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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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luxuriöses Haus war. Nachdem er mir alles erzählt hatte, beruhigte er sich sichtbar. Die Stumme Rede! Nicht umsonst empfehlen Psychotherapeuten ihren Patienten, laut zu erzählen! Wir warteten nicht auf die Sänften, sondern gingen gleich ins Schlafzimmer des verstorbenen Sir Olli.
    Der ungemein weiche Teppich - wohl Standard in Echo - bedeckte fast die Hälfte des Bodens. Ein paar mit Intarsien geschmückte kleine Tische standen ungeordnet um das riesige Bett herum. Eine Wand bestand nur aus einem großen Fenster mit Blick auf den Obstgarten. An der gegenüberliegenden Wand hing ein alter Spiegel, neben dem ein kleiner Frisiertisch stand.
    Schade, dass dies nicht der gesamte Inhalt des Zimmers war. Leider gehörte noch etwas dazu: Zwischen Spiegel und Fenster lag eine Leiche, die eher einem schmutzigen und durchgekauten Gummiband als einem Menschen ähnelte. Seltsamerweise sah sie überhaupt nicht schrecklich aus, eher sinnlos oder absurd. Das entsprach nicht meiner Vorstellung von einem unglücklichen Mordopfer. Statt Blutflecken, zerplatztem Hirn und starr blickenden Augen fand ich nur ein jämmerliches Stück Kautabak vor.
    Ich bemerkte Sir Juffin nicht gleich. Er stand in der hintersten Ecke, und seine schmalen Augen leuchteten im Halbdunkel. Schließlich verließ er seinen Wachtposten und kam mit besorgtem Gesicht zu uns.
    »Bis jetzt habe ich zwei schlechte Nachrichten, aber ich fürchte, es werden noch mehr. Die erste: Hier handelt es sich nicht um einen gewöhnlichen Mord, denn mit bloßen Händen kann man niemanden so zurichten. Die zweite: Ich habe keine Spur von verbotener Magie entdeckt. Ich hatte erst den Spiegel im Verdacht, weil er der Leiche so nah hängt. Aber bei seiner Herstellung wurde Schwarze Magie zweiten, höchstens dritten Grades verwendet. Und das ist lange her ... « Nachdenklich drehte Juffin eine kleine Tabakspfeife in Händen, die einen Zeiger besaß, der Aufschluss über die Magie lieferte, mit der sie konfrontiert worden war.
    Der Zeiger war auf Zwei hängen geblieben. Zwar zuckte er etwas und wollte auf Drei springen, doch die im Spiegel eingeschlossene Magie reichte für den höheren Grad nicht aus.
    »Ich gebe Ihnen einen guten Rat, lieber Nachbar: Gehen Sie sich erholen. Aber sagen Sie Ihren Dienern vorher bitte, dass Max und ich uns hier noch etwas umschauen werden und sie unsere Ermittlungen unterstützen sollen.«
    »Sind Sie wirklich sicher, dass ich Ihnen nicht behilflich sein kann?«
    »Ja«, seufzte Juffin. »Vielleicht können Ihre Diener uns helfen - Sie bestimmt nicht. Egal was passiert ist - es gibt keinen Grund, Ihre Gesundheit zu gefährden.«
    »Vielen Dank«, sagte der Alte, »mir reicht es für heute wirklich.«
    Makluk wandte sich erleichtert zur Tür, wo inzwischen ein sehr bunt gekleideter Mann aufgetaucht war, der sein Altersgenosse zu sein schien. Das Gesicht des Fremden hätte zu einem Großinquisitor gepasst. Den Neuankömmling als Diener einzustufen, schien mir unsinnig, aber ich habe die Welt nicht erschaffen und kann keine Plätze anweisen.
    »Lieber Gowins«, wandte sich Sir Makluk an den Großinquisitor, der sich damit als sein Haushofmeister erwies. »Seien Sie so nett und unterstützen Sie die beiden Herren in allem. Das ist Sir Juffin Halli, unser Nachbar, und er ...«
    »Wie könnte ich den Ehrwürdigen Leiter nicht kennen? Als treuer Leser unserer Zeitungen?«, sagte Gowins und strahlte über das ganze Gesicht.
    »Großartig«, meinte Sir Makluk beinahe flüsternd.
    »Gowins bringt alles in Ordnung. Er ist in viel besserer Verfassung als ich, obwohl wir im gleichen Jahr zur Welt gekommen sind, damals, in der alten, gesegneten Zeit ...«
    Mitten in dieser sentimentalen Erinnerung packten die Träger, die anscheinend einen starken Drang nach Betätigung spürten, Sir Makluk bei den Armen, steckten ihn in die Sänfte und trugen ihn in sein Schlafzimmer.
    »Wenn Sie nichts dagegen haben, unterhalte ich mich später ein paar Minuten mit Ihnen«, sagte Sir Juffin zu Gowins. »Ich hoffe, Sie wissen selbst, dass wir unser Gespräch eigentlich ... in einer Besenkammer führen sollten.« Er schenkte Gowins sein unwiderstehliches Lächeln.
    »Ihr treuer Diener erwartet Sie jederzeit im kleinen Wohnzimmer - mit der besten Kamra der Hauptstadt.« Damit verschwand der Alte im Halbdunkel des Korridors.
    Wir blieben allein - von dem Toten abgesehen, der uns nichts mehr erzählen konnte.
    »Max«, begann Juffin mit deutlich gedämpfter Lebenslust. »Ich habe noch

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