Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
Vom Netzwerk:
Aussehen und Lebensumstände der unglücklichen Opfer waren unterschiedlich. Sie lebten sogar in den entferntesten Ecken der Stadt. Offenbar hatte der Mörder das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden wollen und seine grausamen Taten auf einer Besichtigungstour durch das nächtliche Echo begangen.
    In den frühen Morgenstunden bekamen wir eine Atempause. Die Mordserie hörte auf. Bestimmt war der Täter müde geworden und hatte sich entschieden, ein Nickerchen zu machen. Juffin ließ alle laufenden Geschäfte durch Melifaro und Lonely-Lokley erledigen. Sir Kofa Joch zog los, um sich in den Wirtshäusern nach Hinweisen auf den Täter umzuhören. Mir befahl der Ehrwürdige Leiter, ihm keinen Schritt von der Seite zu weichen. Besonders nützlich war ich allerdings nicht. Aber vielleicht sollte ich für meinen Chef ja eine Art Muse sein. Diese Rolle allerdings gelang mir auch nicht allzu gut, denn die ganze Nacht war Juffin auf keinen klugen Gedanken gekommen.
    Den siebten Mord bekamen wir in der Mittagszeit geliefert. Er trug die gleiche Handschrift wie die vorigen, leider aber keinen Absender.
    Ehrlich gesagt hatten wir bis zu diesem Zeitpunkt Folgendes in Erfahrung gebracht: Der Täter war sehr wahrscheinlich ein Mann, denn die Abdrücke, die er im Sand hinterlassen hatte, wiesen zwar kein Profil auf, waren für eine Frau jedoch eigentlich zu groß. Bei diesem Mann handelte es sich wohl um einen Fremden, denn sein Benehmen war für hiesige Verhältnisse ausgesprochen ungewöhnlich. Außerdem musste er Besitzer eines großen Messers sein und schien - da er seine Opfer nicht ausraubte - vermögend. Wahrscheinlich hatte er keine Verbindung zu einem magischen Orden, denn er hatte bei seinen Taten keinerlei Magie angewandt. Obendrein war er sicher nicht verrückt, weil Geisteskrankheit - wie sich erwiesen hatte - einen schwachen, aber nachweisbaren Geruch hinterlässt, und dieser Geruch war an keinem Tatort zu spüren.
    »Es sieht so aus, Max, als würdest du ein epochales Ereignis erleben«, sagte Juffin und legte endlich die Tabakspfeife weg, die er die letzten fünf Stunden in der Hand gehabt hatte. »Bei diesem Fall verstehe ich nämlich absolut nichts. Wir haben sieben Leichen innerhalb der letzten vierundzwanzig Stunden, wir haben einen Haufen Beweismaterial, das uns kein bisschen weiterbringt, und wir können sicher sein, dass keine Magie im Spiel ist - weder erlaubte noch unerlaubte. Vielleicht ist es Zeit, all diese Fälle wieder an die Behörde von General Bubuta zu übergeben und unser Versagen zu beschweigen.«
    »Sie wissen doch, dass es nie ...«, begann ich vorsichtig«
    »Ja, ich weiß. Aber es riecht hier nach keiner Unsauberkeit. Kann man wirklich Magie für solch grausame Morde benutzen? Das vermag ich mir einfach nicht vorzustellen. Wenn der Täter geisteskrank wäre ... Aber danach hat es, wie gesagt, nicht gerochen.«
    »Wir sollten zum Mittagessen gehen, Juffin«, seufzte ich. »Die Wände müssen sich ein wenig von uns erholen.«
    Doch auch im Fressfass war die Stimmung irgendwie schlecht. Madame Zizinda schien gerade geweint zu haben. Das Essen übertraf wie immer unsere Erwartungen, doch wir waren nicht fähig, es wirklich zu genießen. Juffin bestellte eine Flasche Dschubatinischen Säufer, roch gedankenverloren daran und stellte sie zur Seite.
    »Das ist wohl nicht das, was man nach einer schlaflosen Nacht braucht«, bemerkte er.
    Wahrscheinlich war das der schlimmste Tag seit meiner Ankunft in Echo. Na eben: seit meiner Ankunft. Das war noch nicht lang her. Ich hätte wirklich früher auf den Gedanken kommen können, dass sich nicht nur Touristen aus den Nachbarstädten, sondern auch Bewohner fremder Welten hier herumtreiben mochten - genau wie ich einer war. Sündige Magister!
    »Juffin«, flüsterte ich. »Vielleicht ist der Mörder ja ein Landsmann von mir?«
    Mein Chef zog die Augenbrauen hoch und nickte verständnisvoll. »Wir müssen zurück zum Haus an der Brücke. So ein Gespräch ist nicht für fremde Ohren bestimmt. Sag Madame Zizinda, sie soll mir Kamra und noch ein stärkeres Getränk ins Büro schicken - aber nicht dieses Zeug hier«, sagte er und zeigte hasserfüllt auf den Dschubatinischen Säufer.
    In seinem Arbeitszimmer musterte Juffin mich eindringlich und fragte: »Warum?«
    »Weil es alles erklärt. Erstens ist keine Magie im Spiel, jedenfalls keine sichtbare. Zweitens können sich außer mir doch auch andere fremde Gäste in Echo befinden. Egal wie sehr man eine Tür

Weitere Kostenlose Bücher