Das Echo Labyrinth 05 - Einfache Zauberdinge
der alte Fajriba leise und traurig.
»Natürlich«, sagte ich nickend. »Es ist leicht, sich mit mir zu unterhalten.«
»Genauso leicht, wie mit dem Tod ein Gespräch zu führen«, sagte der Alte streng. »Jahrhundertelang sagen wir zu ihm: »Hol mich bitte noch nicht heute«, und er lässt uns brav in Ruhe, doch eines Tages erfüllt er seine Pflicht, und zwar endgültig. Aber eigentlich wollte ich mit Euch über etwas anderes reden. Wir haben Euch etliche Geschenke mitgebracht, ohne Eure Vorlieben zu kennen. Außerdem wissen wir nicht mal, ob Ihr all diese Sachen braucht. Aber es entspricht eben der Überlieferung, dem neuen König Geschenke zu überreichen. Ich möchte Euch also bitten, sie anzunehmen - auch wenn sie Euch nicht alle gefallen sollten. Wenn der Herrscher die Geschenke seines Volkes ablehnt, fällt über seine Untertanen ein Fluch. Ich glaube nicht, dass Ihr uns etwas Böses wünscht, aber Ihr seid unter Barbaren aufgewachsen und kennt offenbar längst nicht alle Gesetze Eures Landes. Wir haben lange genug unter einem Fluch gestanden, Herr - lasst uns das bitte nicht schon wieder erleben.«
Er wandte sich an seine Landsleute, die noch immer pflichtbewusst an ihren Piroggen kauten.
»Holt eure Geschenke heraus. Der Herrscher ist bereit, sie zu empfangen.«
Zuerst bekam ich einige Körbe voll exotischer Frucht-und Gemüsesorten. Besonders erfreut war ich über einen riesigen Kürbis, den ich eifrig beschnupperte. Ich hatte zwar gute Erfahrungen mit der Küche des Vereinigten Königreichs gemacht, aber noch nirgendwo Kürbisse gesichtet.
»Toll«, rief ich begeistert. »Wenn ihr wüsstet, wie sehr ich Kürbis mag!«
»Kürbis? Das ist eine Steppenhimbeere! Habt Ihr das etwa vergessen?«, fragte der alte Mann, schüttelte erstaunt den Kopf und sah aus wie ein strenger Biologielehrer, der gerade den schwächsten Schüler der Klasse prüft.
Ich wollte den Korb mit der Steppenhimbeere anheben, doch der erste Versuch misslang, und auf einen zweiten verzichtete ich weise.
Natürlich beschränkten sich die Geschenke nicht auf Gartenfrüchte. So wurde ich stolzer Besitzer handgeflochtener Körbe, bunter Tücher, kurzer Hosen und anderer exotisch anmutender Kleidung. Manches sah neu, manches aber verdächtig getragen aus. Offenbar hatten die Mitglieder der offiziellen Gesandtschaft einige meiner Untertanen splitternackt ausgezogen. Innerlich zuckte ich zusammen, sagte aber kein Wort. Schließlich hatte ich dem alten Fajriba versprochen, alle Geschenke anzunehmen.
Mein Durchhaltevermögen wurde belohnt. Einer der Nomaden verehrte mir einen riesigen Hund mit zotteligem Fell. Er sah aus wie ein schneeweißer Bobtail, war aber fast so groß wie ein ausgewachsenes Nilpferd. Das gutmütig wirkende Monstrum hechelte mit seiner enormen Zunge.
»Sündige Magister, ist der schön!«, rief ich begeistert. »Ich habe immer davon geträumt, einen Hund zu haben, mir aber nie einen zugelegt. Offenbar habe ich geahnt, eines Tages so ein herrliches Exemplar geschenkt zu bekommen.«
»Das ist der schönste Schäferhund«, sagte Barcha Batschoj stolz. »Diese Hunde leben seit eh und je am Königshof. Da Ihr hier keines Schutzes bedürftig seid, Exzellenz, haben wir Euch nur eins dieser Tiere mitgebracht, um der Tradition wenigstens symbolisch Genüge zu tun. Normalerweise hat ein König hunderte davon.«
»Das habt ihr gut gemacht. Hundert Hunde dieses Kalibers - das wäre wirklich etwas viel.«
Ich kauerte mich neben den Hund und legte ihm behutsam die Hand auf die Mähne. Er sah mich unterwürfig an, drehte sich auf den Rücken und streckte alle viere in die Luft.
»Ihr wisst noch, wie man diese Tiere zähmen muss!«, rief Fajriba begeistert. »Nun ist er bereit, für Euch zu sterben.«
»Dazu kommt es hoffentlich nicht. Lebendig ist er mir entschieden lieber.«
»Wir freuen uns, Eure Wünsche erraten zu haben, und hoffen, dass Euch auch unser letztes Geschenk gefällt, Exzellenz.«
Ich hob den Blick und sah drei füllige Mädchen, die einander genau glichen. Sie wirkten tödlich erschrocken, hatten riesige Augen, eine schöne, lange Nase und kurz geschnittenes, dunkles Haar. Später erfuhr ich, dass die Frauen in den Leeren Ländern diesen Haarschnitt bevorzugen, da sie es für unter ihrer Würde halten, sich mit ihrer Frisur zu beschäftigen. Plötzlich fiel mir auf, dass vor mir nicht nur drei gleich aussehende Mädchen standen, sondern dass die drei fast perfekte Kopien von Liza Minelli waren. So ein Anblick
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