Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling

Titel: Das Echo Labyrinth 01 - Der Fremdling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
Vom Netzwerk:
Er ist ein ausgezeichneter Killer. Wer dem Tod so nahe steht wie er und doch spürt, dass er keine Gefahr darstellt, ist etwas Besonderes und erlebt ein unbestreitbares Gefühl von Machtvollkommenheit. Schwindel erregend!
    Auf der Schwelle zum rosa Hühnerstall verlor sich meine unangebrachte Hochstimmung. Ein weiteres kleines Männchen klebte am Bauch eines dicken alten Mannes und schmatzte seltsam sinnlich. Anscheinend schmeckten ihm die Innereien des Alten prächtig. Zum Glück beendete Lonely-Lokley diese Idylle schnell. Hätte er auch nur ein paar Sekunden gezögert, dann hätte ich mich sicher von den Piroggen, die ich Stunden zuvor gegessen hatte, verabschieden müssen.
    »Donnerwetter! Das ist doch Krello Schir!«, staunte Juffin und näherte sich dem entstellten Leichnam. »Schade um den Armen. Ich hätte nie gedacht, dass Dschuba sich einen so ausgezeichneten Koch leistet. Schließlich ist er nur ein bescheidener Künstler!«
    Wir gingen ins Schlafzimmer. Der Anblick, der sich uns dort bot, wäre es wert gewesen, in Bronze verewigt zu werden. In die Reste seines Lochimantels gehüllt, versuchte der tapfere Sir Melifaro, ein kleines, sich wütend windendes Männchen zu zerbrechen. Gut ein weiteres Dutzend lebloser Körper diente seiner Heldentat als Hintergrund. Sir Lonely-Lokley sprang in den Flur zurück.
    »Wo ist denn Melifaros ewiges Lächeln geblieben?«, fragte ich verblüfft.
    Melifaro schüttelte feierlich den kleinen, kopflosen Körper, den er in Händen hielt, und fing dann tatsächlich an zu lächeln. Er überlegte wohl, wie das Ganze auf seine Betrachter wirken mochte.
    »Zu den Magistern mit dir, Max! Ich hab Lonely- Lokley gerade per Stummer Rede gesagt, er soll die restlichen Männchen fangen.«
    »Die restlichen Männchen!?«
    »Zwölf sind mir schon entkommen. Auch Dschuba ist die Flucht gelungen. Aber was ihn anlangt, mache ich mir keine Sorgen: Männer, die ihr keine Aufmerksamkeit schenken, mag unsere Lady Melamori nicht. Solche Typen findet sie sogar noch unter der Erdoberfläche.«
    »Was sind diese Zwerge eigentlich für Missgeburten? Kannst du mir das erklären, mein Gnom-Bezwinger?«
    »Wieso Missgeburten? Die sind doch ganz nett! Schau sie dir nur mal genau an!«, meinte Melifaro und reichte mir den kleinen Kopf, den er vom Rumpf des letzten Männchens getrennt hatte. Ich verzog vor Ekel die Miene, doch dann merkte ich, dass er aus Holz war. Er hatte wirklich ein hübsches Gesicht - sündige Magister!
    »Ist das eine Puppe? So eine, wie du sie Lady Melamori geschenkt hast?«
    »Ja. Davon gab es mindestens zwölf, doch irgendwann sind sie fuchsteufelswild geworden. Als wir kamen, wollten sie Dschuba umbringen oder ihn wenigstens bis in alle Ewigkeit verfluchen. Es war eine Qual, den Armen auch nur anzusehen.«
    »Gehen wir, Jungs«, unterbrach Juffin unser nettes Gespräch. »Wir sind Sir Schürf natürlich nicht ebenbürtig, aber jeder soll tun, was in seiner Macht steht. Wo ist eigentlich unser tapferer Sir Schichola? Ist er etwa desertiert?«
    »Beinahe ... Ach was, kleiner Scherz. Er hat nur Verstärkung angefordert und springt inzwischen an der Spitze einer großen Polizeieinheit von einem Dach aufs andere. Ich hoffe, sie haben mindestens ein paar Puppen eingefangen. Helfen Sie mir bitte, Juffin - ich bin heute einfach nicht in Form.«
    Gebannt verfolgte ich, wie Sir Juffin mit den Fingerspitzen über Melifaros zerstochene Hände strich. Der Arme verzerrte leidend das Gesicht.
    »Das ist nichts Ernstes. Mit meinem Magen steht es schlimmer.«
    »Ach so«, meinte Juffin und fuhr mit den Händen dorthin, wo Melifaros grellgelber Mantel einen purpurroten Fleck hatte. »Na so was, mein Junge. Was wollten diese hirnlosen Geschöpfe denn mit deinem Bauch? Und da kannst du immer noch stehen? Respekt! Na ja, diese Wunde hab ich jetzt auch repariert. Du hast wirklich Glück gehabt, dass sie so hoch gesprungen sind ... Wenn sie sich etwas weiter unten verbissen hätten, hätte ich dich nicht so leicht wieder zusammenflicken können.«
    »Ihnen wünsche ich einen Vampir an den Hals, Juffin. Halten Sie das für einen guten Witz?«
    »Jedenfalls ist er nicht schlechter als deine. Na schön. Gehen wir.«
    Kaum waren wir wieder auf der Straße, schien es, als ginge die Welt unter. Ein kleiner Knirps humpelte winselnd an mir vorbei. Entsetzt stellte ich fest, dass ihm mit fast unhörbarem Zischen eine kleine Figur nachtrippelte, die in der Dämmerung so sehr einer Ratte ähnelte, dass ich mich

Weitere Kostenlose Bücher