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Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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wieder die ganze Nacht niemand verhaftet wird. Also, fahren wir!«, meinte ich dann zum Chauffeur, und wir verschwanden.
    »Danke, Sir Max!«, erklärte der bejahrte Mann und verbeugte sich vor mir.
    »Warum erlauben Sie ihm, Sie so anzubrüllen? Er sieht zwar gefährlich aus, aber Sie arbeiten doch für den König und für Sir Juffin! Sie sind eine wichtige Person, mein Freund.«
    »General Bubuta Boch nimmt so was nicht zur Kenntnis. Es nervt ihn, wenn ein A-Mobil zu nah am Eingang steht, obwohl sein Fahrer beinahe im Korridor parkt.«
    »War das General Bubuta Boch? Hoppla!«
    Der Poltergeist hatte mich stark an meinen ehemaligen Vorgesetzten erinnert, und ich empfand eine merkwürdige Befriedigung. Ihre Zeit ist vorbei, mein Herr!
    Sir Max zeigt Ihnen, wo es langgeht! Schadenfreude ist zwar gehässig, aber ich bin ja auch kein Engel, sondern ein Mensch.
    Erst zu Hause merkte ich, wie müde ich war. Die angenehmste Bettwäsche des Vereinigten Königreichs stand mir zur Verfügung. Aber was war mit meinen Träumen los? Man könnte sagen, sie hätten mich verraten.
    Von Kindesbeinen an waren Träume ein wichtiger Teil meines Lebens. Immer hat ein Alptraum mich stärker aus der Bahn geworfen als reale Unannehmlichkeiten. Und an diesem Morgen quälte mich ein echtes Schreckgespenst.
    Zuerst träumte ich, nicht einschlafen zu können - kein Wunder, denn ich lag auf dem Tisch im Wohnzimmer und ähnelte einem appetitlichen Mittagessen. Durchs Fenster sah ich das Nachbarhaus, ein echtes Meisterwerk, das mich am ersten Abend so begeistert hatte. In der Traumwirklichkeit aber spürte ich tiefe Abscheu vor dem Gebäude. Hinter den dreieckigen Fenstern war es dunkel, und das ließ nichts Gutes vermuten. Ich wusste, dass die Hausbesitzer lange tot waren, doch im Traum kamen sie mir lebendig vor. Gefährlich waren sie allerdings nicht.
    Lange Zeit passierte nichts. Ich konnte mich nicht rühren, und auch das missfiel mir. Die Ahnung, dass etwas geschehen würde, beunruhigte mich noch mehr. Irgendwas kam sogar schon aus unbestimmter Ferne langsam auf mich zu. Es brauchte nur Zeit - und die war reichlich vorhanden.
    Das Warten zog sich ins Unendliche. Ich hatte den Eindruck, so sei es immer gewesen und so würde es auch bleiben. Doch irgendwann gelang es mir aufzuwachen.
    Ich hatte Kopfweh und war schweißgebadet, aber erleichtert. Wie angenehm es war, wieder wach zu sein! Ich wühlte kurz im Schrank und fand eine Flasche Kachar-Balsam. »Damit musst du sparsam umgehen, Max. Es eignet sich nicht zum täglichen Genuss«, hatte Sir Juffin mich oft belehrt. Aber mein Körper brauchte eine Stärkung, und ich wollte ihn nicht foltern. Ein dummer Traum konnte mir die seelischen Kräfte einer ganzen Woche rauben. Also trank ich davon, fühlte mich gleich besser und durfte annehmen, dass es so bliebe. Ich lächelte in die Nachmittagssonne und ging nach unten, um die Stärkung mit einem Bad und einer guten Tasse Kamra abzurunden.
    Eine Stunde später war ich wieder fit. Ich wurde bestimmt noch nicht im Büro erwartet. Eine halbe Stunde verbrachte ich mit einem Buch auf dem Schoß im Wohnzimmer. Diesmal fand ich den Ausblick nicht so hübsch, entschied mich aber dennoch, dem Fenster nicht den Rücken zu kehren.
    Endlich begriff ich: So ging es nicht weiter. Ich legte den dritten Band der Enzyklopädie von Sir Manga Melifaro beiseite, trat auf die Straße und näherte mich behutsam dem Nachbarhaus. Meine Hand berührte den nagelneuen Dolch mit dem Zeiger im Griff. Ich sah mich um. Das Gebäude war unschuldig wie ein Kind. Hier gab es lediglich Schwarze Magie des erlaubten zweiten Grades. Vielleicht wollte jemand frische Kamra zubereiten oder Butterdosen säubern.
    Doch mein Herz sagte mir etwas anderes. »Das ist ein übler Ort«, flüsterte es mir erschrocken zu. In letzter Zeit hatte sich der Muskel als guter Berater erwiesen. Womöglich sollte ich seine Meinung berücksichtigen? Aber ich wollte unbedingt meine Ruhe haben und ungestört leben.
    »Vielleicht sollte ich mir spät in der Nacht keine grausamen Geschichten mehr anhören«, versuchte ich, mir einzureden.
    Um mich abzulenken, ging ich mit meinem neuen Spielzeug durch die Nachbarschaft und überprüfte, ob in den Häusern ringsum die Bestimmungen der Epoche des Gesetzbuchs eingehalten wurden. Mein Dolch zeigte überall nur Werte an, die Treue und Loyalität bewiesen. Offenbar beschäftigte man sich hier einzig mit kulinarischen Experimenten. Schwarze Magie zweiten Grades sickerte

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