Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling
wegen Verdauungsschwierigkeiten gleich Alpträume bekommt. Und bis jetzt waren deine Träume alles andere als gewöhnlich. Wenn sich das wiederholt, wäre es besser, du bleibst zwei, drei Tage bei mir, bis wir alles geklärt haben.«
»Vielen Dank, Juffin, aber warum sollte ich so rasch wieder zu Ihnen ziehen? Mein Leben lang habe ich von einem eigenen Haus geträumt, wo das Schlafzimmer oben, das Wohnzimmer unten ist, die Treppe quietscht und es keine überflüssigen Möbel gibt. Jetzt habe ich es. Also möchte ich es noch etwas genießen!«
»Gut, du willst also zu Hause schlafen und ein halbes Dutzend Alpträume pro Nacht bearbeiten, ja?«, fragte Juffin streng.
»Das will ich natürlich nicht. Aber vielleicht war das der erste und letzte Alptraum. Jeder kann doch einfach so mal einen haben.«
»Und dein Herz hat auch einfach nur so gestreikt? Einfach so, Max, werden nur kleine Kätzchen geboren.«
Bei dieser Binsenweisheit sprang ich auf. »Hier gibt es also auch Katzen?«
»Wieso denn nicht?«
»Weil ich noch keine gesehen habe.«
»Wie solltest du auch! Schließlich bist du noch nie aus der Stadt gekommen. Katzen hält man doch nicht im Haus. Kühe und Schafe übrigens auch nicht.«
»Merkwürdig. Habt ihr hier falsche Katzen?«
»Ihr habt falsche Katzen! Unsere Katzen sind die richtigsten des Weltalls!«
Mit diesen fröhlichen Worten trennten wir uns. Sir Juffin spazierte durch die Straße der alten Münzen, und ich fuhr zum Haus an der Brücke, um zu faulenzen. Kurusch bekam von mir eine Pirogge mit Cremefüllung. Wie meine Kollegen behaupteten, schwärmte der Vogel dafür. Doch schnell war klar, dass er sich den Schnabel nicht allein von der klebrigen Creme säubern konnte, und ich musste das ganze Gebäude auf den Kopf stellen, um eine Serviette zu finden.
Dann ging ich nach oben und unterhielt Sir Lukfi Penz und etwa hundert Buriwuche bis zum Abend mit aus dem dritten Band der Enzyklopädie von Sir Manga Melifaro geplünderten Geschichten über die Leeren Länder. Als es schon richtig dunkel war, wollte Sir Lukfi nach Hause gehen. So erfuhr ich, dass sein Arbeitstag vom Mittag bis zum Einbruch der Dämmerung dauerte. In der übrigen Zeit wollten die Vögel nicht gestört werden. Übrigens betrachteten andere Tiere unseren guten Kurusch als Sonderling. Sie fanden es unmöglich, die ganze Zeit mit Menschen zu verbringen.
Ich lud den sympathischen Sir Lukfi auf eine Tasse Kamra in mein Büro ein. Das stimmte ihn froh und traurig zugleich. Per Stummer Rede wandte er sich an seine Frau und sagte mir dann: »Meine Gattin ist bereit, noch eine Stunde zu warten. Danke für die Einladung, Sir Max! Verzeihen Sie, dass ich nicht gleich zugesagt habe. Aber wir sind noch nicht lange verheiratet und ...«, sagte er und blieb mit seinem Mantel an einer Klinke hängen, so dass ich ihn befreien musste.
»Sie brauchen mir nichts zu erklären«, meinte ich und lächelte herzlich. »Alles in Ordnung, mein Lieber!«
Als wir mein Büro betraten, rief ich den Boten. Der kam sofort angerannt und betrachtete mich devot. Begann hier etwa der Horrorfilm »Max, Fresser der Untergebenen«? Wenn ja: Gut so!
Lukfi schlürfte genüsslich an seinem Becher Kamra und tauchte den Ärmel darin ein. Um keine Zeit zu verlieren, fragte ich ihn gleich nach den Buriwuchen. Kuruschs Standpunkt hatte ich schon gehört - jetzt wollte ich die Meinung der anderen Seite erfahren.
»Die Vögel selbst haben mich zu ihrem Betreuer gewählt«, erzählte Sir Lukfi. »Warum sie das getan haben, mögen die Magister wissen! Jedenfalls ist das schon Jahre her. Ein Bote hat damals bei mir geklopft und mir die Einladung ins Haus an der Brücke überreicht. Die Tiere haben dann gesagt, sie seien mit mir zufrieden. Es hat auch andere Kandidaten gegeben, darunter einen Verwandten der Königlichen Ratgeberin, aber sie wollten mich. Weißt du noch, warum, Kurusch?«
»Ich hab dir das doch schon tausend Mal gesagt: Weil du alle Vögel voneinander unterscheiden kannst.«
»Kurusch, du bist genauso ein Witzbold wie Sir Juffin. Wer könnte euch nicht unterscheiden?«
»Mir würde das bestimmt schwerfallen«, gab ich verblüfft zu.
»Eben. Ich sag ihm das seit mehr als hundert Jahren, und er glaubt mir nicht«, knurrte Kurusch. »Für einen Menschen ist sein Gedächtnis wirklich ziemlich gut.«
»Ich habe wohl tatsächlich ein gutes Gedächtnis«, meinte Lukfi zufrieden. »Aber ich habe mein Leben lang gedacht, andere hätten ein schlechtes Gedächtnis
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