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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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erschrak. Woher kamen diese glühenden Augen, diese hektischen Bewegungen des Kiefers? Wann hatte ich es geschafft, so abzumagern? Ich hatte doch vor kurzem Mittag gegessen, nach Ansicht von Graf Dracula aber wohl nichts Richtiges zu mir genommen. Was für eine dumme Ansicht! Aber es war gar nicht schwer, mich zusammenzunehmen - der Mensch gewöhnt sich an alles.
    Wir streiften weiter durchs Haus. Langsam fragte ich mich, ob es dabei für immer bleiben würde. Waren die Uhren etwa stehen geblieben, während wir - in einer Art Fegefeuer zu Lebzeiten - in einem aus dem Zeitkontinuum gefallenen Haus alterten?
    In einem Zimmer trafen wir Sir Makluk, der damit beschäftigt war, einen großen Bücherschrank wie einen Bogen Pergament zusammenzurollen, und dem dies - gegen alle Wahrscheinlichkeit - schon fast gelungen war. Der alte Mann drehte sich zu uns um und erkundigte sich freundlich, wie es uns gehe.
    »Bald ist alles in Ordnung«, versprach Juffin, und Sir Makluk erstarrte mitten in seinem seltsamen Tun: eine weitere Statue im neuen Wachsfigurenkabinett. Ein grau gekleideter Junge trat im Türrahmen von einem Fuß auf den anderen, knurrte leise und klatschte rhythmisch in die Hände. Eine Sekunde später erstarrte auch er.
    Dann gingen wir durch einen leeren Flur. Plötzlich hatte ich den Eindruck, mich und Juffin von hinten zu sehen. Kurze Zeit waren da zwei Nacken - einer gehörte Juffin, der andere mir.
    »Max, bist du müde?«, fragte er mich lächelnd.
    »Verschwinden wir von hier!«, sagte ich, ohne zu überlegen.
    »Natürlich. Was sollen wir auch sonst tun? Bald ist alles in Ordnung.«
    »Bei mir ist jetzt schon alles in Ordnung. Mir ist nur übel.«
    »Das ist der Hunger. Sauf einfach ein paar Liter von meinem Blut, und alles ist wie weggewischt!«
    »Sie haben Humor!«
    »Wenn ich den nicht hätte, würde ich bei deinem Anblick loslachen. Hast du dich mal im Spiegel betrachtet?«
    »Als Sie dieses Scheusal im Schlafzimmer anfauchten, hätte ich Sie beinahe für einen netten Menschen gehalten.«
    »Das kann ich mir vorstellen! Aber los jetzt, Max - wir haben uns eine Pause verdient!«
    Wir gingen in den Garten. Es war schon dunkel. Der Vollmond beleuchtete Juffins müdes Gesicht und färbte seine klaren Augen gelb. Auch mich umflutete Mondlicht. Wozu braucht der Mensch noch Augen? Reichen Straßenlaternen nicht? Das war mein letzter Gedanke. Ehrlich gesagt hätten wir auch ohne ihn auskommen können.
    Dann schaute ich meine verletzte Hand an, und was danach passiert ist, weiß ich nicht.
    Denken Sie, ich wäre eine Woche später wieder zu mir gekommen, und eine hübsche Krankenschwester hätte mir die Hand gehalten? Dann ist Ihnen noch nicht klar, was es heißt, für Sir Juffin zu arbeiten. Er würde mir nie erlauben, im Bett zu bleiben!
    Ich wurde gleich wieder zu Bewusstsein gebracht, allerdings auf sehr angenehme Weise. Als ich zu mir kam, fand ich mich an einen Baum gelehnt und hatte ein ausgezeichnetes Getränk im Mund. Neben mir kniete Kimpa mit einer Tasse. Und neben ihm warteten weitere Leckerbissen.
    »Schmeckt gut«, sagte ich und befahl: »Mehr!«
    »Das reicht!«, erklärte Juffin. »Ich bin nicht knauserig, aber Kachar-Balsam ist das stärkste Schmerzmittel, das unsere Wissenschaft kennt. Schwarze Magie achten Grades! Doch davon hast du noch nichts gehört.«
    »Und wem kann ich nun schaden? Ihnen vielleicht?«
    »Keine blutigen Gelüste mehr?«
    Aufmerksam horchte ich in mich hinein und verspürte nichts mehr davon. Dann erforschte ich weitere Elemente meiner Persönlichkeit. Schade - die Klugheit, die ich noch vor kurzem besessen hatte, war mir auch abhandengekommen. Obwohl ...
    »Etwas von vorhin jedenfalls scheint übrig geblieben zu sein. Ich meine nicht das Verlangen nach Blut, sondern ...«
    Juffin nickte. »Dieses Treffen war für dich nützlich, Max. Man weiß eigentlich nie, wo man etwas findet und wo man etwas verliert. Was für ein Tag! Aber Spaß beiseite: Melifaro sitzt in der Klemme.«
    »Ich finde, die beiden Tänzer im Springbrunnensaal - die mit den pathologischen Neigungen - sind noch schlechter dran.«
    Juffin winkte ungerührt ab. »Denen ist nicht mehr zu helfen. Den Übrigen dagegen schon. Der arme Melifaro allerdings hat leider kaum Chancen. Komm nach Hause, Max. Dort werden wir essen, trauern und uns Gedanken machen.«
    Zu Hause verputzten wir zunächst alles, was die Küche hergab. Und das war nötig. Konzentriertes Kauen regt das Denken an, jedenfalls bei mir. Kurz vor

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