so wie ich alles in meinem Leben für dich getan habe.«
    »Du hast junge Mädchen getötet«, sagte sie, »Mädchen, die fast noch Kinder waren.«
    Er begann sich sichtlich unbehaglich zu fühlen.
    »Nein, Flora, du hättest sie sehen sollen. Das waren Schlampen. Die sind sogar zu mir ins Auto gestiegen, obwohl sie mich nur vom Sehen kannten. Das waren keine Kinder, das waren Nutten. Oder wären Nutten geworden. Anne, das war die Schlimmste von allen, du hast ja mitgekriegt, dass sie mit deinem Schwager im Bett war. Das war ein Angriff auf meine Familie, auf den heiligen Bund der Ehe von Ros, unserer lieben, dummen Ros. Ein unschuldiges Mädchen soll das gewesen sein? Dass ich nicht lache. Dieses Mädchen hat sich mir angeboten wie eine Hure, und als ich mit ihr fertig war, hat sie mich angeschaut wie ein Teufel, gegrinst und mich verflucht. ›Du sollst verflucht sein‹, hat sie gesagt. Nicht mal tot habe ich dieses Grinsen aus ihrem Gesicht gekriegt.«
    Plötzlich verzerrte sich Floras Miene, und sie begann zu weinen.
    »Du bist ein Mörder«, sagte sie, als könnte sie es immer noch nicht glauben.
    »Jemand musste es tun, Flora, jemand musste die richtige Entscheidung fällen. Es war eine Frage der Verantwortung.«
    »Du hättest mit mir sprechen müssen. Man muss etwas für das Tal tun, ja, aber dafür Kinder zu töten … Du musst verrückt sein, krank.«
    »So was darfst du nicht sagen«, wehrte er sich bestürzt wie ein Kind, das man bei einem Streich ertappt hat. »Flora, ich liebe dich.«
    Tränen liefen ihr übers Gesicht.
    »Ich liebe dich auch, Víctor. Ich habe dich immer geliebt. Warum hast du mich nicht um Hilfe gebeten?«, flüsterte sie und ließ die Waffe sinken.
    Er ging zwei Schritte auf sie zu und blieb lächelnd stehen.
    »Dann tue ich es jetzt. Flora, hilfst du mir beim Backen?«
    »Nein«, sagte sie und hob die Flinte wieder an. »Ich habe es dir nie gesagt, aber ich hasse Txantxangorris.«
    Dann drückte sie ab.
    Víctor riss die Augen auf, überrascht von der Wärme, die sich in seinem Bauch ausbreitete und bis zur Brust ausstrahlte. Plötzlich sah er, dass noch eine weitere Frau seinem Ende beiwohnte. Am Eingang, das Gesicht halb unter einer weißen Kapuze versteckt, stand Anne Arbizu und sah ihn mit einer Mischung aus Lust und Ekel an.
    Er hörte noch ihr Hexengelächter, als der zweite Schuss ihn traf.
    Amaia schlich die vordere Hauswand entlang, die Glock von Montes im Anschlag, auf alle Geräusche achtend. Als sie den zweiten Schuss hörte, rannte sie los. An der Ecke hielt sie an und spähte in Richtung der ehemaligen Ställe. Aus dem großen Tor fiel helles Licht und tauchte den Rasen davor in smaragdenes Grün. Dort stand Flora mit erhobener Flinte und zielte ins Innere.
    »Lass das Gewehr fallen!«, rief Amaia und richtete die Pistole auf ihre Schwester.
    Flora reagierte nicht auf sie, sondern verschwand im Stall. Amaia folgte ihr.
    Flora kniete neben Víctor. Mit blutverschmierten Händen streichelte sie seine Stirn und färbte sie rot. Amaia ging zu ihr, bückte sich und hob die Waffe auf, die vor ihren Füßen lag. Dann steckte sie die Glock in ihren Hosenbund, beugte sich über Víctor und legte zwei Finger auf seine Halsschlagader. Mit der anderen Hand suchte sie in Víctors blutiger Kleidung nach seinem Handy, um Iriarte anzurufen.
    »Ich brauche einen Krankenwagen. Das dritte Gut nach dem Friedhof in Richtung Alduides. Schusswunde.«
    »Amaia, das bringt nichts mehr«, flüsterte Flora, als fürchtete sie, Víctor aufzuwecken. »Er ist tot.«
    »Ach, Flora«, seufzte Amaia und strich ihrer Schwester mit der Hand über den Kopf. Es zerriss ihr fast das Herz, Flora dabei zuzusehen, wie sie Víctors reglosen Körper streichelte. »Wie konntest du nur?«
    Als wäre ein Blitz in sie gefahren, riss Flora den Kopf hoch und erhob sich. Würdevoll wie eine Märtyrerin auf dem Scheiterhaufen stand sie da.
    »Du begreifst es immer noch nicht«, sagte sie mit fester Stimme. »Jemand musste ihn stoppen. Hätte ich es dir überlassen, hätten noch mehr Mädchen sterben müssen.«
    Zwei Stunden später.
    Dr. San Martín, der den Totenschein ausgestellt hatte, und Inspector Iriarte kamen aus dem Stall. Iriarte ging

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