Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
buchstäblich aus allen Fenstern. Als der Zeiger begann, zwischen der erlaubten Zwei und der unerwünschten Drei hin und her zu springen, schaute ich mich aufmerksam um. Ich stand vor einem kleinen Wirtshaus mit dem bedrohlichen Namen Zum gesättigten Skelett, hatte den Eindruck, der Koch sei begeistert bei der Sache, und ging dort frühstücken. Das Fressfass ist ein heiliger Ort, aber ein wenig Abwechslung würde mir guttun.
Trotz meiner Alpträume hatte ich mehr Appetit als üblich. Am Nachbartisch tuschelten zwei Tantchen über eine gewisse Lady Alata, die am Morgen beim Einkäufen bestohlen worden sei. »Das geschieht dieser gierigen Zicke recht!« In Gedanken hatte ich Mitleid mit der unglücklichen Frau, denn ich wusste ja, welcher Herr sich berufen fühlen würde, ihr Vermögen wieder zu beschaffen, und hatte viel von ihm gehört. All das aber hatte keinen Einfluss auf meinen Appetit.
Nachdem ich gefrühstückt hatte, ging ich langsam zur Arbeit, streifte dabei gemütlich durch die Altstadt und gab all mein Taschengeld für unnötige, aber bezaubernde Kleinigkeiten aus. In meiner Heimat glaubt man, Einkäufen rette Hausfrauen vor ermüdender Routine und tödlichem Stress. Das gilt aber auch für Detektive, die nächtliche Alpträume hinter sich haben.
Mit vielen Paketen beladen, kam ich eine halbe Stunde zu früh ins Haus an der Brücke.
»Willst du dein Nest verschönern, du Schrecken der Ordnungshüter?«, fragte Juffin freundlich und besah sich meine Einkäufe. »Weißt du, Max - Bubuta glaubt, wer ihn so heftig angepöbelt hat wie du, müsse dazu berechtigt gewesen sein. Jetzt hat er Respekt vor dir, träumt aber garantiert davon, dich zu erwürgen. Alle Achtung, Junge. Hat dir sein Tobsuchtsanfall eigentlich gefallen?«
»Er hat sich schwer danebenbenommen! Ein höherer Staatsbeamter darf so was nicht tun. Ich werde hier Ordnung schaffen!«, rief ich, machte ein entschlossenes Gesicht und fügte lächelnd hinzu: »Ich wollte ja schon immer die Macht ergreifen!«
»Tolle Idee«, meinte Juffin träumerisch. »Vielleicht gelingt es sogar uns beiden. Aber was hast du, Max? Du siehst nicht gut aus.«
»Das haben Sie so schnell gemerkt?«, fragte ich und sah ihn verwirrt an.
»Natürlich. Hoffentlich hat Bubuta keine Hexe engagiert ... Ach, was rede ich denn da! Im Grunde genommen ist er die Gesetzestreue in Person. Er erlaubt zwar seiner Frau, sich mit Magie zu beschäftigen, hält sich selber aber davon fern. Also - was ist los, Max?«
Ich war froh, alles erzählen zu können. Vielleicht war ich ja deshalb so früh zur Arbeit gekommen.
»Es ist nicht viel passiert, doch ich hab ein kleines Problem. Ich hab schlecht, ja widerlich geträumt - keine besonders grausamen Sachen, aber ich hab es als abscheulich empfunden.«
»Hast du das Haus nach dem Aufwachen überprüft?«
»Ja, es war Schwarze Magie zweiten Grades. Ich vermute, meine Nachbarn haben bloß Kamra gemacht. Aber Sie wissen doch, dass der Zeiger manchmal irrt, Juffin.«
»Stimmt, das hab ich schon bemerkt. Du solltest versuchen, dein Zimmer durch Magie gegen äußere Einflüsse abzuschotten. Der Zeiger darf dann nicht bei Null stehen bleiben, sondern muss deine magische Aktivität vermelden. Theoretisch ist es möglich, andere Einflüsse auszuschalten, aber wer hat schon so viel Kraft? Ich jedenfalls nicht. Ich bin nicht der größte Zauberer der Welt, allerdings auch nicht der schwächste. Aber egal - du hast also etwas Abscheuliches gespürt?«
»Mehr als das. Mein Herz hat mir zugeflüstert, ich solle auf der Hut sein.«
»Na schön, Max. Auf dem Nachhauseweg schau ich bei dir vorbei. Es ist ein wenig zu früh, etwas zu unternehmen. Ich habe sogar meinem Tagesantlitz die Erlaubnis gegeben, eine Woche auf dem elterlichen Landgut zu bleiben. Und Sir Lonely-Lokley hat Urlaub genommen, um nach Hause zu fahren, was seit Jahrzehnten nicht passiert ist. Gehen wir also ins Fressfass und trinken wir einen Krug Kamra. Und du passt gut auf alles auf, Kurusch! Später bringt Max dir ein kleines Geschenk mit, und ihr könnt ein wenig durchs große Archiv spazieren. Bis dann! Mein Herz sagt mir, dass diese Nacht noch ruhiger wird als die letzte, falls das überhaupt möglich ist. Gehen wir, Max.«
»Vergiss dein Mitbringsel nicht«, ermahnte mich Kurusch so gelassen wie Regen.
Im Wirtshaus war Juffin ganz väterliche Fürsorge und ging rasch meine unbedeutenden Probleme durch.
»Weißt du, Max: Egal was passiert ist - du bist keiner, der
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