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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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doch nur bewiesen, dass er ein Verbrecher ist«, sagte Melamori rasch und lächelte uns unwiderstehlich an. »Damit müssten Sie doch zufrieden sein!«
    »Seien Sie unbesorgt - ich habe auch ohne Ihre Hilfe genug Freude am Leben. Weil das lange Nichtstun Sie verrückt gemacht hat, gehen Sie für drei Tage ins Cholomi-Gefängnis und helfen dem Kommandanten dort beim Durchforsten des Archivs. Sie sind für solche Aufgaben ideal, denn Ihre Familie hat viel Erfahrung, was Geheimnisse anlangt. Wenn hier was passiert, sag ich Ihnen gleich Bescheid. Jetzt flehen Sie die Dunklen Magister um ein blutiges Verbrechen an, und denken Sie daran, ein Präsent für Sir Kamschi mitzunehmen. Schenken Sie ihm etwas aus dem Vorratskeller Ihres Großvaters Kima. Das verpflichtet ihn zu nichts, übertrifft aber seine kühnsten Erwartungen. Und jetzt ab ins Gefängnis!«
    Lady Melamori rollte die Augen wie eine Märtyrerin. »Sehen Sie, Sir Max? Diese Dienststelle ist das Bollwerk der Tyrannei! Wegen eines harmlosen Scherzes gleich drei Tage nach Cholomi zu müssen!«
    »Tyrannei?«, fragte Sir Juffin und lächelte tückisch. »Der alte Kommandant wird Ihnen einen königlichen Empfang bereiten. Seinen Koch kennen Sie noch nicht, oder?«
    »Natürlich kenne ich ihn! Nur seinetwegen habe ich in diesem Büro noch kein Gift geschluckt.« Melamori geriet ins Stocken und fügte schuldbewusst hinzu: »Sir Juffin, ich bitte um Verzeihung! Fuflos ist einfach ein solcher Dummkopf, dass ich mich nicht habe beherrschen können.«
    »Das kann ich mir gut vorstellen«, meinte Juffin und kicherte erneut.
    Ich hatte das Gefühl, Lady Melamori wäre straflos ausgegangen, wenn sie ein wenig dreister gewesen wäre.
    Bevor die schöne Verbrecherin mit dem Dienst-A-Mobil nach Cholomi fuhr, flüsterte sie mir im Vorbeigehen zu, sie sei nicht immer so. Das glaubte ich nur zu gern.
    »Nun, Max«, begann Juffin gelangweilt, »heute muss ich dir mein offizielles Gesicht zeigen. Aber zuerst stelle ich dir Kurusch vor.«
    Die Geschichte des Verbrechens von Lady Melamori hatte mich so beschäftigt, dass ich den eulenartigen Vogel, der mit wichtiger Miene auf der Rückenlehne eines Stuhls saß, erst jetzt bemerkte. Der Buriwuch - denn um einen solchen handelte es sich - sah mich lange und aufmerksam an.
    »Nichts zu meckern - der taugt was!«, kam es endlich aus seinem Schnabel, und ich begriff, dass es um mich ging.
    »Danke, Buriwuch«, wollte ich in scherzhaftem Ton sagen, doch meine Stimme klang sehr ernst.
    Juffin nickte. »Das ist ein großes Lob, Max! Du hättest hören sollen, wie er über andere geurteilt hat.«
    »Was haben Sie denn da so gesagt?«, fragte ich interessiert.
    »Dienstgeheimnis!«, teilte Kurusch gelassen mit. »Und jetzt an die Arbeit!«
    Meine Aufgabe bestand darin, etwas in einer unverständlichen Sprache zu sagen. Wie sich herausstellte, handelte es sich dabei um eine uralte Zauberformel, deren Kraft mich angeblich für immer an die Interessen der Krone band.
    »Aber ich merke gar nichts!«, sagte ich verwirrt, nachdem ich die Formel ausgesprochen hatte.
    »Musst du auch nicht«, meinte Juffin. »Als ich die Formel aufsagte, ist auch nichts Besonderes passiert. Kann sein, dass es nur Aberglaube ist, aber vielleicht funktioniert es ja tatsächlich. Gib Acht - ich lese dir jetzt in Gegenwart unseres Kurusch eine dienstliche Anweisung vor. Du brauchst sie nicht zu verstehen. Denk einfach an etwas Angenehmes, denn das Ganze dauert ziemlich lange. Notfalls wiederholt Kurusch die eine oder andere Passage für dich. Stimmt's, mein Süßer?«, fragte Juffin und sah den Vogel zärtlich an. Das Tier spreizte stolz die Flügel.
    Ich möchte den Inhalt dessen, was ich vorgelesen bekam, nicht im Einzelnen berichten. Es ging ungefähr darum, dass ich zu allem verpflichtet sei, was ich tun solle, und auf keinen Fall tun solle, was ich nicht dürfe. Damit solche Binsenweisheiten in mein Ohr drangen, hatte ein am Hofe lebender Bürokrat ein paar Blätter bestes Papier verbraucht. Sir Juffin opferte eine halbe Stunde, mir das literarische Meisterwerk vorzutragen, und beendete seinen Auftritt mit einem erleichterten Seufzer. Ich tat es ihm nach. Buriwuch Kurusch hingegen schien das Ganze richtig Spaß gemacht zu haben.
    »Warum arbeitet ihr klugen Vögel eigentlich für die Menschen?«, wollte ich wissen. Diese Frage hatte mich schon eine halbe Stunde beschäftigt.
    »Da wir nur wenige sind, fällt es uns schwer, uns allein durchzuschlagen«, antwortete das

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