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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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begonnen. Du wirst noch staunen, wenn du erst merkst, wie leicht dir der Unterricht fällt.«
    »Und woher wollen Sie wissen, dass ich ...?«
    »Seit wann glaubst du mir nicht mehr?«
    »Seit unserem Besuch bei Ihrem Nachbarn Makluk. Sie hatten mich nicht vorgewarnt, dass es dort Sänften und solchen Mist gibt. Ich wäre fast an Ort und Stelle gestorben!«
    »Aber du hast alles richtig gemacht.« Sir Juffin Halli zuckte gleichgültig die Achseln. »Wer hätte das gedacht!«
    An diesem Abend ging ich sehr früh zu Bett und schlief die ganze Nacht wie ein Stein. Der kleine Hund Chuf staunte, weil er daran gewöhnt war, dass nach Mitternacht das interessante Leben losging.
    Die nächsten zwei Tage verbrachte ich im Zeichen angenehmerer Aufgaben. Tagsüber las ich in alten Ausgaben der Zeitungen Königliche Stimme und Trubel von Echo. Ungeniert markierte Sir Juffin alle Beiträge, in denen die Arbeit seines Büros gelobt wurde. Diese Lektüre war fesselnder als das spannendste Buch. Die knappen Notizen über die Anwendung verbotener Magie waren nicht immer nach meinem Geschmack. Ab und zu geriet ich an die lokale Kriminalchronik und begriff: Auch in Echo passierten so spannende Dinge wie lebensgefährliche Attacken, Schlägereien und Erpressungen.
    Rasch lernte ich die Namen meiner künftigen Arbeitskollegen: Sir Melifaro (der - warum auch immer - auf seinen Vornamen verzichtet hatte), Sir Kofa Joch, Sir Schürf Lonely-Lokley, Lady Melamori Blimm und Sir Lukfi Penz. Das waren schon alle Mitglieder des Kleinen Geheimen Suchtrupps! Groß war diese Einheit wirklich nicht.
    Hier in Echo hat man die Fotografie noch nicht erfunden, und die Porträtmaler sind sich zu fein, um für Zeitungen zu arbeiten. Also musste ich auf eigene Faust herausfinden, wie meine Kollegen aussehen. Und wieder traf zu, was Sir Juffin über meine Intuition gesagt hatte: Ich riet alles richtig!
    Gegen Sonnenuntergang nahm ich das A-Mobil und fuhr ans Rechte Flussufer. Ich lief über die Mosaikgehsteige, schaute mich ein wenig um und sah in einige gemütliche Wirtshäuser, kurzum: Ich machte mich mit der Umgebung vertraut. Was würde ich als Nachtantlitz des Ehrwürdigen Leiters des Kleinen Geheimen Suchtrupps taugen, wenn ich nicht einmal die Straße finden konnte, in der sich meine Abteilung befand? Schwierig war das nicht. Ich hatte noch nie von einem Wolf gehört, der sich im Wald verlaufen hatte - auch wenn es nicht sein Geburtswald war. Bestimmt gibt es einen Instinkt des Stadtmenschen, auch wenn er bisher unerforscht sein mag: Wer sich in einer großen Stadt erst auskennt, wird mit anderen Metropolen keine echten Probleme mehr haben.
    Dann kehrte ich nach Hause zurück. Wie immer erwies sich die Nacht für mich als die reizendste und seltsamste Tageszeit. Sir Juffin hatte sich - wie er zu sagen pflegte - mit seiner Bettdecke zerstritten und ging nach dem Abendbrot nicht schlafen, sondern entführte mich in sein Arbeitszimmer, wo er mir etwas Neues beibrachte: Ich lernte, das Gedächtnis der Dinge zu betrachten. Diese Fähigkeit gehört zu den einfachen, aber unerlässlichen Elementen der Reinen Magie, dieser verschwommenen und abstrakten Lehre, deren Beherrschung für meinen zukünftigen Beruf notwendig war.
    Nur wenige wissen überhaupt von der Existenz dieses Zaubers. Ich glaube, Reine Magie ausüben zu können, hat nichts mit den erstaunlichen Eigenschaften des Weltherzens zu tun, denn auch ich - ein Fremder immerhin - verfüge ja über diese Fähigkeit. Und Sir Juffin, der zweifellos ebenfalls ein bedeutender Spezialist auf diesem Gebiet ist, stammt aus Kettari, einem kleinen Städtchen in der Grafschaft Schimar. In der Kunst, durch magische Tricks ein wenig Abwechslung ins Leben zu bringen, lag die dortige Bevölkerung deutlich hinter den Hauptstädtern.
    Aber zurück zu meinem Unterricht. Ich lernte rasch, dass ein unbelebter Gegenstand - sofern man ihn nur mit dem »gewissen Blick« anschaut - imstande ist, dem Betrachter Ereignisse zu zeigen, die in seiner Anwesenheit passiert sind. Das gilt - wie ich nach dem Treffen mit einer Stecknadel begriffen hatte - sogar für grausamste Geschehnisse. Früher hatte diese Nadel einem Mitglied des Ordens der Eisenhand gehört, einem der unheimlichsten magischen Orden aller Zeiten. Die Stecknadel zeigte uns die Initiation ihres ehemaligen Besitzers. Dieser exaltierte Mann - inzwischen ein betagter Schönling mit strahlendem Turban, der ihn (wie mir Sir Juffin zuflüsterte) als Großer Magister des

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