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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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wie wollen Sie den Mörder ohne mich finden?«, fragte sie schuldbewusst.
    »Sir Max, die Lady beleidigt uns«, lächelte Juffin. »Sie glaubt, unser Geist sei erloschen, und vermutet, wir beide seien schreckliche Faulenzer, die eine Verfolgungsmeisterin nur begleiten, damit sie für uns die Spur des Mörders findet. Sollen wir nur auf sie sauer sein, oder sollen wir sie gleich umbringen?«
    »So hab ich das doch gar nicht gemeint!« Auf dem Gesicht von Lady Melamori erschien ein schwaches Lächeln. »Ich werde mich bessern und bringe euch etwas von meinem Großvater mit. Und ihr verzeiht mir, ja?«
    »Ich verzeihe Ihnen gewiss«, murmelte Juffin gedankenverloren. »Aber Sir Max? Sein Zorn ist schrecklich und hat sogar General Bubuta verstummen lassen.«
    »Mit Max werd ich schon einig«, versicherte Lady Melamori.
    Ich schmolz verständlicherweise vor Glück dahin, schaffte es dabei aber doch, auf den Beinen zu bleiben. Die Verursacherin meiner Verwirrung verabschiedete sich und verschwand um die Ecke, hinter der die Dienst- A-Mobile standen. Ihr verzeihendes Lächeln war für mich das letzte angenehme Erlebnis dieses Tages, dessen Fortsetzung sich erstaunlicherweise als schrecklich erwies.
    Einige Schritte vom Fressfass - unserer Lieblingswirtschaft - entfernt war eine Frau getötet worden. Sie war jung und hübsch, aber nicht mein Typ. Es handelte sich um eine attraktive Brünette mit großen Augen, hohen Wangenknochen und breiten Hüften. In Echo ist diese Kombination erstaunlicherweise enorm beliebt. Dieser Frau aber hatte man die Kehle durchgeschnitten und dabei ein Lächeln von Ohr zu Ohr verpasst.
    Juffin zufolge tötete man so in Echo nicht. Weder Männer noch Frauen, niemanden. Mord ist hier überhaupt sehr selten - sofern man nichts mit undisziplinierten Ordensmitgliedern zu tun hat, denn sonst muss man mit allem rechnen. Aber hier roch es nicht nach Magie - weder nach der verbotenen noch nach der erlaubten Variante. Wir zuckten die Achseln und gingen ins Büro zurück.
    »Ehrlich gesagt hat mich der Tatort bei dem Ganzen am meisten schockiert«, bemerkte ich. »Die ganze Stadt weiß doch, dass das Fressfass Ihre Lieblingsgaststätte ist, Juffin. Was für ein Verrückter mag sich entschieden haben, ausgerechnet an diesem Ort zuzuschlagen?«
    »Tja - einer ist es wohl gewesen«, murmelte mein Chef.
    »Vielleicht kommt er ja von auswärts«, meinte ich.
    »Bestimmt. Nicht mal in der Traurigen Zeit hat man Frauen in Echo so zugerichtet. Wie dumm das alles gelaufen ist! Wir hätten Melamori sehr nötig gehabt. Eine Stunde Ermittlung, und alles wäre klar gewesen! Stattdessen müssen wir uns jetzt ins Büro setzen und uns über alles Mögliche den Kopf zerbrechen.«
    Kaum saßen wir im Büro, geschah ein zweiter Mord, diesmal nicht weit von der Posaunenstraße entfernt. Wieder lächelte das Opfer von Ohr zu Ohr, doch die Gioconda war diesmal ein wenig älter - ungefähr dreihundert Lenze. Es handelte sich um eine Heilerin namens Chrida, die die Bewohner der ganzen Straße besuchten, wenn sie Zahnschmerzen oder einfach nur Pech hatten. Chrida war eine noch jung wirkende, energische und - im Gegensatz zur Mehrzahl ihrer Kolleginnen - sehr nette Lady gewesen. Alle in der Nachbarschaft hatten sie gemocht, und im Trubel von Echo waren oft dankbare Briefe ihrer geheilten Patienten erschienen.
    Man konnte ziemlich sicher sagen, dass es sich bei keiner der Taten um einen Raubmord handelte, da beide Opfer noch ihren Schmuck trugen. Anscheinend hatten sie kein Geld bei sich gehabt. Hier in Echo heißt es, Geld und Liebe vertragen sich schlecht. Deshalb nimmt keine Frau Geld in die Hand, sondern fasst es allenfalls mit Handschuhen an. Auch Männer haben ihre Vorsichtsmaßnahmen, doch Frauen sind viel abergläubischer. Allerdings haben die Bewohner des Vereinigten Königreichs sich im Lauf der Zeit angewöhnt, Schecks und Wechsel als Geldersatz zu verwenden und sie in den letzten Tagen des Jahres abzurechnen. Ich persönlich bevorzuge Barzahlung und bin deshalb schon oft in heikle Situationen geraten. Schon in mancher Gaststätte wollte ich dem Wirt Geld in die Hand drücken und habe dafür einen entrüsteten Blick geerntet, weil er die Handschuhe in der Küche hatte liegen lassen und meinetwegen hin und her laufen musste.
    Jetzt hatten wir also in kürzester Zeit zwei Leichen. Und keine Ideen.
    Und auch die Nacht war ereignisreich, denn wir bekamen vier weitere Frauen gemeldet, deren Lächeln sich aufs Haar glich. Alter,

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