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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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wie Kinder, die unter den Launen überforderter Hausmädchen leiden müssen. Ich verglich das mit meiner Situation: der nette Max, der anerkannte Liebling der Mädchen und Haustiere ... Zuerst schämte ich mich, doch dann brach ich in Gelächter aus.
    Sir Juffin wandte sich zu mir um: »Du hast aber Fantasie!«
    »Das ist keine Fantasie - das ist mein gutes Gedächtnis. Wenn Sie den Film gesehen hätten ...«, begann ich, stockte dann und fragte vorsichtig: »Moment mal, lesen Sie meine Gedanken?«
    »Manchmal. Wenn die Arbeit es verlangt«, bestätigte Juffin gelassen.
    Doch das hörte ich schon nicht mehr. Wieder quälte mich der Wunsch, Juffins Blut zu kosten. Einen kleinen Schluck nur. Mein Magen knurrte. Ich konnte an nichts anderes mehr denken als an sein Blut!
    »Bin ich etwa verrückt?«
    »So was in der Richtung, Max. Aber das ist gut für dich. Ich glaube, nachdem du meinen Zauber ausgehalten hast, kannst du deine Verrücktheit locker bewältigen! Ich kann dich heilen, wenn es sein muss. Sag einfach Bescheid. Aber du verstehst schon ...«
    Ich verstand: Mit der Verrücktheit würde auch das geheime Wissen verschwinden, in dessen Besitz ich so unerwartet gekommen war. Und nach Lage der Dinge erschien Sir Juffin die fachliche Hilfe eines psychisch unausgeglichenen Vampirs nützlicher als das Blöken des normalerweise unbewanderten Max. Aber wenn er sich versehentlich in die Hand schneiden würde, könnte ich ... Wieder leckte ich mir die Lippen und schluckte die bittere Spucke vernehmlich herunter. Dann nahm ich einen Glassplitter und ritzte mir die Hand, was mir arge Schmerzen und salzigen Blutgeschmack eintrug, mir aber auch unglaubliche Erleichterung brachte!
    »Helfen Sie mir bitte auf, Juffin. Mir ist ganz blümerant.
    Er nickte lächelnd und reichte mir die Hand. Ich stand auf und wunderte mich, wie ich mein Leben in so schwindelerregender Höhe verbringen sollte. Der Boden befand sich am anderen Ende des Weltalls - falls er sich überhaupt irgendwo befand! Ich stützte mich auf Juffin, bewegte behutsam die eingeschlafenen Beine und ging in den Flur.
    Ich wusste, was nun kommen würde. Die Kräfte, die mein Gönner gerufen hatte, störten das Gleichgewicht der Welt. Das ist nichts Besonderes, auch nicht nach den Maßstäben des Linken Flussufers. Die häuslichen Maßstäbe aber sind andere. Ein Zimmer ist in kürzester Zeit restlos mit Magie gefüllt, und diese Magie zerstört die Harmonie. Man sollte das Leben gleich anhalten, wenn Konturen verschwinden, und es in Ordnung bringen. So etwas darf man nicht auf später verschieben. Damals stand mir alles, was geschehen war, lange lebhaft vor Augen, doch jetzt erinnere ich mich nur noch dunkel daran.
    Zuerst streiften wir ziellos durch das riesige Haus. Grau gekleidete Männer versuchten, uns zu entkommen, obwohl manche bedrohlich die Zähne zeigten.
    Andere verhielten sich seltsam. Im großen Wohnzimmer mit Springbrunnen, in dem Sir Makluk uns empfangen hatte, führten zwei junge Männer einen lautlosen rituellen Tanz auf. Graziös umwickelten sie sich mit etwas, das wie fluoreszierende Papierschlangen aussah. Als wir näher kamen, merkte ich entsetzt, dass es sich um Gedärm handelte, das die Burschen einander mit nachdenklichem Gesicht aus dem Bauch zogen. Es gab kein Blut, und sie hatten - wie ich annahm - auch keine Schmerzen. Die Innereien funkelten im Halbdunkel des großen Saals und spiegelten sich im Strahl des Springbrunnens.
    »Denen ist nicht zu helfen«, flüsterte Juffin und hielt die Szene mit behutsamer Geste per Zauberspruch an. Nachdem er das einmal getan hatte, war es nicht nötig, die Prozedur jedes Mal zu wiederholen, denn der Zauber folgte ihm wie die Schleppe eines Kleides, und ich ... nun ja ... ich half ihm, sich mit dieser Schleppe fortzubewegen. Kaum war auf die übrigen Zimmer auch nur der Schatten des Zaubers gefallen, verhielten die Diener sich auch dort wieder normal.
    Ein Ende unseres Streifzugs durchs Haus war nicht abzusehen. Manchmal spürte ich ein Verlangen nach Blut, war aber zu sehr mit der Abwehr wütender Alltagsgegenstände beschäftigt, die eine echte Vorliebe für uns entdeckt hatten. Vor allem erzürnte mich die Attacke eines dicken Buchs namens Chroniken von Uguland.
    »Dich hab ich schon gelesen, hau ab«, rief ich und wehrte die wütende Wissensquelle mit einem massiven Spazierstock ab, den ich mir klugerweise am Anfang des Rundgangs besorgt hatte.
    In einem der Zimmer sah ich mein Bild im Spiegel und

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