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Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge

Titel: Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Frei
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während der muntere, mit einer leuchtenden Glatze geschlagene Zebi Chipilosis die Interessen der bürgerlichen Kaufleute vertrat. Vielleicht war es auch umgekehrt, aber ich kann mir nicht alles merken.
    Danach unterhielt ich mich mit Joka Jochtochop, dem Polizeichef der Insel Murimach. Juffin hatte mir mal erzählt, Sir Joka verfüge über das absolute Gedächtnis und erkenne die Dinge, wie sie wirklich sind - genau wie unser Lukfi Penz. Doch anders als der Freund der Buriwuche wirkte der Sheriff von Murimach eher wie ein übertrieben pflichtbewusster Soldat, den auch sein lustiger Dialekt nicht zu einem angenehmen Zeitgenossen machen konnte.
    Am Ende des Empfangs kam Sir Togi Rachwa zu mir, der Ehrwürdige Leiter von Landland, der bei vielen den Spitznamen »Goldenes Auge« trug. Eins seiner Augen war tatsächlich so bernsteinfarben wie die der Buriwuche, während das zweite die in Echo allgemein übliche Farbe aufwies, also grau war.
    Sir Togi hatte als Leiter von Landland hervorragende Arbeit geleistet und die Provinz binnen weniger Jahre zu einem der reichsten Gebiete des Vereinigten Königreichs gemacht. Die jährlich stattfindende Messe in Numbana zum Beispiel war ein wirtschaftliches Großereignis. Man sagte ihm nach, er sei zwar kein ökonomisches Genie, doch sein bernsteinfarbener Blick lasse Obst, Gemüse und Getreide dieses kargen Landes so üppig gedeihen, dass mehrmals im Jahr geerntet werden könne.
    Der offizielle Teil des Empfangs näherte sich dem Ende, und meine ehrwürdigen Gäste verließen nacheinander die Residenz. Offenbar zogen sie es vor, anderswo zu Abend zu essen. Auch ich spürte mächtigen Hunger, musste mich aber zunächst noch mit meinen Untertanen treffen, um ihre Geschenke in Empfang zu nehmen. Wie herrlich wäre es gewesen, wenn sie ein paar süße Piroggen für mich vorbereitet hätten, aber das war reines Wunschdenken. Genauso vergeblich hätte ich hoffen können, dass es Edelsteine hagelt.
    Ich ging zu Sir Juffin, der mit dem Empfang sichtlich zufrieden war.
    »Es wäre schön, wenn Sie die Regie des restlichen Abends übernehmen würden«, sagte ich. »Sie können das sicher viel besser. Ich stoße erst später zu Ihnen, denn ich habe noch einen Termin mit meinen Untertanen. Vielleicht bekomme ich die kostbaren Reste ihres Throns überreicht.«
    »Geschenke sind heilig«, sagte mein Chef. »Und merke dir: Einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul.«
    »Womöglich verehren sie mir obendrein noch einen Kanten trocknes Brot. Mein Leben lang habe ich erfahren wollen, was Könige essen, und endlich ist die Gelegenheit da.«
    »Trocknes Brot kann auch ich dir schenken. Aber wie ich dich kenne, wirst du diese Kleinigkeit mächtig aufbauschen und jungen naiven Mädchen von deinem königlichen Leben erzählen.«
    Leider konnte ich das wunderbare Gespräch mit meinem Chef nicht fortführen, sondern musste ins ehemalige Büchermagazin. Dort saßen die Abgesandten des berühmten Volkes der Chencha friedlich auf dem Boden und verzehrten ihre Piroggen. Die Nomaden waren von Kopf bis Fuß mit süßer Creme bekleckert wie sonst nur Kurusch, der große Freund süßen Gebäcks.
    Als sie mich sahen, sprangen sie panisch auf.
    »Esst nur in Ruhe zu Ende«, sagte ich mit der Stimme einer gütigen Großmutter. »Ich freue mich, wenn sich meine Untertanen gut ernähren.«
    Daraufhin nahm jeder meiner Besucher zwei Piroggen in die Hände und mümmelte geruhsam weiter. Offenbar hatten sie meine Höflichkeitsfloskel als Befehl aufgefasst. Der blinde Gehorsam dieser Nomaden erschütterte mich.
    »Barcha und Fajriba, kommt bitte zu mir«, sagte ich. »Wir müssen über die Zukunft reden. Ihr könnt natürlich gern bis zu eurer Abreise hier im Palast bleiben. Ich übernachte derweil woanders. Wann wollt ihr eigentlich nach Hause zurück?«
    »Wann immer Ihr es uns befehlt, Herr«, antwortete Barcha Batschoj und sah mich erstaunt an. In seinen Augen stand blankes Unverständnis über meine Frage.
    »Dann macht euch morgen auf die Heimreise«, erklärte ich. »Schließlich habt ihr all meinen Landsleuten gute Nachrichten zu überbringen. Und nun gebt mir bitte eure Geschenke«, fügte ich hinzu und nahm mir eine Pirogge. Eigentlich mag ich keine rosige Füllung mit Honiggeschmack, aber Not kennt kein Gebot. Kaum war ich König geworden, musste ich mit Leckerbissen vorliebnehmen, denen ich sonst weiträumig ausgewichen wäre.
    »Darf ich zuvor mit Euch sprechen, Herrscher von Fangachra?«, fragte mich

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